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Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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erklärte ich Lila Hoth: »Wir treffen uns in einer Viertelstunde in der Halle Ihres Hotels.« Ich glaubte, es reiche aus, ihre Suite zu meiden, um vor Komplikationen irgendwelcher Art sicher zu sein. Dann klappte ich das Handy zu und ging geradewegs zum Taxistand des Sheraton.
    Die Halle des Four Seasons war in verschiedene Bereiche auf zwei getrennten Ebenen unterteilt. Ich fand Lila Hoth und ihre Mutter an einem Ecktisch in einem dezent beleuchteten getäfelten Bereich, der tagsüber ein Teesalon zu sein schien und abends vielleicht als Bar diente. Die beiden waren allein. Leonid war nicht mitgekommen. Ich kontrollierte die nähere Umgebung und entdeckte niemanden, der mir hätte Sorgen machen können. Keine unbekannten Männer in Anzügen mittlerer Preisklasse; niemand, der noch angelegentlich die Morgenzeitung studierte. Keine erkennbare Überwachung. Also nahm ich neben Lila und ihrer Mutter gegenüber Platz. Lila trug eine weiße Bluse zu einem schwarzen Rock – wie eine Bedienung in einer Cocktailbar, nur dass Stoff, Schnitt und Passform alles überstiegen, was eine Bedienung sich hätte leisten können. Ihre Augen, blau wie ein tropisches Meer, schienen im Halbdunkel zu leuchten. Swetlana trug ein weiteres sackartiges Hauskleid, dieses Mal in schlammigem Kastanienbraun. Ihre Augen wirkten glanzlos. Sie nickte vage, als ich mich ihr gegenübersetzte. Lila schüttelte mir ziemlich förmlich die Hand. Der Kontrast zwischen den beiden Frauen war in jeder Beziehung gewaltig. Natürlich was Alter und Aussehen betraf, aber auch in Bezug auf Energie, Lebhaftigkeit und Verhalten.
    Ich lehnte mich zurück, und Lila kam sofort zur Sache. Sie fragte: »Haben Sie den USB -Stick mitgebracht?«
    Ich sagte: »Nein«, obwohl das nicht stimmte. Ich hatte ihn mit meiner Klappzahnbürste und Leonids Handy in der Tasche.
    »Wo ist er?«
    »Anderswo.«
    »Sicher verwahrt?«
    »Völlig sicher.«
    Sie fragte: »Weshalb waren diese Männer hier?«
    Ich sagte: »Weil Sie in etwas herumstochern, das weiter geheim ist.«
    »Aber der Presseoffizier im Human Resources Command war ganz begeistert davon.«
    »Weil Sie ihn belogen haben.«
    »Wie bitte?«
    »Sie haben ihm erzählt, es gehe um Berlin. Aber das stimmt nicht. Im Jahr 1983 war die Lage Berlins nicht erfreulich, aber stabil. Ein zur Bewegungslosigkeit erstarrtes Tableau aus dem Kalten Krieg. CIA und KGB , MI6 und Stasi haben sich Scharmützel geliefert, aber die US Army ist dort nie sonderlich in Erscheinung getreten. Für unsere Jungs war die Stadt nur ein Urlaubsziel. Mit dem Zug hinfahren, die Mauer besichtigen. Klasse Bars und klasse Nutten. Vermutlich waren jedes Jahr zehntausend Kerle namens John in Berlin, aber sie haben nur Geld ausgegeben und sich vielleicht einen Tripper geholt, ganz bestimmt aber nicht gekämpft und sich Orden verdient. Deshalb ist es praktisch unmöglich, einen von ihnen aufzuspüren. Vielleicht war das HRC bereit, für den Fall, dass doch etwas herauskäme, etwas Zeit zu investieren. Aber das ganze Vorhaben war von Anfang an lächerlich. Deshalb kann Susan Mark Ihnen kein positives Ergebnis angekündigt haben. Sie kann Ihnen nichts über Berlin erzählt haben, das eine Reise nach New York gerechtfertigt hätte. Das ist einfach nicht möglich.«
    »Weshalb sind wir also hergekommen?«
    »Weil Sie es verstanden haben, Susan bei den ersten Telefongesprächen einzuseifen und als Freundin zu gewinnen. Und als Sie den richtigen Augenblick für gekommen hielten, haben Sie ihr gesagt, was Sie wirklich wollten. Und wo es zu finden war. Nur für ihre Ohren bestimmt. Etwas ganz anderes.«
    Eine arglose Frau, die nichts zu verbergen hatte, hätte impulsiv und offen reagiert. Vielleicht zornig oder gekränkt. Eine Amateurin hätte mit gespielter Empörung und erhobener Stimme zu bluffen versucht. Lila Hoth saß nur einen Augenblick still da. Hinter ihren Augen lief die gleiche blitzschnelle Reaktion ab, die ich schon bei John Sansom im Hotel O. Henry beobachtet hatte. Umplanen, reorganisieren, umgruppieren – alles in Sekundenschnelle.
    Sie sagte: »Diese Sache ist sehr kompliziert.«
    Ich äußerte mich nicht dazu.
    Sie sagte: »Aber völlig harmlos.«
    Ich sagte: »Erzählen Sie das Susan Mark.«
    Sie neigte den Kopf. Diese Geste kannte ich bereits. Graziös, höflich, leicht zerknirscht. Lila sagte: »Ich habe Susan um Hilfe gebeten. Sie war sehr gern dazu bereit. Dadurch hat sie offenbar Schwierigkeiten mit anderen Leuten bekommen. Also könnte man wohl

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