Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
mit fallender Intonation. Jetzt hatte er es akzeptiert. »Sudjic. Ja, darin steckt eine gewisse Logik.«
    »Ich glaube, sie wollte…«
    »Dazu kommen wir später, Khouri«, wehrte Sajaki ab. »Wir werden uns genügend Zeit nehmen – natürlich werden Sie mir auch zu meiner vollen Zufriedenheit erklären müssen, welche Rolle Sie bei der ganzen Sache gespielt haben. Aber jetzt haben andere Dinge Vorrang.« Er sah auf die verletzte Volyova nieder. »Der Anzug hält sie noch für einige Stunden am Leben, aber er ist nicht mehr imstande, sie zum Schiff zu bringen.«
    »Ich nehme doch an«, sagte Sylveste, »dass Sie sich überlegt hatten, auf welchem Wege wir den Planeten verlassen sollten?«
    »Ich gebe Ihnen einen guten Rat, Dan«, versetzte Sajaki. »Reizen Sie mich nicht zu sehr. Ich musste viele Hindernisse überwinden, bis ich Sie gefunden hatte. Aber das würde mich nicht abhalten, Sie zu töten, nur um mir eine gewisse Genugtuung zu verschaffen.«
    Sylveste hatte nichts anderes erwartet – er hätte sich mehr Sorgen gemacht, wenn Sajaki anders reagiert und die Schwierigkeiten der Suche heruntergespielt hätte. Aber der Mann wäre ein Narr gewesen, hätte er selbst auch nur ein Wort seiner Drohung geglaubt. Er hatte mindestens die Reise von Yellowstone hierher und vielleicht noch mehr auf sich genommen, um Sylveste zu finden. Wie viele Menschenleben dabei geopfert worden waren, ließ sich gar nicht abschätzen, von den vielen Jahren ganz zu schweigen.
    »Wie schön für Sie«, sagte Sylveste mit falscher Freundlichkeit. »Aber als Mann der Wissenschaft sollten Sie für meinen Forscherdrang Verständnis haben. Ich muss die Grenzen Ihrer Toleranz ausloten.« Plötzlich schnellte sein Arm unter dem Windschutzmantel hervor. Ein kleiner Gegenstand steckte zwischen zwei Fingern seiner behandschuhten Hand. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn die Frau ihre Anzugwaffe auf ihn abgefeuert hätte, weil sie glaubte, er wolle seinerseits schießen. Das Risiko war er eingegangen. Aber was er in der Hand hielt, war keine Waffe, sondern nur ein kleines gequanteltes Speicherelement.
    »Sehen Sie das?«, fragte er. »Das ist Calvins Beta-Simulation. Sie hatten mich gebeten, sie mitzubringen. Sie brauchen sie, nicht wahr? Sie brauchen sie ganz dringend.«
    Sajaki sah ihn wortlos an.
    »Aber Sie können mich mal«, sagte Sylveste und zerdrückte die Simulation. Der Sturm wehte die Krümel davon.

Achtzehn
    Im Orbit um Resurgam, 2566
    Sie hoben von Resurgam ab und schossen durch den Sturm nach oben. Als der Himmel klar wurde, entdeckte Sylveste ein Objekt über sich, das zunächst so klein wie ein Stückchen Kohle und nur deshalb zu sehen war, weil es gelegentlich die Sterne verdeckte. Aber es wuchs immer weiter und entpuppte sich schließlich als annähernd konisch. Was anfangs nur wie ein tiefschwarzer Fleck ausgesehen hatte, zeigte im schwachen Licht der Welt, um die es kreiste, gewisse Unregelmäßigkeiten in seiner Oberfläche. Das Lichtschiff schwoll so unwahrscheinlich an, bis es die Hälfte des Himmels füllte, und hörte auch dann nicht auf zu wachsen. Es hatte sich seit seinem letzten Besuch kaum verändert. Sylveste wusste – ohne davon sonderlich beeindruckt zu sein –, dass solche Schiffe sich ständig verwandelten, aber im Allgemeinen nahmen sie eher unauffällige Veränderungen im Innern vor als radikale Umgestaltungen der Außenhülle (wobei auch das alle paar hundert Jahre einmal vorkam). Vielleicht, dachte er flüchtig, hatte es gar nicht mehr die Möglichkeiten, die er sich von ihm erhoffte – doch dann fiel ihm wieder ein, was es Phoenix angetan hatte. Eigentlich konnte man das kaum vergessen, denn der Planet zeigte immer noch überdeutlich die Spuren des Angriffs; mitten auf Resurgams Antlitz prangte eine graue Lotosblüte der Verwüstung.
    Im schwarzen Schiffsrumpf hatte sich eine Tür aufgetan. Sie wirkte zunächst viel zu klein, um auch nur einen der Anzüge aufzunehmen, geschweige denn alle fünf, doch aus der Nähe zeigte sich, dass sie mindestens zwanzig Meter breit war und leicht Platz für alle bot. Sylveste, seine Frau und die beiden Ultras – einer trug die verletzte Volyova – schwebten hinein und die Tür schloss sich hinter ihnen.
    Sajaki brachte sie in einen Lagerraum, wo sie die Anzüge ablegen und wieder normal atmen konnten. Die Luft hatte einen Beigeschmack, der schlagartig die Erinnerung an seinen letzten Besuch wachrief. Er hatte vergessen, wie das Schiff roch.
    »Sie warten hier«,

Weitere Kostenlose Bücher