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Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition)

Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition)

Titel: Unearthly. Dunkle Flammen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Hand
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Gipfel rauf damit.»
    «Ich könnte das. Aber für Anfänger ist das nichts.»
    Und damit ist der magische Moment vorbei.
    «Klar. Na ja, danke jedenfalls», sage ich verlegen. «Danke für alles.»
    «Nicht der Rede wert.» Und schon ist er auf und davon; er fährt auf den anderen Skilift zu. «Wir sehen uns dann später, Clara», ruft er über die Schulter zurück.
    Ich sehe, wie er zu dem anderen Skilift runterfährt und sich dann elegant auf den Sitz fallen lässt, als der Lift kommt. Der Sitz schwingt vor und zurück, als er sich am Berghang durch die Luft voller Schneeflocken erhebt. Ich sehe ihm hinterher, bis seine grüne Jacke verschwindet.
    «Ja, das werden wir», flüstere ich.
    Das war ein großer Schritt, unser erstes richtiges Gespräch. Bei dem Gedanken hebt sich mein Brustkorb mit einem so mächtigen Gefühl, dass mir Tränen in den Augen brennen. Wie peinlich.
    Ich verspüre so etwas wie Hoffnung.

[zur Inhaltsübersicht]
    Gleich und gleich gesellt sich gern
    Am Montag gegen halb acht fahre ich zum Pink Garter , um mich mit Angela Zerbino zu treffen. Im Theater ist es dunkel. Ich klopfe, aber niemand öffnet die Tür. Ich hole mein Handy raus, und da wird mir klar, dass ich Angelas Telefonnummer gar nicht habe. Ich klopfe wieder, lauter diesmal. Die Tür springt so schnell auf, dass ich zusammenfahre. Eine kleine, drahtig-dünne Frau mit langem schwarzem Haar schaut zu mir auf. Sie wirkt verärgert.
    «Wir haben geschlossen», sagt sie.
    «Ich bin mit Angela verabredet.»
    Ihre Augenbrauen schießen in die Höhe.
    «Sie sind eine Freundin von Angela?»
    «Äh …»
    «Kommen Sie rein», sagt die Frau und hält mir die Tür auf.
    Drinnen ist es unangenehm ruhig, und es riecht nach Popcorn und Sägemehl. Ich schaue mich um. Eine uralt aussehende Registrierkasse steht auf einer Glastheke, auf den Regalböden darunter liegen ganze Reihen von Süßigkeiten. Die Wände schmücken gerahmte Plakate von den früheren Aufführungen des Theaters, und in den meisten davon geht es offensichtlich um Cowboys.
    «Schön haben Sie es hier», sage ich, und dann stoße ich gegen eine Stange mit einer Samtkordel. Ich kann sie gerade noch festhalten, ehe sie eine Kettenreaktion in Gang setzt und alle Stangen umfallen. Mich schaudert, und ich schaue die Frau an, die mich mit einem seltsamen, schwer zu deutenden Gesichtsausdruck anblickt. Sie sieht aus wie Angela, nur die Augen sind anders, dunkelbraun, während Angelas Augen bernsteinfarben sind; außerdem hat sie tiefe Falten um den Mund herum, die sie älter wirken lassen, als man beim Anblick ihres Körpers meinen könnte. Sie erinnert mich an eine Zigeunerin aus einem dieser alten Filme.
    «Ich bin Clara Gardner», sage ich nervös. «Ich arbeite mit Angela an einem Schulprojekt.»
    Sie nickt. Mir fällt auf, dass sie ein großes goldenes Kruzifix um den Hals trägt, die Art Kruzifix, auf dem Jesus abgebildet ist.
    «Sie können dahinten warten», sagt sie. «Sie ist bestimmt bald wieder da.»
    Ich folge ihr durch einen Türbogen in das eigentliche Theater. Es ist stockduster. Ich höre, wie sie ein paar Schritte zur Seite macht; dann erscheint ein Lichtkegel auf der Bühne.
    «Setzen Sie sich einfach irgendwo hin», fordert sie mich auf.
    Als sich meine Augen an das Licht gewöhnt haben, sehe ich, dass im Zuschauerraum lauter runde Tische mit weißen Tischdecken stehen. Ich gehe zum erstbesten Tisch und setze mich.
    «Was meinen Sie, wann wird Angela denn ungefähr zurück sein?», frage ich, aber die Frau ist verschwunden.
    Ich habe vielleicht fünf Minuten gewartet, und mir ist inzwischen ganz unheimlich, da kommt Angela durch eine Seitentür reingestürmt.
    «Tut mir leid», sagt sie. «Die Orchesterprobe ging so lang.»
    «Was für ein Instrument spielst du?»
    «Geige.»
    Das kann ich mir richtig gut vorstellen, sie mit der Geige unters Kinn geklemmt, wie sie irgendeine traurige rumänische Melodie fiedelt.
    «Wohnst du hier?», frage ich.
    «Ja. In einer Wohnung im Obergeschoss.»
    «Nur du und deine Mutter?»
    Sie mustert ihre Hände. «Ja.»
    «Mein Vater lebt auch nicht bei uns», erkläre ich. «Ich wohne nur mit meiner Mutter und meinem Bruder zusammen.»
    Eine Weile betrachtet sie mich eingehend. «Weshalb seid ihr hierhergezogen?», will sie wissen. Sie setzt sich auf den Stuhl mir gegenüber und sieht mich mit ernsten honigfarbenen Augen an. «Ich nehme an, es ist bloß ein Gerücht, dass du deine alte Schule bis auf die Grundmauern niedergebrannt

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