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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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bemerken waren. Die Verbindungsmembran zwischen Armen und Körper hatte sich verdickt, bis beide nur noch schwer zu trennen waren. Auch die Stellung der Arme war eine andere; jetzt standen sie starr, aber leicht gebeugt in einem Winkel von fünfundvierzig Grad vom Rumpf ab. Der Kopf hatte sich zwischen die Schultern gezogen und war flacher geworden, so dass jetzt vom Ende jedes Arms eine glatte Kurve über den Kopf und auf der anderen Seite wieder hinunter führte. Die dicken Säulenbeine waren zu einem Schwanz verschmolzen, der sich nach unten verbreiterte, und alle von den Insassen geschaffenen Fenster waren gelöscht worden, um die Augen vor der Glut des Wiedereintritts zu schützen. Die Anzüge tauchten mit der Frontseite in die Atmosphäre ein, der Schwanz hing etwas tiefer als der Kopf: die Energie der kreuz und quer verlaufenden Stoßwellen wurde von der wandlungsfähigen Anzughülle gebändigt und ausgenützt. Direkte Sicht war nicht mehr möglich, aber die Anzüge nahmen ihre Umgebung auf anderen elektromagnetischen Frequenzen wahr und bereiteten die Daten so auf, dass auch die menschlichen Sinne sie verarbeiten konnten. Wenn Khouri seitlich nach unten schaute, sah sie die anderen wie in einer leuchtenden Träne aus rosigem Plasma schweben. In sechstausend Fuß Höhe bremsten die Anzüge mit ihren Triebwerken auf drei Mach ab und passten sich der dichteren Atmosphäre an. Nun verwandelten sie sich in menschengroße Flugzeuge. Stabilisatorflossen wuchsen ihnen aus dem Rücken und die Visiere wurden wieder durchsichtig. Die Innenpolsterung lag so fest an, dass Khouri von alledem kaum etwas spürte. Erst als ihre Gliedmaßen in eine andere Stellung geschoben wurden, verstärkte sich der Druck des Materials ein wenig.
    Bei fünfzehn Kilometern brach der sechste Anzug aus der Formation aus, nahm eine aerodynamisch optimale Form an, in die kein Mensch ohne drastische chirurgische Eingriffe hineingepasst hätte, und ging auf Hyperschallgeschwindigkeit. Sekunden später war er hinter dem Horizont verschwunden. Wahrscheinlich war noch nie ein künstliches Objekt vor ihm mit solcher Geschwindigkeit in Resurgams Atmosphäre eingetreten. Er musste Schub nach oben geben, um nicht vom Planeten weggeschleudert zu werden. Der Anzug war unterwegs zu Sajaki. Dessen Einsatz auf Resurgam war beendet. Nun ließ er sich unweit der Stelle abholen, von wo er zum letzten Mal mit dem Schiff gesprochen hatte.
    In zehn Kilometer Höhe – man hielt Funkstille, obwohl die Laserverbindung zwischen den Anzügen vollkommen abhörsicher war – trafen sie auf die ersten Ausläufer des Schmirgelsturms, den Volyova entfacht hatte. Aus dem All hatte er so schwarz und undurchdringlich ausgesehen wie eine Aschewand, doch in seinem Innern war es heller, als Khouri erwartet hätte. Das Licht war sepiabraun und körnig wie an einem Schlechtwettertag in Chasm City. Die Sonne hatte einen Hof in trüben Regenbogenfarben, doch als sie tiefer im Sturm versanken, verschwand auch der. Jetzt strömte das Licht nicht mehr auf sie herab, sondern stolperte unsicher wie ein Betrunkener auf einer Treppe durch die aufgewirbelten Staubschichten. Da man im Luftgel kein Gewicht spürte, verlor Khouri rasch jedes Gefühl für oben und unten, aber sie vertraute instinktiv darauf, dass die integrierten Inertialsysteme des Anzugs schon die richtige Wahl treffen würden. Wenn der Anzug auf eine Zone mit höherem Druck traf, gab es hin und wieder einen Ruck – obwohl die Triebwerke alle Schwankungen auszugleichen suchten. Als die Formation die Schallgeschwindigkeit unterschritt, rekonfigurierten sich die Anzüge ein weiteres Mal und wurden starrer. Sie waren nur noch fünftausend Fuß über dem Boden und einige hundert über den Gipfeln der höchsten Tafelberge, die allerdings nach wie vor unsichtbar blieben. Es wurde zunehmend schwieriger, die vier anderen in der Formation zu erkennen: immer wieder verschwanden sie im Staub.
    Khouri wurde allmählich unruhig. Sie war noch nie unter solchen Bedingungen in einem Raumanzug geflogen. »Anzug«, fragte sie. »Bist du auch ganz sicher, dass du mit dem Staub zurechtkommst? Ich möchte nicht, dass du mir vom Himmel fällst.«
    Der Anzug war hörbar verschnupft. »Träger«, antwortete er, »sollte mir der Staub Probleme bereiten, werde ich Sie unverzüglich davon in Kenntnis setzen.«
    »Schon gut; war nur eine Frage.«
    Jetzt hatte sie so gut wie keine Sicht mehr. Sie schwamm wie im Schlamm. Hin und, wieder tat sich im Sturm

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