Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
nur, dass er unentwegt Fortschritte erzielt – er zerstört mich, unterwandert meine Systeme, setzt meine eigene Abwehr gegen mich ein. Oh, er ist mit allen Wassern gewaschen, glauben Sie mir.«
    »Was wird geschehen?«
    »Ganz einfach, ich werde unterliegen. Das kann ich mit Sicherheit sagen, eine mathematische Schätzung auf der Grundlage seiner derzeitigen Fortschritte.« Wieder lächelte die Mademoiselle, die nüchterne Analyse schien ihr eine geradezu abartige Genugtuung zu bereiten. »Ich kann seinen Sieg noch ein paar Tage hinauszögern, doch dann ist alles vorbei. Vielleicht geht es auch schneller. Allein der Auftritt hier kostet mich ungeheure Kräfte. Aber ich hatte keine andere Wahl. Ich musste die Zeit opfern, um Ihnen die Kontrolle über Ihre Waffen zurückzugeben.«
    »Aber wenn er siegt…«
    »Ich weiß es nicht, Khouri. Aber Sie sollten auf alles gefasst sein. Wahrscheinlich ist er kein so angenehmer Hausgast, wie ich es immer sein wollte. Sie wissen ja, was er mit Ihrem Vorgänger gemacht hat. Er hat den armen Mann in den Wahnsinn getrieben.« Die Mademoiselle trat tiefer in den Staub hinein, schien wie durch einen Vorhang von der Bühne abgehen zu wollen. »Ich bezweifle, dass wir noch einmal das Vergnügen haben werden, Khouri. Ich sollte Ihnen alles Gute wünschen. Aber im Augenblick habe ich nur eine Bitte. Tun Sie, wozu Sie hier sind. Und leisten Sie ganze Arbeit.« Sie wich noch weiter zurück und löste sich auf wie eine Kohlezeichnung, die der Wind verwehte. »Die Mittel dazu habe ich Ihnen verschafft.«
    Dann war die Mademoiselle verschwunden. Khouri wartete noch einen Moment und versuchte, ihre Gedanken nicht so sehr zu ordnen, als zu einer halbwegs festen Masse zu verkneten, die hoffentlich mehr als ein paar Sekunden halten würde. Dann sprach sie das Codewort, das den Anzug reaktivierte. Mit einem Gefühl, das von Erleichterung weit entfernt war, stellte sie fest, dass die Mademoiselle Wort gehalten hatte. Die Waffen funktionierten noch immer.
    »Verzeihen Sie die Störung«, sagte der Anzug. »Aber wenn Sie die Sicht über das gesamte Spektrum wiederherstellen möchten, werden Sie feststellen, dass wir Gesellschaft haben.«
    »Gesellschaft?«
    »Ich habe soeben die anderen Einheiten alarmiert. Aber Sie sind am nächsten.«
    »Bist du sicher, dass es nicht Sajaki ist?«
    »Es ist nicht Triumvir Sajaki, nein.« Vielleicht bildete Khouri es sich nur ein, aber der Anzug schien es übel zu nehmen, dass sie sein Urteil in Zweifel zog. »Auch wenn der Anzug des Triumvirs alle Geschwindigkeitsbegrenzungen überschreitet, wird er erst in drei Minuten hier eintreffen.«
    »Dann muss es Sylveste sein.«
    Sie hatte inzwischen auf das empfohlene sensorische Overlay umgeschaltet und konnte die nahende Gestalt – eigentlich waren es zwei, und sie waren leicht auseinander zu halten – gut erkennen. Die beiden anderen bemannten Anzüge strebten ebenso gemächlich, wie sie sich vorher entfernt hatten, auf sie zu. »Sylveste, ich nehme an, Sie können uns hören«, sagte Volyova. »Bleiben Sie, wo Sie sind. Wir kommen von drei Seiten.«
    Seine Stimme ertönte im Helm. »Ich dachte schon, Sie lassen uns hier elend zugrunde gehen. Wie schön von Ihnen, dass Sie doch noch gekommen sind.«
    »Ich pflege Wort zu halten«, sagte Volyova. »Das sollten Sie inzwischen wissen.«
    Obwohl Khouri nicht sicher war, ob sie bis zum Äußersten gehen würde, begann sie mit den Vorbereitungen für den Abschuss. Sie rief ein Ziel-Overlay ab, das einen Rahmen um Sylveste legte, und entschied sich dann für eine der harmloseren Anzugwaffen: einen mittelstarken Laser, der in die Kopfpartie integriert war. Verglichen mit der übrigen Bewaffnung war er geradezu harmlos; eigentlich nur dafür geeignet, angriffslustigen Gegnern klar zu machen, dass sie sich besser ein anderes Ziel suchten. Aber gegen einen unbewaffneten Mann aus nächster Nähe sollte er mehr als ausreichend sein.
    Jetzt brauchte sie nur noch die Augen zu schließen und Sylveste würde sterben. Genau so, wie die Mademoiselle es wollte.
    Sudjic beschleunigte jetzt und strebte eher auf Volyova als auf Sylveste zu. Plötzlich fiel Khouri ein ungewöhnliches Detail an ihrem Anzug auf. Aus der Klaue am Ende des Arms ragte ein kleines Metallobjekt hervor. Es sah aus wie eine Waffe, eine leichte Boser-Pistole. Dann hob Sudjic mit der gelassenen Ruhe des Berufskillers diesen Arm. Khouri war so erschrocken, dass sie sich im Geiste für einen Moment von ihrem Körper

Weitere Kostenlose Bücher