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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Übereinstimmungen. Wenn du unsere Gehirne aufschneiden würdest, hättest du wahrscheinlich Mühe, sie auseinander zu halten.«
    »Und jetzt?«
    »Sind sie wieder da.«
    »Hätte er doch beim letzten Mal seine Arbeit ordentlich gemacht«, sagte Calvin und begleitete die Bemerkung mit einem dünnen, selbstzufriedenen Lächeln.
    »Deine Schuld; du hast den Wagen gelenkt. Ich habe nur getan, was du mir sagtest.« Sylveste runzelte die Stirn.
    »Die meiste Zeit war ich nicht einmal bei vollem Bewusstsein. Trotzdem war jede einzelne Minute die Hölle für mich.«
    »Und jetzt wollen sie dich zwingen, das Gleiche noch einmal zu tun«, sagte Pascale. »Das war also der Grund? Für alles, was hier geschehen ist? Für den Angriff auf die Siedlung? Sie wollten nur erreichen, dass du ihrem Captain hilfst?«
    Sylveste nickte. »Falls du es noch nicht gemerkt haben solltest, die Personen, mit denen wir gleich ins Geschäft kommen wollen, sind nicht das, was man üblicherweise als Menschen bezeichnen würde. Ihre Prioritäten und ihre Zeitbegriffe sind ein wenig… abstrakt.«
    »Ich würde in diesem Fall auch nicht von einem Geschäft sprechen. Das ist pure Erpressung.«
    »Nun ja«, sagte Sylveste. »Nicht ganz. Diesmal hat sich Volyova ein klein wenig verrechnet. Ich war nämlich auf ihre Ankunft vorbereitet.« Volyova sah zu der Projektion von Resurgam auf. Im Moment war Sylvestes Aufenthaltsort auf dem Planeten noch völlig unbekannt, vergleichbar einer Quantenwellenfunktion, die noch nicht kollabiert war. Aber sobald sie mit einer genauen Triangulation seinen Sender geortet hatten, würde die Wellenfunktion zu unzähligen nicht gewählten Möglichkeiten zerfallen.
    »Haben Sie ihn?«
    »Das Signal ist schwach«, sagte Hegazi. »Der Sturm, den Sie erzeugt haben, verursacht starke Turbulenzen in der Ionosphäre. Sie sind jetzt sicher sehr stolz auf sich?«
    »Orten Sie ihn, Svinoi.«
    »Geduld, Geduld.«
    Im Grunde hatte Volyova nicht daran gezweifelt, dass Sylveste sich rechtzeitig melden würde. Dennoch war sie erleichtert gewesen, als sie ihn tatsächlich hörte. Damit war eine weitere Etappe des schwierigen Unternehmens bewältigt, ihn an Bord zu holen. Sie gab sich allerdings nicht der Illusion hin, die Aufgabe sei damit bereits so gut wie erledigt. Und Sylvestes Forderungen hatten so arrogant geklungen – er hatte geradezu Befehle erteilt –, dass sie sich unwillkürlich fragte, ob ihre Kollegen wirklich alles in der Hand hatten. Wenn Sylveste es darauf angelegt hatte, Zweifel in ihr zu wecken, dann war ihm das gelungen. Zum Teufel mit dem Mann! Sie hatte sich gut vorbereitet, weil sie wusste, dass Sylveste bei solchen Denkspielen ein wahrer Meister war, aber offenbar nicht gut genug. Nun trat sie im Geiste einen Schritt zurück und sah sich an, wie weit die Dinge gediehen waren. Immerhin würden sie Sylveste in Kürze in ihrer Gewalt haben. Das konnte nicht in seinem Sinne sein, besonders, da er sich denken konnte, was sie von ihm wollten. Wenn er Herr seines Schicksals wäre, ließe er sich gewiss nicht darauf ein, an Bord gebracht zu werden.
    »Aha«, sagte Hegazi. »Da haben wir ihn. Wollen Sie hören, was der Dreckskerl zu sagen hat?«
    »Stellen Sie ihn durch.«
    Wieder brach die Stimme des Mannes über sie herein, aber etwas war anders als vor sechs Stunden. Diesmal wurde jedes Wort von Sylveste begleitet – ja fast übertönt – vom durchdringenden Geheul des Schmirgelsturms.
    »Ich bin hier, wo sind Sie? Volyova, hören Sie mich? Ich sagte, hören Sie mich? Antworten Sie doch! Ich gebe Ihnen jetzt meine Koordinaten, auf Cuvier bezogen – also passen Sie auf.« Und dann nannte er – zur Sicherheit mehrmals – eine Reihe von Zahlen, mit denen sich sein Standort auf hundert Meter genau bestimmen ließ. Er hätte sich die Mühe sparen können, denn an Bord hatte man ihn inzwischen trianguliert. »Und jetzt holen Sie uns! Wir haben nicht ewig Zeit – wir stecken mitten in einem Schmirgelsturm, und wenn Sie sich nicht beeilen, sind wir tot.«
    »Mhm«, sagte Hegazi. »Vielleicht wäre es keine schlechte Idee, dem armen Jungen irgendwann zu antworten.«
    Volyova zog eine Zigarette heraus, zündete sie an und nahm einen tiefen Zug. Dann sagte sie: »Noch nicht. Wir lassen ihn noch ein paar Stunden lang zappeln. Ich möchte, dass er so richtig nervös wird.«
    Der geöffnete Anzug schlurfte auf Khouri zu. Sie hörte nur ein leises Scharren, dann spürte sie den sanften, aber festen Druck gegen den Rücken, die

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