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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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finden.«
    »Das sollte uns nicht schwer fallen. Sie sagte, wir brauchten nichts zu tun, als auf dieses Signal zu warten. Dann würde sie…« Khouri verstummte und schaute zum Lichtschiff zurück. Es hing über ihnen wie ein schwebender Kirchturm, aber irgendetwas stimmte nicht damit.
    Etwas störte die Symmetrie.
    Etwas brach daraus hervor.
    Zuerst war da nur eine winzige Öffnung; als wolle sich ein Küken mit der Schnabelspitze durch die Eierschale bohren. Dann ein weißer Blitz, eine Reihe von Explosionen. Teile der Hülle flogen davon, die Hand der Schwerkraft fing sie auf und riss den Schleier der Zerstörung beiseite. Der Schaden wurde sichtbar. Ein winziges Loch im Rumpf. Jedenfalls erschien es winzig, aber bei der Größe des Schiffes hatte es in Wirklichkeit sicher einen Durchmesser von fast hundert Metern.
    Aus diesem Loch brach nun Volyovas Shuttle. Es verharrte kurz vor dem mächtigen Schiffsrumpf, drehte dann eine Pirouette und stürzte auf den Spinnenraum zu.

Vierunddreißig
    Im Orbit um Cerberus/Hades, 2566
    Khouri überließ es Volyova allein, den Spinnenraum unbeschädigt in die Melancholie zu bringen. Das war schwieriger, als es aussah; nicht, weil der Rumpf zu groß gewesen wäre, um in den verfügbaren Raum zu passen, sondern weil die Beine nicht ordentlich einklappten und sich deshalb die Türen der Frachtluke nicht schließen konnten. Letzten Endes – seit Beginn der Operation war höchstens eine Minute vergangen – musste Volyova einen Trupp Servomaten hinausschicken und die Beine mit Gewalt in die richtige Position bringen lassen. Für einen außenstehenden Beobachter – den es, abgesehen von der drohenden Masse des halb paralysierten Lichtschiffes, natürlich nicht gab – hätte es ausgesehen, als versuche eine Mannschaft von Wichtelmännchen, ein Insekt in eine Schmuckschatulle zu zwängen.
    Endlich konnte Volyova die Türen schließen, und damit wurde auch das letzte schmale Rechteck voller Sterne den Blicken entzogen. Die Innenbeleuchtung ging an und gleich darauf drang das rasch anschwellende Heulen der Belüftungsanlage durch die Metallwände des Spinnenraums. Die Servomaten kamen zurück und vertäuten den Raum, damit er nicht abgetrieben werden konnte. Nur eine Minute später erschien Volyova ohne Raumanzug.
    »Folgt mir«, rief sie mit schallender Stimme. »Je schneller wir außer Reichweite der Geschütze kommen, desto besser.«
    »Und wie groß ist die Reichweite der Geschütze?«, fragte Khouri.
    »Das weiß ich nicht genau.«
    »Du hast ihn mit deinem Programm geschlagen«, sagte Khouri, als sich die drei Hand über Hand in die Shuttle-Kabine hinaufzogen. »Gut gemacht, Ilia. Wir haben es sogar draußen im All gespürt – das war ein Systemausfall, der sich gewaschen hatte.«
    »Ich glaube, er hat ihm wehgetan«, sagte sie. »Nach den Erfahrungen mit dem Weltraumgeschütz hatte ich noch etliche zusätzliche Interrupts eingebaut, bevor ich Palsy reinstallierte. Diesmal ging die Paralyse sehr viel tiefer. Ich wünschte nur, ich hätte einige Sprengsätze im Umkreis der Synthetikertriebwerke angebracht. Dann könnten wir das Schiff in die Luft jagen und uns absetzen.«
    »Wäre es dann nicht ziemlich schwierig, wieder nach Hause zu kommen?«
    »Wahrscheinlich schon. Aber auf jeden Fall wäre es Sonnendiebs Ende.« Sie hielt kurz inne. »Und damit nicht genug«, fuhr sie dann fort. »Ohne das Schiff bekäme der Brückenkopf keine aktualisierten Daten aus der Waffenkammer mehr und würde zusammenbrechen. Wir hätten gesiegt.«
    »Ein optimistischeres Szenarium kannst du dir nicht ausdenken?«
    Volyova antwortete nicht.
    Sie hatten das Flugdeck erreicht und Khouri sah erfreut, dass es zum Modernsten gehörte, was sie je gesehen hatte: alles war weiß und steril wie im Behandlungsraum eines Zahnarztes.
    Volyova wandte sich an Pascale. »Hör zu«, sagte sie. »Ich weiß nicht, wie viel du schon mitbekommen hast, aber wenn der Brückenkopf jetzt zusammenbrechen sollte – und genau das ist unser Ziel – wäre das für deinen Mann nicht gerade angenehm.«
    »Vorausgesetzt, er hat ihn schon erreicht.«
    »Oh, davon können wir, denke ich, ausgehen.«
    »Wenn er andererseits bereits im Planeteninnern ist«, überlegte Khouri, »würde sich durch den Zusammenbruch des Brückenkopfes für ihn nichts ändern, außer, dass wir ihn nicht mehr erreichen könnten.« Sie zögerte, dann fragte sie: »Das war doch unser Plan? Ich meine, wir müssen es zumindest probieren.«
    »Jemand muss es

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