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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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das alle Drohnen gesteuert wurden. Nur die autonomen Drohnen funktionierten nun noch ohne Einschränkungen – und die hatten noch nie unter Sonnendiebs Einfluss gestanden. Überall auf dem Schiff hasteten jetzt Tausende von überwachten Drohnen an die Terminals, um direkten Kontakt zum Kontrollsystem aufzunehmen. Sogar die Ratten waren verwirrt, denn die Aerosole zur Verteilung der biochemischen Anweisungen gehörten zu den betroffenen Systemen. Befreit von der unerbittlichen Kontrolle ihres Maschinen-Ichs würden die Nager allmählich in einen Zustand zurückfallen, in dem sie wieder mehr Ähnlichkeit mit ihren wilden Vorfahren hatten.
    Volyova schloss die Luftschleuse und spürte mit Genugtuung, wie das Shuttle ihre Anwesenheit zur Kenntnis nahm und zum Leben erwachte. Während sie sich Hand über Hand in die Kabine zog, waren die leuchtenden Navigationsanzeigen schon dabei, sich nach ihren Wünschen zu konfigurieren: die Flüssigkristalle ordneten sich nach ihren Idealvorstellungen.
    Jetzt brauchte sie nur noch das Raumschiff zu verlassen.
 
    »Hast du das eben gespürt?«, fragte Khouri im Spinnenraum mit seinen Messingarmaturen und Plüschwänden. »Das ganze Schiff hat gezittert wie bei einem Erdbeben.«
    »Glaubst du, das war Ilia?«
    »Sie sagte, wir sollten ablegen, wenn wir ein Signal bekämen. Es würde verdammt auffällig sein. Das war ziemlich auffällig, oder?«
    Wenn sie noch lange wartete, würde sie ihren eigenen Sinnen nicht mehr trauen; sie würde zu zweifeln anfangen, ob sie das Zittern wirklich gespürt hatte, und irgendwann wäre es zu spät. Volyova hatte eines ganz deutlich gemacht: wenn das Signal käme, müsse Khouri schnell handeln. Viel Zeit hätte sie nicht.
    Also legte sie ab.
    Sie drehte zwei gleich aussehende Messingschalter bis zum Anschlag; nicht weil sie es bei Volyova so gesehen hätte, sondern einfach, weil sie hoffte, dass eine so drastische und zugleich willkürliche und womöglich sinnlose Aktion zwangsläufig Folgen haben müsste, die man normalerweise zu vermeiden wünschte. Zum Beispiel, dass sich der Spinnenraum vom Rumpf löste. Und genau das wollte sie im Moment erreichen.
    Der Spinnenraum löste sich vom Rumpf.
    Sie waren so plötzlich im freien Fall, dass sich Khouri der Magen umdrehte. »Die nächsten Sekunden«, sagte sie, »entscheiden über Leben und Tod. Wenn das Ilias Signal war, können wir den Rumpf unbehelligt verlassen. Wenn nicht, nehmen uns die schiffseigenen Geschütze ins Visier.«
    Khouri sah, wie sich das Schiff entfernte und immer kleiner wurde. Bald musste sie die Augen zusammenkneifen, weil sie vom grellen Schein der Synthetiker-Triebwerke geblendet wurde, die selbst im Leerlauf strahlten wie eine Sonne. Irgendwo gab es im Spinnenraum zwar eine Vorrichtung, um die Jalousien an den Fenstern zu schließen, aber über solche Details wusste Khouri nicht Bescheid.
    »Warum feuern sie nicht sofort?«
    »Weil die Gefahr zu groß wäre, dass sie das Schiff beschädigen. Ilia sagte, die Grenzwerte seien fest eingestellt – Sonnendieb muss damit leben, denn ändern kann er sie nicht. Meiner Schätzung nach nähern wir uns jetzt der kritischen Distanz.«
    »Was mag das wohl für ein Signal gewesen sein?« Pascale wollte das Gespräch offensichtlich fortsetzen.
    »Ein Programm«, antwortete Khouri. »Ganz tief in den Speichern vergraben, wo Sonnendieb es niemals finden kann, aber mit Tausenden von Unterbrecherschaltkreisen auf dem ganzen Schiff verbunden. Wenn – falls – sie es ausgelöst hat, wurden Tausende von Systemen gleichzeitig abgeschaltet. Ein Rundumschlag. Das muss die Erschütterung gewesen sein.«
    »Und damit werden auch die Waffen deaktiviert?«
    »Nein… nicht unbedingt, wenn ich mich recht erinnere. Einige der Sensoren und vielleicht ein Teil der Zielsuchsysteme, der Leitstand ist jedenfalls nicht betroffen; so viel weiß ich noch. Aber im übrigen Schiff herrscht wahrscheinlich ein solches Durcheinander, dass Sonnendieb einige Zeit braucht, um sich davon zu erholen, sich zu koordinieren und neu zu orientieren. Erst dann kann er zu schießen anfangen.«
    »Aber die Waffen könnten schneller so weit sein?«
    »Deshalb müssen wir uns beeilen.«
    »Wir reden immer noch miteinander. Heißt das…?«
    »Ich denke schon.« Khouri grinste verzerrt. »Ich habe das Signal wohl doch richtig interpretiert, und wir sind – wenigstens bis auf Weiteres – in Sicherheit.«
    Pascale seufzte tief auf. »Was jetzt?«
    »Jetzt müssen wir Ilia

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