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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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das war es nicht allein. Der Name verfolgte sie schon seit längerem in ihren Träumen. Khouri setzte zum Sprechen an, aber die Mademoiselle kam ihr zuvor. »Er hat sich der Hunde bedient, um aus dem Leitstand zu entkommen, Khouri. Wenigstens mit einem Teil seiner selbst. Er ist mit den Hunden in Ihren Kopf gelangt.«
    Sylveste konnte in seinem neuen Gefängnis die Zeit nicht zuverlässig messen. So wusste er nur mit Sicherheit, dass seit seiner Gefangennahme viele Tage vergangen waren. Er hatte den Verdacht, dass man ihn ständig unter Drogen setzte, die ihn in einen komaartigen, zumeist traumlosen Schlaf versenkten. In den seltenen Träumen, die ihm beschieden waren, konnte er zwar sehen, aber alles drehte sich um die Gefahr zu erblinden und die Kostbarkeit seines Augenlichts. Wenn er erwachte, sah er nur Grau, doch nach einiger Zeit – vermutlich waren es mehrere Tage – verlor das Grau seine geometrische Struktur. Sie war seinem Gehirn zu lange aufgedrückt worden; nun wurde sie einfach ausgeschieden. Was blieb, war eine farblose Unendlichkeit, kein einförmiges Grau mehr, sondern nur ein hellerer Schein ohne jeden Farbwert.
    Was mochte ihm wohl alles entgehen? Möglicherweise war seine Umgebung so reizarm und spartanisch, dass sein Verstand früher oder später die Wirklichkeit auch ausgefiltert hätte, wenn er noch hätte sehen können. Ringsum spürte er nur Felswände, die kein Echo zurückwarfen; es mussten Megatonnen von Gestein sein. An Pascale dachte er unentwegt, aber es fiel ihm von Tag zu Tag schwerer, die Erinnerung an sie zu bewahren. Das Grau sickerte in sein Gedächtnis ein und deckte es zu wie flüssiger Beton. Doch eines Tages, Sylveste hatte soeben seine Mahlzeit beendet, wurde die Zellentür aufgeschlossen und er vernahm zwei Stimmen.
    Die erste gehörte Gillian Sluka.
    »Tun Sie, was Sie können«, krächzte sie. »Mit gewissen Einschränkungen.«
    »Er sollte für die Operation unter Narkose gesetzt werden«, sagte die zweite Stimme. Männlich und so dick wie Sirup. Sylveste erkannte den Mann an seinem nach Kohl riechenden Atem.
    »Sollte er vielleicht, wird er aber nicht.« Die Frauenstimme zögerte, dann fügte sie hinzu: »Ich erwarte keine Wunder, Falkender. Ich will nur, dass der Dreckskerl mich ansehen kann.«
    »Geben sie mir ein paar Stunden Zeit«, sagte Falkender. Sylveste hörte, wie er mit dumpfem Geräusch etwas auf den Tisch mit den abgerundeten Kanten stellte. »Ich werde mein Bestes tun«, murmelte er wie zu sich selbst. »Aber soviel ich weiß, waren seine Augen schon bevor Sie ihn blenden ließen, nicht besonders leistungsfähig.«
    »Eine Stunde.«
    Sie ging hinaus und knallte die Tür zu. Sylveste, der seit seiner Gefangennahme in ewiger Stille lebte, spürte die Schwingungen bis in den letzten Winkel seines Gehirns. Zu lange hatte er sich bemüht, das leiseste Geräusch aufzufangen, das ihm einen Hinweis auf sein Schicksal geben könnte. Gehört hatte er nichts, aber mit der Zeit hatte ihn die Stille empfindlich gemacht.
    Er roch, dass Falkender sich über ihn beugte. »Es ist mir ein Vergnügen, mit Ihnen zu arbeiten, Dr. Sylveste«, sagte er fast schüchtern. »Ich hoffe sehr, die Schäden, die sie Ihnen zugefügt hat, zum größten Teil beheben zu können. Ich brauche nur Zeit.«
    »Sie hat Ihnen eine Stunde gegeben«, stellte Sylveste fest. Sogar seine eigene Stimme klang ihm fremd in den Ohren; zu lange hatte er nur im Schlaf irgendwelchen Unsinn vor sich hin gemurmelt. »Was können Sie in einer Stunde schon ausrichten?«
    Er hörte den Mann in seinen Instrumenten kramen. »Zumindest kann ich Ihren Zustand verbessern.« Er unterstrich seine Bemerkungen, indem er mit der Zunge schnalzte. »Wenn Sie stillhalten, erreiche ich natürlich mehr. Aber ich kann nicht versprechen, dass es angenehm sein wird.«
    »Sie tun sicher alles, was in Ihren Kräften steht.«
    Der Mann strich ihm prüfend mit den Fingerspitzen über die Augäpfel.
    »Ich habe Ihren Vater immer bewundert.« Wieder dieses Zungenschnalzen. Sylveste fühlte sich an einen von Janequins Pfauen erinnert. »Jedermann weiß, dass er die Augen für sie angefertigt hat.«
    »Nur seine Beta-Simulation«, verbesserte Sylveste.
    »Natürlich, natürlich.« Er sah förmlich vor sich, wie Falkender den feinen Unterschied mit wegwerfender Handbewegung abtat. »Nicht einmal das Alpha – es ist allgemein bekannt, dass es schon vor Jahren verschwunden ist.«
    »Ich habe es an die Schieber verkauft«, sagte Sylveste

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