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Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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das Gespräch. Im Salon herrschte Schweigen. Gefilterte Luft kam leise zischend aus Lüftungsschlitzen und kühlte den Raum stärker, als mir lieb war. Wir saßen einige Augenblicke lang nur da und tranken Kaffee oder Mineralwasser. Dann eröffnete Elspeth Sansom das Bieten, indem sie fragte: »Gibt’s Neuigkeiten von dem verschwundenen jungen Mann?«
    Ich sagte: »Nicht viele. Er hat das Footballtraining geschwänzt, was selten vorzukommen scheint.«
    »An der USC ?«, fragte Sansom. Er hatte ein gutes Gedächtnis. Ich hatte die USC nur einmal nebenbei erwähnt. »Ja, das kommt selten vor.«
    »Aber dann hat er seinen Trainer angerufen und auf seinen Anrufbeantworter gesprochen.«
    »Wann?«
    »Gestern Abend. Zur Abendessenszeit an der Westküste.«
    »Und?«
    »Er ist offenbar mit einer Frau zusammen.«
    Elspeth sagte: »Das ist ja dann okay.«
    »Mir wäre ein richtiges Telefongespräch in Echtzeit lieber. Oder ein persönliches Treffen.«
    »Eine Nachricht ist Ihnen nicht gut genug?«
    »Ich bin von Natur aus misstrauisch.«
    »Worüber müssen Sie also mit uns reden?«
    Ich wandte mich an Sansom und fragte: »Wo waren Sie im Jahr 1983?«
    Er zögerte, nur einen halben Herzschlag lang, und in seinen Blick trat ein seltsamer Ausdruck. Nicht Schock, dachte ich. Nicht Überraschung. Vielleicht Resignation. Er sagte: »Im Jahr 1983 war ich Hauptmann.«
    »Danach habe ich nicht gefragt. Ich habe gefragt, wo Sie waren.«
    »Das darf ich Ihnen nicht sagen.«
    »Waren Sie in Berlin?«
    »Das darf ich Ihnen nicht sagen.«
    »Sie haben mir erklärt, Sie hätten eine blütenweiße Weste. Stehen Sie noch dazu?«
    »Uneingeschränkt.«
    »Gibt es etwas, das Ihre Frau nicht über Sie weiß?«
    »Jede Menge Dinge. Aber nichts Persönliches.«
    »Wissen Sie das bestimmt?«
    »Ganz sicher.«
    »Sie haben den Namen Lila Hoth nie gehört?«
    »Das habe ich Ihnen schon bestätigt.«
    »Sie haben den Namen Swetlana Hoth nie gehört?«
    »Niemals«, sagte Sansom. Ich beobachtete dabei sein Gesicht. Er wirkte sehr gefasst, schien sich leicht unbehaglich zu fühlen, aber das war die einzige erkennbare Gefühlsregung.
    Ich fragte ihn: »Haben Sie vor dieser Woche von Susan Mark gewusst?«
    »Nein. Auch das habe ich Ihnen schon gesagt.«
    »Haben Sie 1983 einen Orden bekommen?«
    Er gab keine Antwort. In dem Raum wurde es wieder still. Dann klingelte Leonids Handy in meiner Tasche. Ich spürte den Vibrationsalarm und hörte eine laute elektronische Melodie. Ich zog es aus der Tasche und sah auf den kleinen Bildschirm. Eine Nummer mit 212 als Vorwahl. Dieselbe Nummer, die schon im Anrufverzeichnis stand. Das Hotel Four Seasons. Also vermutlich Lila Hoth. Ich fragte mich, ob Leonid noch verschollen oder gerade zurückgekommen war und seine Story erzählt hatte, sodass Lila jetzt versuchte, mich direkt zu erreichen.
    Ich drückte planlos auf alle möglichen Knöpfe, bis das Klingeln verstummte, und steckte das Handy wieder ein. Zu Sansom sagte ich: »Entschuldigen Sie die Störung.«
    Er zuckte mit den Schultern, als wäre keine Entschuldigung nötig.
    Ich wiederholte: »Haben Sie 1983 einen Orden bekommen?«
    Er sagte: »Warum ist das wichtig?«
    »Wissen Sie, was 600-8-22 bedeutet?«
    »Vermutlich eine Army-Dienstvorschrift. Ich kenne nicht alle auswendig.«
    Ich sagte: »Wir sind immer davon ausgegangen, dass nur ein Dummkopf annehmen würde, das HRC besäße brauchbare Informationen über Einsätze der Delta Force. Und ich denke, dass das weitgehend richtig war. Aber doch nicht ganz richtig. Ich glaube, dass ein kluger Kopf, der unkonventionell denkt, das mit Recht erwarten könnte.«
    »Wieso?«
    »Nehmen wir mal an, jemand wüsste sicher, dass ein bestimmter Einsatz stattgefunden hat. Nehmen wir zudem an, er wüsste, dass er erfolgreich gewesen ist.«
    »Dann bräuchte er keine Informationen, weil er sie schon hat.«
    »Nehmen wir mal an, er wollte die Identität des Offiziers klären, der den Einsatz befehligt hat?«
    »Aber nicht durchs HRC . Ganz unmöglich. Einsatzbefehle, Gefechtsberichte und Ergebnismeldungen sind geheim und lagern in Fort Bragg hinter Schloss und Riegel.«
    »Aber was passiert mit Offizieren, die erfolgreiche Einsätze befehligen?«
    »Erzählen Sie’s mir.«
    »Sie bekommen Orden«, sagte ich. »Je wichtiger das Unternehmen, desto höher die Auszeichnung. Und die Army-Dienstvorschrift 600-8-22 schreibt in Paragraph neun, Unterabschnitt D vor, dass das Human Resources Command jede beantragte Ordensverleihung

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