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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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werden nicht mehr zentral gesteuert, dadurch sind Sonnendiebs Möglichkeiten begrenzt. Er hat von einem Körper Besitz ergriffen, der nur noch zur Hälfte funktionsfähig ist, weil er vom Aussatz zerfressen wird und obendrein gelähmt ist.«
    »Sehr poetisch, aber was bedeutet das für uns?«
    Volyova zündete sich eine zweite Zigarette an. Mit der ersten hatte sie kurzen Prozess gemacht. »Für uns bedeutet das, er wird versuchen, uns zu töten, wobei allerdings schwer vorauszusehen ist, welche Mittel er dafür noch hat. Er kann nicht einfach das ganze Schiff luftleer machen, denn dafür existiert keine Befehlshierarchie. Das könnte nicht einmal ich, es sei denn, ich wollte alle Schleusen von Hand öffnen, und dazu müsste ich zuerst Tausende von elektromechanischen Sicherungen außer Kraft setzen. Wahrscheinlich wäre es auch nicht einfach für ihn, größere Bereiche als diese Luftschleuse mit Schleim zu überfluten. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass ihm schon etwas einfallen wird.«
    Sie hob plötzlich und fast automatisch mit beiden Händen das Projektilgewehr und zielte damit in den dunklen Korridor, der zur Schleuse führte.
    »Was ist?«
    »Nichts«, sagte Volyova. »Ich bin nur nervös. Auffallend nervös. Du weißt wahrscheinlich auch nicht, was wir jetzt tun sollen, Khouri?«
    Khouri hatte tatsächlich einen Vorschlag.
    »Wir sollten Pascale suchen. Sie kennt sich nicht so gut aus wie wir. Und wenn es gefährlich wird…«
    Volyova drückte ihre Zigarettenkippe am Lauf des Projektilgewehrs aus.
    »Du hast Recht; wir sollten zusammenbleiben: Und das werden wir auch. Sobald…«
    Etwas kam geräuschvoll aus dem Halbdunkel und blieb zehn Meter vor ihnen stehen.
    Volyova legte sofort darauf an, feuerte aber noch nicht; sie spürte instinktiv, dass im Moment noch keine Lebensgefahr drohte. Es war einer der Servomaten, die Sylveste bei der missglückten Operation am Captain eingesetzt hatte; ein Raupenfahrzeug ohne kompliziertes Innenleben, kurzum, eine von den Drohnen, die hauptsächlich vom Schiff und nicht von einem eigenen Gehirn gesteuert wurden.
    Die vorstehenden Sensoraugen richteten sich auf die beiden Frauen.
    »Er ist nicht bewaffnet«, flüsterte Volyova und merkte im gleichen Moment, dass Flüstern sinnlos war. »Vermutlich hat man ihn losgeschickt, um nach uns zu suchen. Wir befinden uns an einer blinden Stelle; in einem der Bereiche, die das Schiff nicht beobachten kann.«
    Der Servomat schwenkte seine Sensoren hin und her, als wollte er die genaue Position der Frauen durch Triangulation ermitteln. Dann fuhr er rückwärts und schickte sich an, im Dunkel zu verschwinden.
    Khouri schoss ihn nieder.
    »Warum hast du das getan?«, fragte Volyova, als die Schüsse verhallt und die Lichtblitze erloschen waren, so dass sie die Augen wieder öffnen konnte. »Was immer er gesehen hat, wurde bereits zum Schiff gesendet. Es war sinnlos, ihn zu erschießen.«
    »Mir hat nicht gefallen, wie er mich angesehen hat«, sagte Khouri. Dann runzelte sie die Stirn. »Außerdem ist jetzt einer weniger da, der Ärger machen kann.«
    »Richtig«, sagte Volyova. »Und bei der Geschwindigkeit, mit der das Schiff so simple Drohnen herstellt, dauert es vielleicht sogar zehn bis zwanzig Sekunden, bis er ersetzt ist.«
    Khouri sah sie an, als habe sie die Pointe nicht verstanden. Aber Volyova machte keine Witze. Sie hatte soeben etwas bemerkt, was sie viel mehr erschreckte als der Servomat. Immerhin war es logisch, wenn das Schiff früher oder später Drohnen einsetzte, um sensorische Informationen zu sammeln; logisch wäre auch, wenn es nach Wegen suchte, die Maschinen so auszurüsten, dass sie den Rest der menschlichen Besatzung und die Passagiere ermorden konnten. Das hätte sie sich irgendwann auch selbst ausrechnen können. Aber das nicht. Was soeben für einen Moment die Nase aus dem Schiffsschleim gesteckt und sie mit seinen schwarzen Nageraugen angesehen hatte, um dann sofort kehrtzumachen und im Dunkel davonzuschwimmen, traf sie unerwartet.
    Doch jetzt erinnerte sie sich. Das Schiff kontrollierte auch die Pförtnerratten.
    Als Sylveste zu sich kam – im ersten Moment wusste er nicht mehr genau, wann er das Bewusstsein verloren hatte –, war er von verschwommenen Sternen umgeben, die einen komplizierten Tanz aufführten. Wenn ihm nicht bereits übel gewesen wäre, hätte sein Magen bei diesem Anblick ganz sicher rebelliert. Was wollte er hier? Und was war das für ein sonderbares Gefühl – als hätte man

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