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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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tonlos. Die Wahrheit schoss ihm aus dem Mund wie ein Melonenkern, nachdem er sie so viele Jahre lang für sich behalten hatte.
    Falkender stieß einen gutturalen Laut aus, und Sylveste begriff erst nach einer Weile, dass das vielleicht ein Lachen gewesen war. »Natürlich, natürlich. Eigentlich erstaunlich, dass man Ihnen gerade das nie unterstellt hat. So zynisch ist die Menschheit.« Ein schrilles Jaulen erfüllte die Luft, gefolgt von nervenzerfetzenden Schwingungen. »Ich fürchte, von Ihrem Farbensinn müssen Sie sich verabschieden«, sagte Falkender. »Mehr als Schwarzweiß bringe ich in der Eile wohl nicht zustande.«
 
    Khouri hatte auf eine geistige Atempause gehofft, in der sie ihre Gedanken sammeln und in aller Ruhe auf die Atemzüge der Präsenz lauschen konnte, die in ihren Kopf eingedrungen war. Aber die Mademoiselle hörte nicht auf zu reden.
    »Ich glaube, Sonnendieb hat so etwas schon einmal versucht«, sagte sie. »Ich spreche natürlich von Ihrem Vorgänger.«
    »Sie meinen, der blinde Passagier wollte auch in Nagornys Kopf eindringen?«
    »Genau das. Nur gab es in Nagornys Fall keine Bluthunde, an die er sich anhängen konnte. Deshalb musste Sonnendieb auf primitivere Mittel zurückgreifen.«
    Khouri überlegte, was sie von Volyova über den Vorfall erfahren hatte.
    »Primitiv genug, um Nagorny in den Wahnsinn zu treiben?«
    »Ganz offensichtlich«, nickte ihre ständige Begleiterin. »Vielleicht hat Sonnendieb lediglich versucht, dem Mann seinen Willen aufzuzwingen. Aus dem Feuerleitstand konnte er nicht entkommen, also begnügte er sich damit, Nagorny zu seiner Marionette zu machen. Vielleicht nahm er immer dann Einfluss auf Nagornys Unterbewusstsein, wenn der sich im Leitstand aufhielt.«
    »Mit welchen Schwierigkeiten muss ich rechnen?«
    »Im Moment ist es noch nicht allzu schlimm. Es waren nur ein paar Hunde – damit konnte er nicht viel Schaden anrichten.«
    »Was geschah mit den Hunden?«
    »Ich habe sie natürlich decodiert – um ihre Botschaft zu erfahren. Aber dabei habe ich mich geöffnet. Für Sonnendieb, meine ich. Die Hunde hatten ihn wohl etwas behindert, denn sein Angriff auf mich war alles andere als raffiniert. Für mich war das ein Glück, sonst hätte ich meine Abwehr womöglich nicht mehr rechtzeitig aktivieren können. Er war nicht allzu schwer zu besiegen, aber ich musste mich natürlich auch nur mit einem kleinen Teil von ihm herumschlagen.«
    »Dann bin ich also in Sicherheit?«
    »Nicht ganz. Ich konnte ihn vertreiben – allerdings nur aus dem Implantat, in dem ich mich aufhalte. Leider wirkt meine Abwehr nicht auf Ihre anderen Implantate, auch nicht auf die von Volyova eingesetzten.«
    »Er ist also immer noch in meinem Kopf?«
    »Vielleicht hat er die Hunde gar nicht gebraucht«, überlegte die Mademoiselle. »Er könnte auch schon in Volyovas Implantate eingedrungen sein, als Volyova Sie zum ersten Mal in den Leitstand brachte. Aber die Hunde kamen ihm sicher gelegen. Hätte er nicht versucht, mich damit zu überfallen, dann hätte ich am Ende gar nicht bemerkt, dass er die anderen Implantate bereits besetzt hatte.«
    »Ich fühle mich wie immer.«
    »Gut. Das bedeutet, dass meine Gegenmaßnahmen wirken. Wissen Sie noch, wie ich gegen Volyovas Loyalitätsbehandlung vorging?«
    »Ja«, sagte Khouri düster. Sie war nicht sicher, ob die Gegenmaßnahmen so wirkungsvoll gewesen waren, wie die Mademoiselle gerne glauben wollte.
    »Nun, diesmal läuft es ähnlich. Mit dem einzigen Unterschied, dass ich mich auf die Bereiche Ihres Bewusstseins konzentriere, die Sonnendieb besetzt hält. Seit zwei Jahren führen wir nun schon so etwas wie…« Sie zögerte kurz, dann kam ihr offenbar die Erleuchtung. »Man könnte es wohl als Kalten Krieg bezeichnen.«
    »Kalt müsste er schon sein.«
    »Und langsam«, ergänzte die Mademoiselle. »Die Kälte entzog uns die Energie für weitergehende Aktivitäten. Und wir mussten uns natürlich in Acht nehmen, um Sie nicht zu verletzen. Nur unversehrt waren Sie für mich wie für Sonnendieb zu gebrauchen.«
    Khouri fiel wieder ein, warum dieses Gespräch überhaupt möglich war.
    »Aber jetzt haben Sie mich erwärmt…«
    »Sie begreifen schnell. Mit der Erwärmung ist der Kampf härter geworden. Ich könnte mir denken, dass Volyova bereits Verdacht geschöpft hat. Ihr Gehirn wird nämlich mit einem besonderen Scanner, einem so genannten Trawl überwacht. Das Gerät könnte den neuralen Krieg zwischen Sonnendieb und mir entdeckt haben.

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