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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Gefühlen wie Loyalität nicht aufhalten. Oder hat irgendjemand genügend Mumm, um hier zu bleiben und seine Arbeit zu Ende zu bringen?« Er schaute von einem zum anderen, aber alle wandten verlegen den Blick ab. Er kannte die Leute kaum mit Namen, auch die Gesichter waren ihm bis vor kurzem fremd gewesen; jedenfalls war keiner von ihnen mit dem Schiff von Yellowstone gekommen; sie kannten nichts anders als Resurgam mit seiner Hand voll menschlicher Siedlungen, die wie Edelsteine in der trostlosen Landschaft verstreut waren. Er musste ihnen vorkommen wie ein Fossil.
    »Sir«, sagte einer – möglicherweise der Junge, der ihn zuerst vor dem Sturm gewarnt hatte. »Sir; es ist nicht so, dass wir keinen Respekt vor Ihnen hätten. Aber wir müssen auch an uns denken. Verstehen Sie das denn nicht? Was immer hier vergraben liegt, es lohnt sich nicht, dafür ein solches Risiko einzugehen.«
    »Da irren Sie sich«, widersprach Sylveste. »Dafür lohnt sich ein noch viel höheres Risiko, als Sie sich überhaupt vorstellen können. Begreifen Sie denn nicht? Das Ereignis ist den Amarantin nicht widerfahren. Sie haben es ausgelöst. Sie haben es selbst herbeigeführt.«
    Sluka schüttelte bedächtig den Kopf. »Sie sollen ihre Sonne hochgejagt haben? Glauben Sie das wirklich?«
    »Mit einem Wort: Ja.«
    »Dann sind Sie noch viel verrückter, als ich befürchtet hatte.« Sluka wandte ihm den Rücken zu und befahl ihrer Horde: »Lasst die Schlepper an. Wir fahren.«
    »Was ist mit den Geräten?«
    »Die können meinetwegen hier bleiben und verrotten.« Die Horde zerstreute sich, alle schlenderten auf die massigen Fahrzeuge zu.
    »Wartet!«, rief Sylveste. »Hört mich an! Wenn ihr die Geräte zurücklasst, braucht ihr nur einen Schlepper – er bietet Platz genug für alle.«
    Sluka wandte sich wieder ihm zu. »Und was ist mit Ihnen?«
    »Ich bleibe hier – ich bringe die Arbeit allein zu Ende, oder will noch jemand bleiben?«
    Sie schüttelte den Kopf, riss sich die Maske vom Gesicht und spuckte voller Abscheu auf den Boden. Doch als sie ging, holte sie den Rest ihrer Brigade ein und führte sie zu einem der Schlepper. Damit hatte er den zweiten – mit seiner Kabine – für sich allein. Slukas Horde bestieg das Fahrzeug. Einige von den Studenten trugen kleinere Geräte oder Kisten mit Fundstücken und Gebeinen aus der Grabungsstätte. Der Instinkt des Wissenschaftlers siegte selbst über den Zorn des Meuterers. Die Rampen wurden eingeklappt und die Luken geschlossen, dann hob sich der Schlepper auf seine Beine, drehte sich schlurfend um und entfernte sich. Nach kaum einer Minute war er den Blicken entschwunden, und das Tosen des Windes übertönte den Lärm seiner Motoren.
    Sylveste drehte sich um und wollte sehen, wer noch geblieben war.
    Pascale stand da – aber das war fast unvermeidlich; sie wäre ihm wohl bis ins Grab gefolgt, wenn dabei eine gute Geschichte herausgesprungen wäre. Eine Hand voll Studenten hatte sich Sluka widersetzt; beschämt stellte er fest, dass er sie nicht einmal mit Namen ansprechen konnte. Vielleicht ein halbes Dutzend war noch im Wheeler-Gitter. Wenn er Glück hatte.
    Er nahm sich zusammen, wandte sich an zwei der Zurückgebliebenen und schnippte mit den Fingern. »Ihr könnt die Gravitationsscanner abbauen, wir brauchen sie nicht mehr.« Dann nahm er sich das nächste Paar vor. »Ihr beginnt an der Rückseite des Gitters und sammelt alle Werkzeuge ein, die Slukas Deserteure zurückgelassen haben, außerdem die Notizen und alle Kisten mit Fundstücken. Wenn ihr fertig seid, treffen wir uns am Fuß des großen Schachts.«
    »Was haben Sie jetzt vor?«, fragte Pascale. Sie schaltete ihre Kamera ab und ließ sie ins Notepad zurückfahren.
    »Ich dachte, das liegt auf der Hand«, sagte Sylveste. »Ich will mir ansehen, was auf diesem Obelisken steht.«
 
    Chasm City, Yellowstone, Epsilon Eridani-System 2524
    Ana Khouri war beim Zähneputzen, als das Kontrollpult ihrer Suite anschlug. Sie kam mit Schaum vor dem Mund aus dem Bad.
    »Morgen, Kiste.«
    Der Hermetiker glitt in die Wohnung. Seine Reisesänfte, auch Palankin genannt, war mit kunstvollen Schnitzereien verziert und hatte vorne ein schwarzes Fensterchen. Bei passender Beleuchtung konnte man hinter dem zolldicken, grünen Glas K. C. Ngs totenbleiches Gesicht auf und ab hüpfen sehen.
    »He, du siehst gut aus«, sagte er. Seine Stimme drang krächzend durch das Sprechgitter des Kastens. »Wo kriegt man das, was dich so munter macht?«
    »Es

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