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Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition)

Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition)

Titel: Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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ich leise. «Wir hatten einen ziemlich verrückten Tag heute.»
    Ich strecke die Hand aus, will ihn an der Schulter berühren, aber er schüttelt den Kopf. Gerade will er noch etwas sagen, aber da geht die Fliegentür auf und Mr und Mrs Avery kommen ins Haus. Sie reden laut miteinander, weil sie ahnen, dass sie uns bei etwas stören. Mrs Avery entdeckt die Bandagen und die Salbe auf der Küchentheke.
    «Oje. Hatte jemand einen Unfall?»
    «Ich habe mich geschnitten», sage ich schnell und meide Tuckers Blick. «Tucker hat mir gezeigt, wie man Fische ausnimmt, und ich hab nicht richtig aufgepasst. Aber es ist halb so wild.»
    «Na schön», sagt Mrs Avery.
    «Prächtiger Fisch», lobt Mr Avery, der in die Spüle schaut, in die ich die große Regenbogenforelle fallen gelassen habe. «Habt ihr den heute geangelt?»
    «Das war Tucker, gestern. Heute hat der da drüben bei ihm angebissen.» Ich zeige auf die offene Kühlbox. Mr Avery sieht rein und pfeift anerkennend.
    «Da werden wir was Gutes zu essen bekommen heute Abend.»
    «Bist du sicher, dass das heute dein Geburtstagsessen werden soll?», fragt Mrs Avery. «Ich kann dir alles machen, was du möchtest.»
    «Du hast Geburtstag heute!», sage ich verblüfft.
    «Hat er dir das nicht verraten?», fragt Mr Avery lachend. «Siebzehn ist er geworden. Fast schon ein richtiger Mann.»
    «Danke, Papa», brummelt Tucker.
    «Nichts zu danken, Junge.»
    «Ich hätte dir gern etwas geschenkt», sage ich leise.
    «Hast du doch. Du hast mir heute mein Leben geschenkt. Stellt euch bloß mal vor», wendet er sich an seine Eltern, etwas lauter als sonst. «Heute sind wir oben auf Colter Bay in eine Grizzly-Mama und ihre Jungen gerannt, und Clara hat ihr etwas vorgesungen, damit sie abhaut.»
    Entsetzt starren mich Mr und Mrs Avery an.
    «Du hast dem Bären etwas vorgesungen?», wiederholt Mrs Avery.
    «Ihr Gesang ist echt übel», sagt Tucker, und alle lachen. Sie glauben, dass er nur einen Spaß macht. Ich lächle angestrengt.
    «Tja», stimme ich zu. «Mein Gesang ist echt übel.»

    Nach dem Fisch, den Mrs Avery zum Abendessen gebraten hat, gibt es Kuchen und Eiscreme und ein paar Geschenke. Die meisten Geschenke sind irgendwie für Tuckers mit Preisen ausgezeichnetes Rodeopferd, das Midas heißt – ein ulkiger Name für ein Pferd. Mr Avery erzählt stolz, dass Tucker und Midas eine einzelne Kuh aus einer Herde heraustreiben können.
    «Die meisten Pferde bei diesen Wettbewerben werden von Profis trainiert und kosten weit über vierzigtausend Dollar», sagt er. «Midas nicht. Tucker hat ihn aufgezogen und selbst trainiert.»
    «Sehr beeindruckend.»
    Tucker wirkt unruhig. Er reibt sich den Nacken, eine Geste, die ich gut kenne und die bedeutet, dass ihm der Verlauf, den das Gespräch nimmt, gar nicht gefällt.
    «Schade, dass ich dich noch nie bei einem Wettbewerb gesehen habe», sage ich. «Ich wette, das ist ein Anblick, den man so leicht nicht vergisst.»
    «Dann musst du dieses Jahr unbedingt mal dabei sein», sagt Mr Avery.
    «Und ob!», rufe ich. Ich stütze das Kinn in die Hand und grinse Tucker über den Tisch an. Ich weiß, dass ich es nicht besser mache, wenn ich ihn aufziehe. Aber ich möchte mich so benehmen wie immer und hoffe, dass dann alles wieder so wird, wie es war.
    «Komm, wir gehen zum Stall und zeigen Midas sein neues Zaumzeug», schlägt Tucker vor. Und kaum hat er es gesagt, bugsiert er mich auch schon aus dem Haus und auf das sichere Terrain der Scheune. Als wir reingehen, kommt das Pferd sofort an die Vorderseite seiner Box, die Ohren erwartungsvoll nach vorn gerichtet. Der Hengst hat schönes, glänzendes rötlichbraunes Fell und kluge braune Augen. Tucker krault ihn am Kopf, dann legt er dem Tier das neue Zaumzeug an, das seine Eltern ihm geschenkt haben.
    «Du hättest mir sagen sollen, dass du heute Geburtstag hast», beschwere ich mich.
    «Wollte ich ja. Aber dann sind wir beinahe von einem Grizzly verspeist worden.»
    «Ach ja, stimmt. Und was ist mit Wendy?»
    «Was soll mit ihr sein?»
    «Sie hat dann auch heute Geburtstag. Ich bin eine schlechte Freundin. Ich hätte ihr etwas schicken sollen. Habt ihr euch was geschenkt?»
    «Noch nicht.» Er dreht sich zu mir um. «Aber sie hat mir schon das beste Geschenk überhaupt gemacht.»
    Sein Blick verursacht mir Schmetterlinge im Bauch. «Was denn?»
    «Dich.»
    Ich weiß nicht, was ich darauf sagen soll. Dieser Sommer ist überhaupt nicht so geworden, wie ich es geplant hatte. Es war

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