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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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dann gab es die anderen: sie hatten einen zweiten Weg gefunden, den Unterdrückern zu entkommen. Eine nicht weniger drastische, ebenso unwiderrufliche Fluchtmöglichkeit…
    »Sie wurden zu den Schleierwebern, nicht wahr?« Jetzt sprach Calvin – oder verlieh nur Sylveste seinen eigenen Gedanken Ausdruck, wie er es manchmal im Eifer des Gefechts zu tun pflegte? Er hätte es nicht sagen können, und es interessierte ihn auch nicht weiter. »Das war in den letzten Tagen; Resurgam war bereits zerstört und die meisten Raumfahrer waren aufgespürt und vernichtet worden. Eine Gruppe ging in der Hades-Matrix auf. Eine zweite lernte, wahrscheinlich aus den Transformationen im Umfeld des Portals, bis zu einem gewissen Grad die Raumzeit zu manipulieren. Diese Gruppe fand eine Lösung; eine Methode, um sich vor den Waffen der Unterdrücker zu schützen. Sie wickelten die Raumzeit um sich wie einen Mantel; ließen sie gerinnen, verfestigten sie zu einer undurchdringlichen Hülle. Und hinter solche Hüllen zogen sie sich zurück und dichteten sie ab für die Ewigkeit.«
    »Es war immerhin besser als der Tod.«
    Für einen Moment sah er ganz klar. Die hinter den Schleiern hatten gewartet und gewartet, hatten vom Universum ringsum kaum Notiz genommen und konnten auch kaum damit in Verbindung treten. Allzu sicher waren die Mauern, mit denen sie sich umschlossen hatten.
    Sie hatten geduldig gewartet.
    Schon als sie sich in die Klausur begaben, hatten sie gewusst, dass die Anlagen der Unterdrücker allmählich versagten und zusehends unfähiger wurden, Intelligenz zu unterdrücken. Für sie selbst kam die Entwicklung spät – doch nachdem sie eine Million Jahre in ihrer Raumzeitblase gesessen hatten, tauchte die Frage auf, ob die Gefahr womöglich vorüber sei.
    Sie konnten die Schleier nicht einfach öffnen und hinausschauen – das wäre zu riskant gewesen, denn die Geduld der Unterdrücker-Maschinen war schier unerschöpflich. Ihre scheinbare Passivität konnte eine Falle sein, ein Spiel, um die Amarantin – die Schleierweber – aus ihrem Versteck auf das Schlachtfeld des offenen Weltalls zu locken, wo sie mit Leichtigkeit zu zerstören waren. Damit wäre nach einer Million Jahre die Säuberungsaktion beendet und diese Spezies vollends ausgerottet gewesen.
    Doch nach und nach tauchten andere auf.
    Vielleicht hatte dieser Abschnitt der Galaxis etwas an sich, das die Evolution von Wirbeltieren begünstigte, vielleicht war es auch nur Zufall, doch die Schleierweber sahen in den Menschen, die soeben die Raumfahrt entdeckt hatten, einen Abglanz dessen, was sie einst gewesen waren. Auch ihre psychischen Schwächen fanden sie wieder: den Drang nach Einsamkeit und den Wunsch nach Kameradschaft; die Sehnsucht nach den Tröstungen einer Gesellschaft und nach den leeren Weiten des Alls; die innere Zerrissenheit, die sie immer weiter nach draußen trieb.
    Philip Lascaille war als Erster zu ihnen gekommen, vor dem Schleier, der jetzt seinen Namen trug.
    Die Verwerfungen der Raumzeit im Umkreis des Schleiers hatten sein Bewusstsein aufgerissen, alles durcheinander geworfen und neu zusammengesetzt. Entstanden war ein sabberndes Zerrbild des einstigen Lascaille. Aber dieses Zerrbild zeigte Züge von Genialität. Die Schleierweber hatten ihm etwas eingepflanzt: das nötige Wissen, um jemand anderen sehr viel näher heranzuholen… und die Lüge, um diesem anderen das Abenteuer schmackhaft zu machen.
    Kurz vor seinem Tod hatte sich Lascaille dem jungen Dan Sylveste anvertraut.
    Gehen Sie zu den Schiebern, hatte er gesagt.
    Denn auch die Amarantin hatten einst die Schieber aufgesucht und dem Schieber-Ozean ihre Neuralstrukturen aufgeprägt. Mit diesen Strukturen ließ sich die Raumzeit um den Schleier stabilisieren; sie ermöglichten es, in die immer dichter werdenden Falten vorzudringen, ohne von den Spannungen zerrissen zu werden. Nachdem Sylveste das Schieber-Transform in sich aufgenommen hatte, konnte er auf den Stürmen in die Tiefen des Schleiers reiten.
    Und konnte ihn lebend wieder verlassen.
    Aber er war verändert.
    Er hatte etwas mitgebracht, ein Etwas, das sich Sonnendieb nannte, aber das war nur ein mythischer Name. Was seither in ihm lebte, war eher eine Kollage; eine künstliche Persönlichkeit, untrennbar mit dem Schleier verwoben, eingepflanzt von Wesen, die Sylveste als Abgesandten benützten und durch ihn Einfluss auf den Raum außerhalb des undurchdringlichen Raumzeitvorhangs zu gewinnen suchten.
    Was sie von ihm wollten, war

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