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Undines Rache

Undines Rache

Titel: Undines Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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vornübergebeugt und hatte ihr Gesicht in den Händen vergraben. Diesen Anblick würde sie in ihrem Leben nicht vergessen.
    Bill stach sein Paddel in das Wasser. Gunda merkte es kaum. Erst als sie eine Weile über das Wasser geglitten waren, da ließ sie die Arme sinken und erwachte wie aus einer tiefen Trance. Sie zitterte, schaute Bill an, der ein Lächeln versuchte, was ihm nicht so recht gelingen wollte.
    »Es war kein Traum, nicht?«
    »Leider nein.«
    »Haben Sie ihn auch erkannt, Bill?« Gunda faßte nach seiner Hand. »Ich kenne ihn. Es war einer von ihnen. Sie haben ja zwei ihrer Leute vermißt. Dann muß der andere auch tot sein, denke ich.«
    »So ist es.«
    »Haben Sie das gewußt?«
    »Ja, ich bin davon ausgegangen.«
    Bill wollte ihr nicht die ganze Wahrheit erzählen und ließ auch die geheimnisvolle Undine aus dem Spiel. Er hatte das Paddel eingeholt, sie trieben mit der Restkraft dahin und glitten immer mehr der Seemitte entgegen und eigentlich auch dem Punkt, wo sich Undine gezeigt hatte. Im Gegensatz zu Gunda Gumm hatte Bill wohl Augen für die Umgebung. Er schaute sich sehr genau um, immer auf der Suche nach einem Beweis oder einem Erscheinen der alles beherrschenden Undine, die aber ließ sich nicht blicken.
    Schwarz, grau, blau und grün schimmerte die Oberfläche. Düstere Farben vereinigten sich dort. War es ein schlechtes Omen?
    Bill entdeckte auch das Boot. Es hatte sich immer mehr vom Ufer gelöst und behielt seinen Kurs bei. Es wollte ebenfalls die Mitte des Sees erreichen, und wahrscheinlich – so dachte Bill – drehte sich alles um eben diese Undine.
    Sie lebte hier, sie überlebte in diesem Wasser, das ihre Heimat war. Sie hatte die Grenzen einreißen können, und auch Aibon war für sie existent. Wenn es für normale Menschen einen Weg gab, nach Aibon zu gelangen, dann in diesem Fall über sie, und Bill ging davon aus, daß der Plan der Männer so aussah.
    »Wir rudern nicht mehr weiter?« fragte Gunda.
    »Nein, ich möchte hier warten. Wir haben einen günstigen Punkt gefunden. Von dieser Stelle aus haben wir auch das große Boot unter Kontrolle. Ich denke, daß sich dort bald etwas tut.«
    »Haben Sie eine Ahnung, was das sein könnte?«
    Der Reporter hob nur die Schultern. Das war nicht mal gelogen, er wußte tatsächlich nicht, was sich dort noch alles zusammenbrauen würde, aber es mußte einfach mit der Gestalt der Undine zu tun haben. Er spürte Gundas Berührung, und als er sie anschaute, sah er das etwas verlorene Lächeln auf ihrem Gesicht. »Ich möchte mich für mein Verhalten bei Ihnen entschuldigen, Bill, aber ich war so geschockt, als ich den Kopf und den Arm sah, da konnte ich einfach nicht anders.«
    »Ist schon okay, meine Liebe, Sie brauchen sich wirklich nicht zu entschuldigen. Im Gegenteil, Sie haben sich gut gehalten. Manch anderer hätte durchgedreht.«
    »Na ja«, sagte sie und hob die Schultern. »Mir hat das dunkle Wasser nie Angst eingeflößt. Aber in dieser Nacht ist es einfach anders. Da habe ich Angst, denn ich weiß nicht, was sich hier noch alles abspielen wird. Manchmal denke ich, daß wir beide auf einem Pulverfaß sitzen.«
    Bill ging nicht auf ihre Bemerkung ein. Er streckte den Arm aus und wies mit der Hand über Bord. »Da, schauen Sie, Gunda…«
    Es war wunderbar, ein Phänomen, denn vor ihnen glitten die kleinen Nixen durch das Wasser. Auch deshalb gut zu sehen, weil ihre Haut hell schimmerte und sich deshalb von der dunklen Umgebung abhob. Sie glitten dahin wie Fische, sie waren schnell, sie tauchten unter, sie schwammen nur mit ihren Flossen, sie huschten wie durch dunkles Glas und tauchten dann mit einer rollenden Bewegung weg.
    »Das ist wie im Märchen«, flüsterte Gunda. Sie war fasziniert und hatte den Schrecken glücklicherweise vergessen.
    Bill schwieg. Er konzentrierte sich auf seine Umgebung, weil er einfach damit rechnete, daß es hier zu einer Veränderung kommen würde. Es mochte auch am Licht liegen, das sich irgendwie verändert hatte. War es nicht heller geworden?
    Bill schaute zum Himmel hoch.
    Dort hatte sich nichts verändert. Da verteilte sich nur das schwache Glimmen der Gestirne.
    Nein, daran konnte es nicht liegen.
    Im Wasser vielleicht?
    Ja, auf der Oberfläche malte sich ein Schein ab, der sich durch das Zucken der Wellen bewegte. Es war ein ungewöhnliches Glühen, das seinen Ursprung in der Tiefe hatte, und Gunda zeigte sich davon ebenfalls überrascht.
    »Was ist das?«
    »Ich weiß es noch nicht.«
    Beide

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