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Undines Rache

Undines Rache

Titel: Undines Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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konnte. Dafür jedoch das lange, sehr lange Haar, das durch die Rückenlage des Kopfes noch weiter hinabreichte und mit den auslaufenden Spitzen den nackten Po berührte. Eine Götterstatue, ein Märchen, das wahr geworden war. Wäre es mir möglich gewesen, mich zu kneifen, ich hätte es bestimmt getan, um sicherzugehen, daß ich hier keine Illusion erlebte. Leider ließen das meine gefesselten Hände nicht zu, aber es war kein Traum, denn ich hörte meinen Freund Bill Conolly sprechen, während zugleich kleine Hände an meinen Hand-und Fußfesseln zupften, um mich von den Stricken zu befreien.
    »John, das ist das Wunder, auf das ich immer gewartet habe. Genau das habe ich mir erträumt. Verdammt, ich fasse es nicht…«
    »Ich auch nicht.«
    Aber da waren noch zwei auf dem Wasser. Unsere beiden Killer, die im Boot hockten und sich eigentlich zu drehen brauchten, um uns abzuschießen.
    Sie taten es nicht. Sie schauten statt dessen nur gegen die nackte Frau auf dem Felsen. Dieses Erscheinen mußte sie ebenso überrascht haben wie uns, so daß sie einfach zu keiner Handlung mehr fähig waren und sich ausschließlich ihrem Staunen hingaben.
    Bill und ich schaukelten noch immer auf dem Wasser, und wir fühlten uns dabei wohl. Es war sicher wie die Planken eines Bootes. Es würde weitergehen, davon waren wir beide überzeugt. Diese Frau war nicht nur erschienen, um sich zu zeigen, bestimmt wollte sie ihre Pläne ausspielen.
    »Das muß Undine sein«, sagte Bill. »Mein Gott, daß ich so etwas erleben würde…«
    Es schien, als hätte sie die Worte und vor allen Dingen ihren Namen ghört, denn sehr langsam bewegte sie ihren Kopf und drehte ihn in unsere Richtung.
    Spätestens jetzt merkten wir, daß sie aus Fleisch und Blut bestand, denn weder ein Knarren noch ein Knirschen war zu hören. Da brach kein Stein, da brach kein Holz, diese wunderbare Person lebte. Sie war eine Retterin aus Fleisch und Blut.
    Undine bewegte nur den Kopf. Man mußte einfach das Gefühl haben, als könnte sie ihn um die eigene Achse drehen, doch dazu kam es nicht. Sie wollte nur in eine bestimmte Richtung schauen, und plötzlich mußten sich die beiden Killer sehr mies fühlen, denn Undine öffnete die Augen und starrte sie an.
    Ich war fasziniert und ging davon aus, daß auch Bill Conolly das gleiche Gefühl erlebte.
    Hatte ich schon einmal derartige Augen erlebt?
    Nein, noch nie. Sie waren auch schwer zu beschreiben. Sie schienen aus Glas zu bestehen oder aus einem anderen Material, das diesem sehr ähnlich war.
    Vielleicht aus Wasser? Schwammen die farblosen und gleichzeitig farbigen Pupillen etwa darin?
    Verrückte Gedanken, die mir durch den Kopf schössen, es jedoch nicht schafften, mich von meiner Faszination zu lösen, denn diese Augen waren schlichtweg wunderbar.
    Zumindest für uns, nicht aber für die beiden Killer, denn plötzlich erlebten sie, was es heißt, Angst zu empfinden, die sich bei ihnen immer mehr steigerte.
    Kaum hatte sie der Blick dieser Frau getroffen, da duckten sie sich. Sie schrien nicht, aber wir hörten ihr Stöhnen, und sie drehten die Köpfe zur Seite, um dem bannenden Blick zu entgehen. Das schafften sie zwar rein formal, aber die Botschaft dieser Augen hatte ihr Innerstes getroffen, und Undine spielte auch weiterhin eiskalt ihre Macht aus. Die beiden Männer wurden zu Wachs in ihren Händen, sie taten, was Undine wollte. Bill und ich erlebten beide noch den Schrecken, als die Kerle unsere Waffen zogen. Sie hielten sie in den Händen, jetzt brauchten sie sich nur zu drehen, um auf uns zu schießen. Sie drehten sich auch, aber sie hoben die Arme an.
    Dann öffneten sich die Hände.
    Zwei Waffen polterten auf die Planken des Schlauchboots. Sie hatten sie freiwillig-unfreiwillig fallenlassen, so immens stark waren die geistigen Befehle der Felsenfrau.
    Und das Märchen rollte weiter ab. Doch wie es Märchen so an sich haben, war die schöne Seite verschwunden, um der anderen, der bösen, Platz zu schaffen.
    Märchen enden oft grausam und blutig. Das mußten auch wir erleben, denn Undine kannte den beiden Mördern gegenüber kein Pardon. Wir erlebten, daß ihr Geist völlig außer Kontrolle geriet, denn sie fingen an, sich selbst zu verletzen.
    Zuerst mit den Fingern, die sie sich in Mund, Nase und auch Augen rammten. Sie fielen dabei hin, sie stöhnten, und als sie über der wulstigen Bordwand wieder auftauchten, da blitzten plötzlich Messer in ihren Händen.
    »Um Himmels willen!« keuchte Bill.
    Mir hatte es

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