Unearthly. Himmelsbrand (German Edition)
Wesen gestoßen. Du hast ihn mit Licht erfüllt, ihn mit Wahrheit bezwungen.»
Dann bin ich vielleicht doch so eine Art Vampirjägerin wie Buffy aus dem Fernsehen.
«Was ist mit den anderen Wächtern? Werden sie nun kommen?»
«Als Asael fiel, ging die Führerschaft über die Wächter wieder an Samjeeza zurück. Aber aus irgendeinem mysteriösen Grund wird er dich nicht angreifen.»
Das ist dann ja gut ausgegangen, denke ich. Beinahe zu gut, um wahr zu sein, wenn ich ehrlich sein soll. Ich soll Tucker im Auge behalten. Ich bin in Sicherheit vor den Schwarzflügeln. Ich bin ausnahmsweise einmal nicht in Schwierigkeiten. Wo also ist der Haken?
«Du bist nicht in Sicherheit vor den Schwarzflügeln», erklärt Uriel etwas traurig. «Die Wächter sind nur ein kleiner Teil der Gefallenen, die nach den Nephilim suchen und überall auf der Welt ihren Plan verfolgen.»
«Und was genau ist ihr Plan?»
«Sie wollen den Krieg gewinnen, mein Liebes. Wir werden wachsam sein müssen in unserer Arbeit gegen sie, wir alle, vom mächtigsten Engel bis zum unbedeutendsten Engelblut. Es gibt viel zu tun. Viele Schlachten zu schlagen.»
«Ist das meine Aufgabe? Kämpfen zu müssen?», frage ich. Schließlich bin ich die Tochter des Anführers der himmlischen Heerscharen.
Uriel lehnt sich zurück. «Hältst du das für deine Aufgabe?»
Das war der beste Trick meiner Mutter: eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten. Was ich, ehrlich gesagt, ziemlich leid bin. Ich denke an das zischende Geräusch, das das Glanzschwert machte, als ich es in Asaels Brust stieß, seinen Schmerzensschrei, sein graues Gesicht. Abscheu durchzuckt mich. «Nein. Ich glaube nicht, dass ich eine Kämpferin bin. Aber was bin ich dann? Was ist denn nun meine Aufgabe?» Ich hebe den Blick, sehe Uriel an, und er schenkt mir ein verständnisvolles Lächeln. Ich seufze. «Du wirst es mir nicht sagen.»
«Ich kann es dir nicht sagen», meint er. «Du selbst musst entscheiden, was deine Aufgabe ist, Clara.»
Ich muss es entscheiden? Hat er das gerade gesagt? «Aber die Visionen …»
«Die Visionen zeigen dir nur die Weggabelungen auf dem Pfad, den du zurücklegen musst, um zu werden, was du werden sollst.»
Ich schüttele den Kopf. «Die Visionen zeigen mir, wohin ich gehen muss? Entscheide ich nun selbst oder nicht?»
«Beides», antwortet er.
Das ist eine Antwort, die mich nicht wirklich weiterbringt.
«Was ist deine Aufgabe, Clara?», fragt Uriel mich sanft.
Christian, denke ich sofort. In jeder Vision kommt Christian vor. An jeder Gabelung ist er an meiner Seite. Aber heißt das auch, dass er meine Aufgabe ist? Kann ein Mensch eine Aufgabe sein?
Meine Aufgabe bist du , hat meine Mutter einmal zu mir gesagt. Aber was genau hat sie damit gemeint?
Jede Antwort führt mich zu weiteren Fragen. Das ist nicht fair.
«Ich weiß nicht», gestehe ich. «Ich möchte gut sein. Ich möchte Gutes tun. Ich möchte helfen.»
Er nickt. «Dann musst du dich für das entscheiden, was dir bei der Umsetzung dieses Wunsches hilft.»
«Werde ich weitere Visionen haben?» Irgendwie weiß ich, noch ehe er etwas erwidert, dass die Antwort ja lauten wird.
«Glaubst du, es wird weitere Weggabelungen auf deinem Pfad geben?», reagiert Uriel wieder mit einer Gegenfrage. Seine Augen sind mir vertraut. So wissend, blau mit winzigen Lichtpunkten darin.
Ich kenne diese Augen.
«Bist du …?» Ich will mich wieder aufsetzen, um sein Gesicht besser sehen zu können.
Sanft drücken mich seine Hände an meinen Schultern wieder zurück. Er breitet die Bettdecke über mich.
«Nein», sagt er. «Schlaf jetzt, Liebes. Das war genug für dich. Du musst dich jetzt ausruhen.»
Und ehe ich noch etwas sagen kann, ehe ich ihn fragen kann, wer er wirklich ist, legt er die Hand an meine Schläfe, und ich sinke wieder in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Ich öffne die Augen und sehe Christians Gesicht dicht über meinem.
«Hi», flüstert er. «Wie geht es dir?»
«Gut.» Ich schaue mich suchend nach Uriel um, aber von ihm ist nichts zu sehen. Christian lehnt sich zurück, damit ich mich aufrichten kann. Ich betaste meine Stirn. Ich fühle mich besser jetzt, bin wieder mehr ich selbst. Vielleicht liegt es daran, dass Christian da ist. «Wie lange bin ich nicht ansprechbar gewesen?»
«Ein paar Tage», antwortet er fröhlich. «So ungefähr drei.»
Wow, drei Tage? «Tja, eine Frau braucht eben ihren Schönheitsschlaf», sage ich.
Er lacht. «Ich hab doch nur Spaß gemacht. Es
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