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Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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will mich ein bisschen exponieren, weil ich glaube, dass wir alle im selben Boot sitzen. Passen Sie also auf, Soldat. Ich war 1983 kein einziges Mal in Berlin. Ich habe 1983 keine einzige Russin kennengelernt. Ich bezweifle, dass ich das ganze Jahr über zu irgendwem freundlich gewesen bin. In der Army gibt’s jede Menge Typen, die John heißen. Berlin war ein beliebter Urlaubsort. Diese Person, mit der Sie gesprochen haben, sucht einen anderen Mann. So einfach ist die Sache.«
    Sansoms kleine Rede hing noch einen Augenblick in der Luft. Wir nippten an unseren Getränken und saßen schweigend da. Dann blickte Elspeth Sansom auf ihre Uhr. Ihr Mann beobachtete sie dabei und sagte: »Sie müssen uns jetzt entschuldigen. Uns steht eine anstrengende Bettelei bevor. Springfield bringt Sie gern hinaus.« Ein merkwürdiger Vorschlag, fand ich. Dies war ein öffentliches Hotel. Ich war mit dem gleichen Recht hier wie Sansom. Ich konnte selbst zum Ausgang finden. Ich würde keine silbernen Löffel klauen, und selbst wenn ich’s getan hätte, wären es nicht Sansoms Löffel gewesen. Aber dann wurde mir klar, dass Springfield Gelegenheit bekommen sollte, auf einem leeren Flur weiter mit mir zu sprechen oder mir vielleicht etwas auszurichten. Also stand ich auf und ging zur Tür. Schüttelte niemandem die Hand, verabschiedete mich auch nicht. Das schien diese Art Abschied nicht zu erfordern.
    Springfield folgte mir in die Hotelhalle hinaus. Er sagte nichts, schien aber etwas zu proben. Ich blieb stehen und wartete, bis er zu mir aufgeschlossen hatte und erklärte: »Sie müssen wirklich die Finger von dieser Sache lassen.«
    Ich fragte: »Wieso, wenn er doch nicht mal dort war?«
    »Weil Sie fragen werden, wo er sonst gewesen ist, um zu beweisen, dass er nicht dort war. Besser ist’s, wenn Sie’s gar nicht wissen.«
    Ich nickte. »Das betrifft auch Sie persönlich, richtig? Weil Sie mit ihm dort waren. Sie haben ihn überallhin begleitet.«
    Er nickte ebenfalls. »Lassen Sie einfach die Finger davon. Sie können es sich wirklich nicht leisten, den falschen Stein umzudrehen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil Sie ausradiert werden, wenn Sie’s tun. Sie existieren dann einfach nicht mehr. Sie verschwinden einfach – körperlich und bürokratisch. Das ist heutzutage möglich, wissen Sie. Dies ist eine ganz neue Welt. Ich würde mich gern daran beteiligen, aber dazu hätte ich gar keine Gelegenheit. Keine Chance. Weil ein ganzer Haufen anderer Leute sich zuerst auf Sie stürzen würde. Ich stünde in der Schlange so weit hinten, dass auch schon Ihre Geburtsurkunde vernichtet wäre, bevor ich an Sie herankäme.«
    »Welche anderen Leute?«
    Er gab keine Antwort.
    »Staatlich?«
    Er gab keine Antwort.
    »Diese Feds?«
    Er gab keine Antwort. Machte nur kehrt und marschierte zu den Aufzügen. Als ich auf die Seventh Avenue hinaustrat, klingelte Leonids Handy erneut.

35
     
    Ich stand mit dem Rücken zum Verkehr auf der Seventh Avenue und beantwortete den Anruf auf Leonids Handy. Ich hatte Lila Hoths Stimme im Ohr. Sanft, deutliche Aussprache, etwas gestelzte Ausdrucksweise. Sie fragte: »Reacher?«
    Ich antwortete: »Ja.«
    Sie sagte: »Ich muss Sie sehen, sogar sehr dringend.«
    »Weswegen?«
    »Ich fürchte, dass meine Mutter in Gefahr ist. Vielleicht auch ich selbst.«
    »Weshalb?«
    »Unten waren drei Männer, die am Empfang Fragen gestellt haben, während wir nicht da waren. Ich glaube auch, dass unsere Zimmer durchsucht worden sind.«
    »Welche drei Männer?«
    »Ich weiß nicht, wer sie gewesen sind. Sie haben sich nicht vorgestellt.«
    »Wieso wollen Sie mit mir darüber reden?«
    »Weil sie auch nach Ihnen gefragt haben. Bitte kommen Sie uns besuchen.«
    Ich fragte: »Sie sind nicht sauer wegen Leonid?«
    Sie sagte: »Nein, nicht unter diesen Umständen. Das war nur ein unglückliches Missverständnis, glaube ich. Bitte kommen Sie.«
    Ich schwieg.
    Sie sagte: »Ich wäre Ihnen sehr dankbar für Ihre Hilfe.« Sie sprach höflich, bittend, leicht unterwürfig, ein wenig zaghaft. Aber zugleich lag in ihrer Stimme etwas, das mir überdeutlich in Erinnerung rief, dass das letzte Mal, dass irgendein Kerl Nein zu ihr gesagt hatte, vermutlich ein Jahrzehnt zurücklag. Sie sprach vage befehlend, als wäre die Sache schon beschlossen, als bräuchte sie einen Wunsch nur zu äußern, um ihn erfüllt zu bekommen. Lassen Sie einfach die Finger davon, hatte Springfield gesagt, und ich hätte natürlich auf ihn hören sollen. Aber stattdessen

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