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Undines Rache

Undines Rache

Titel: Undines Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich das Holz unter seinem Gewicht bog, aber die Planken hielten. Zuerst packte er Bill. Er umfaßte wieder den Gürtel, diesmal am Rücken. Wie einen gefüllten Mehlsack hievte er ihn an, um ihn wegzuschleppen. Am Stegrand blieb er für einen Moment stehen, schaute auf seinen schon im Boot wartenden Kumpan und wartete auf dessen Zeichen. Erst als er es bekommen hatte, drückte er Bill nach vorn. Der konnte sich nicht bewegen. Er kippte von der Kante des Stegs herab nach unten, wäre ins Wasser und auch gegen das Boot gefallen, hätte ihn der andere nicht abgefangen. So rollte er Bill Conolly in das Schlauchboot hinein, das drei Leute bequem fassen konnte. Dann war ich an der Reihe. Auch mich zerrte man rücksichtslos in die Höhe. Ich hing wieder in der Kippe, mein Blick fiel auf die Planken, dann darüber hinweg, als ich nach vorn gedrückt wiyde, und der nachfolgende Stoß beförderte mich in das Boot hinein.
    Auch ich wurde abgefangen, bevor mich die Hände losließen und ich über Bill Conolly fiel.
    »Himmel, bist zu schwer«, beschwerte er sich.
    »Hör auf.« Ich rollte mich herum, blieb auf dem Rücken liegen, wogegen die Hundesöhne nichts einzuwenden hatten. Der zweite kletterte ebenfalls in unser Schlauchboot, taute es los und griff nach dem Anzugseil des Außenborders.
    Er ließ den Motor noch kalt und stellte statt dessen eine Frage. »Wo wollt ihr sterben?«
    »Überhaupt nicht!« keuchte Bill.
    Lachen, scharf, hämisch und widerlich. »Gut, da ihr euch nicht entscheiden könnt, überlaßt es uns. Wir fahren dorthin, wo der See am tiefsten und geheimnisvollsten ist. Wo das Wasser besser schmeckt als der süßeste Honig, wo uns der Nektar der Natur die neuen Kräfte gibt, ohne die wir bald nicht mehr leben können…«
    Er redete noch mehr von diesem für uns blühenden Unsinn, doch diese Worte gingen unter, als er den Motor mit laut knatternden Geräuschen startete.
    Wir bekamen Fahrt.
    Das wulstige Schlauchboot hob mit dem Bug leicht an und glitt auf den See hinaus, der für uns zum Friedhof werden sollte…
    ***
    Gefühle? Hatten wir sie noch? Sicherlich, aber wir sprachen nicht mehr darüber, denn das eine Gefühl war einfach nicht wegzudiskutieren. Die reine Angst!
    Auch Bill hatte sich gedreht. Ebenso wie ich lag er auf dem Rücken, hielt die Augen offen und schaute zum Himmel, der die herrliche Bläue des Tages verloren hatte und allmählich in einen rauchigen Zustand überging. Noch immer war er relativ hell, er hatte objektiv gesehen nichts Bedrohliches an sich, doch uns kam er anders vor. Wie ein Gebirge, das jeden Augenblick auf uns niederstürzen und uns dabei auch zermalmen konnte. Die beiden Killer sprachen nicht, wir behielten unsere Worte auch für uns und lauschten einzig und allein dem Außenborder und den klatschenden Geräuschen der Wellen, die immer dann entstanden, wenn sie die Bordwand trafen. Manchmal sprühte auch Gischt über, die sich auf unseren Gesichtern verteilte.
    Wenn ich den Kopf mit dem Kinn auf die Brust senkte, sah ich die Beine des am Heck hockenden Killers. Er hatte sich breitbeinig hingesetzt. Seine Beine wippten, als wäre er dabei, den Rhythmus einer nur für ihn hörbaren Musik mitzuschlagen.
    Ich konnte mir noch immer nicht vorstellen, daß Bill und ich auf dem Weg in den Tod waren. Daß für uns beide die letzten Minuten des Lebens angebrochen waren, denn zu lange würden wir nicht fahren, um die Seemitte zu erreichen.
    An einigen Stellen gerieten wir in Strömungen hinein, dann wurde es schwieriger, den Kurs zu halten, doch diese Hindernisse konnten schnell überwunden werden.
    Der zweite Killer hockte am Bug. Er hatte uns seinen Rücken zugedreht, weil er über das Wasser schauen wollte. Sicherlich fungierte er als Lotse, denn die bestimmte Stelle auf dem Wasser sollte auf keinen Fall verpaßt werden.
    Wir konnten ihn direkt nicht sehen, aber wir entdeckten den Schatten, der plötzlich über uns fiel. Er mußte deshalb entstanden sein, weil der Mann am Bug seinen Arm gehoben hatte. Dieses Zeichen galt dem Steuermann. Augenblicklich regelte er die Fahrt. Wir verloren zunächst an Tempo, der Motor tuckerte so vor sich hin, dann verstummte eu ganz, und wir trieben noch mit der letzten Kraft dieser Fahrt weiter auf das Ziel zu. Meiner Ansicht nach mußten wir die Mitte des Sees erreicht haben. Auf meinem Gesicht lag der Schweiß. Bill ging es sicherlich nicht anders. Ich spürte meinen Herzschlag überlaut und überdeutlich. Immer wieder dröhnte es in meinem

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