Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition)
absolut nicht vorgesehen, dass ich mit einem blauäugigen Cowboy in einer Scheune stehe, der mich ansieht, als wolle er mich jeden Moment küssen. Was ich eigentlich um jeden Preis verhindern müsste.
«Was machen wir hier eigentlich?», frage ich.
«Karotte …»
«Nenn mich nicht so», sage ich mit zitternder Stimme. «Das bin ich nicht.»
«Was meinst du?»
«Noch vor einer Stunde hast du mich für eine Art Monster gehalten.»
Aufgewühlt fährt er sich mit einer Hand durchs Haar, dann sieht er mir direkt in die Augen.
«Für ein Monster hab ich dich nie gehalten. Ich denke … ich dachte, du bist irgendwie verzaubert oder so. Ich dachte, du bist einfach zu vollkommen, um wirklich zu sein.»
Ich würde es ihm so gerne zeigen, würde so gern von der höchsten Stelle des Heubodens fliegen und auf ihn herunterlächeln, ihm alles sagen. Ich will, dass er mich kennt, wie ich wirklich bin.
«Ich weiß, ich hab ein paar blöde Sachen heute gesagt. Aber ich mag dich, Clara», sagt er. «Ich mag dich wirklich sehr.»
Es ist wohl das erste Mal, dass er meinen Namen sagt.
Er sieht die Skepsis in meinem Blick. «Ist schon gut. Du musst nichts sagen. Ich wollte nur, dass du das weißt.»
«Nein», sage ich. Er ist nur eine Ablenkung. Ich habe eine Aufgabe, eine Pflicht. Ich bin nicht seinetwegen hier. «Tuck, ich kann nicht. Ich muss …»
Sein Blick verdüstert sich.
«Sag mir jetzt nicht, dass es um Christian Prescott geht», meint er. «Sag mir sofort, dass du nicht mehr an ihn denkst.»
Ich spüre, wie ich plötzlich wütend werde, weil er so herablassend klingt, als wäre ich irgendein albernes kleines Mädchen, das einen Jungen anhimmelt.
«Du weißt nicht alles von mir», sage ich und gebe mir Mühe, meine Wut zu zügeln.
«Komm her.» Seine Stimme ist so warm und rau zugleich, dass mir ein Schauer den Rücken runterläuft.
«Nein.»
«Ich glaube, dass du in Wirklichkeit gar nicht mit Christian Prescott zusammen sein willst», sagt er.
«Als ob du wüsstest, was ich will.»
«Ich weiß es, weil ich dich kenne. Er ist gar nicht dein Typ.»
Hilflos starre ich auf meine Hände, ich habe Angst, ihn anzusehen. «Oh, und ich nehme an, du bist mein Typ, ja?»
«Ja, das nehme ich an», antwortet er, und er kommt ganz nah an mich heran und nimmt mein Gesicht in seine Hände, ehe ich mich dagegen wehren kann.
«Bitte, Tuck», bringe ich schließlich mühsam heraus.
«Du magst mich, Clara», sagt er. «Das weiß ich.»
Wenn ich ihn doch nur auslachen könnte. Wenn ich doch nur lachen und ihn wegstoßen und ihm sagen könnte, wie dumm er ist und wie unrecht er hat.
«Sag mir das Gegenteil; versuch es doch einfach», flüstert er so nah bei mir, dass ich seinen Atem auf meinem Gesicht spüre. Ich schaue ihm in die Augen und sehe die fordernde Hitze darin. Ich kann nicht denken. Seine Lippen sind viel zu nah an meinem Mund, und mit den Händen zieht er mich zu sich heran.
«Tuck», flüstere ich, und dann küsst er mich.
Es ist nicht mein erster Kuss. Aber noch kein Kuss war wie dieser. Bedenkt man sein großspuriges Gerede, dann ist sein Kuss von einer verblüffenden Zartheit. Immer noch hält er mein Gesicht in den Händen, sanft berühren seine Lippen meinen Mund, ganz langsam, als wolle er sich einprägen, wie ich mich anfühle. Ich schließe die Augen. In meinem Kopf dreht sich alles, sein Duft verwirrt mich, Gras und Sonnenschein und das Eau de Cologne mit Moschusduft. Er küsst mich noch einmal, etwas fester jetzt, und dann beugt er sich zurück, um mir ins Gesicht zu sehen.
O bitte, es soll noch nicht vorbei sein! Keine anderen Gedanken sind mehr in meinem Kopf. Ich öffne die Augen.
«Noch mal», flüstere ich.
Sein Mundwinkel hebt sich, und dann küsse ich ihn. Diesmal nicht so sanft. Seine Hände gleiten von meinem Gesicht, fassen mich um die Taille und ziehen mich zu sich heran. Ein leises Stöhnen entfährt ihm, und dieser Laut bringt mich total um den Verstand. Ich verliere die Kontrolle. Ich schlinge ihm die Arme um den Hals und küsse ihn, ohne mich irgendwie zurückzuhalten. Rasend fühle ich seinen Herzschlag an meinem, er atmet schneller, seine Arme schließen sich fest um mich.
Und dann fühle ich, was er fühlt. So lange hat er auf diesen Moment gewartet. Er findet es herrlich, wie ich mich in seinen Armen anfühle. Den Duft meines Haars findet er herrlich. Er findet herrlich, wie ich ihn ansehe. Er findet die Farbe meiner Lippen herrlich, und jetzt, als er meinen Mund
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