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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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spürte, wie sie leichter wurde, als sie an den Triebwerken vorbeischwebte. Die waren außen am Rumpf, an eleganten, rückwärts gepfeilten Tragholmen angebracht, saugten mit weit aufgesperrten Mäulern in winzigen Mengen interstellaren Wasserstoff ein und bereiteten ihre Ernte mit irgendwelchen physikalischen Verfahren auf, die vollkommen unverständlich waren. Niemand, nicht einmal Volyova, behauptete zu wissen, wie Synthetiker-Triebwerke funktionierten. Wichtig war nur, dass sie es taten. Wichtig war außerdem, dass sie ständig von einem warm leuchtenden Nebel aus exotischen Teilchen umgeben waren. Zwar wurde die Strahlung zum größten Teil von der Abschirmung des Schiffsrumpfs absorbiert, aber etwas ging wohl doch durch. Deshalb beschleunigte der Fahrstuhl, wenn er an den Triebwerken vorbeifuhr, und bremste wieder auf Normalgeschwindigkeit ab, sobald er den Gefahrenbereich verlassen hatte.
    Volyova hatte jetzt zwei Drittel der Schiffslänge zurückgelegt. Hier unten kannte sie sich besser aus als die übrige Besatzung: Sajaki, Hegazi und die anderen kamen nur herunter, wenn es einen ganz besonderen Grund dafür gab. Und wer wollte es ihnen verdenken? Je tiefer man sank, desto mehr näherte man sich dem Captain, und sie war die einzige, der diese Vorstellung keine Angst einjagte.
    Nein; sie war nicht nur weit entfernt, diesen Teil des Schiffes zu fürchten, sie hatte ihn sogar zu ihrem eigenen Reich erkoren. Auf Deck 612 hätte sie aussteigen, den Spinnenraum ansteuern und damit das Schiff verlassen können, um den Stimmen der Gespenster zu lauschen, die den Raum zwischen den Sternen unsicher machten. Eine Aussicht, die sie immer wieder verlockend fand. Aber jetzt musste sie arbeiten – sie hatte ein ganz bestimmtes Anliegen – die Geister konnte sie auch ein andermal besuchen. Auf Deck 500 befand sich der Feuerleitstand. Im Vorbeifahren fielen ihr all die Probleme in Zusammenhang damit wieder ein, und sie hätte am liebsten angehalten, um neue Untersuchungen durchzuführen. Gleich danach stürzte sie durch den Raum mit den Weltraumgeschützen – eine von mehreren großen luftleeren Blasen innerhalb des Schiffes.
    Das riesige Gewölbe hatte einen Durchmesser von nahezu einem halben Kilometer, aber jetzt war alles dunkel, und Volyova musste sich die vierzig Objekte, die es enthielt, in ihrer Phantasie vorstellen. Das fiel ihr nicht schwer. Zwar gab es viele offene Fragen, was die Funktion und die Herkunft dieser Waffensysteme anging, aber ihre Form und ihre Standorte kannte sie so genau wie ein Blinder die mit Bedacht aufgestellten Möbel seines Schlafzimmers. Am liebsten hätte sie die Hand aus dem Fahrstuhl gestreckt und den Metallrahmen des nächsten Kolosses gestreichelt, nur um sich zu vergewissern, dass er noch da war. Seit sie zum Triumvirat gestoßen war, hatte sie sich bemüht, möglichst viel über die Geschütze in Erfahrung zu bringen, aber sie hätte nicht behaupten können, sich in ihrer Nähe wohl zu fühlen. Sie ging ebenso nervös an sie heran wie an eine neue Liebe, wusste sie doch, dass alle bisher gesammelten Informationen nur oberflächlicher Natur waren, und dass alles, was unter dieser Oberfläche lag, jede Illusion zerstören könnte.
    Sie bedauerte es nicht allzu sehr, den Geschützpark wieder zu verlassen.
    Auf Deck 450 schoss sie wieder an einem Anker vorbei, diesmal trennte er den Versorgungsbereich vom sich konisch verjüngenden Leitwerk des Schiffes, das sich noch einen weiteren Kilometer nach unten erstreckte. Der Fahrstuhl beschleunigte abermals in einem Strahlungsgürtel, dann leitete er die lange Bremsphase ein, um schließlich zum Stehen zu kommen. Dabei durchfuhr er die zweite Serie von Kryo-Decks, zweihundertfünfzig Etagen, die ein-hundertzwanzigtausend Schläfer aufnehmen konnten. Derzeit gab es natürlich nur einen einzigen, falls man so großzügig sein wollte, den Zustand des Captains als Schlaf zu bezeichnen. Der Fahrstuhl wurde jetzt langsamer. Auf halbem Weg durch die Kryo-Decks hielt er an und verkündete freundlich, er habe das angegebene Ziel erreicht.
    »Kryo-Schlafdeck für Passagiere, Pforte«, meldete der Fahrstuhl. »Hier bekommen Sie alles, was Sie im Kälteschlaf brauchen. Wir bedanken uns, dass Sie unseren Service in Anspruch genommen haben.«
    Die Tür ging auf, Volyova trat über die Schwelle und schaute durch den schmalen Spalt hinab auf die immer enger werdenden, hell erleuchteten Schachtwände. Sie hatte fast die gesamte Länge (oder Höhe – es

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