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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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im Rückblick ganz einfach zu erklären.
    Er sollte nach Resurgam reisen, wo die Gebeine ihrer leiblichen Vorfahren begraben waren.
    Er sollte die Anlage der Unterdrücker finden.
    Er sollte sich ihr so weit nähern, dass die Anlage, falls sie noch funktionierte, zum Leben erwachte und ihn als Angehörigen einer neu erstandenen, intelligenten Spezies identifizierte.
    Wenn die Unterdrücker noch aktiv waren, hätten sie damit ein neues Opfer für ihren Vernichtungsfeldzug gefunden: die Menschheit.
    Wenn nicht, konnten sich die Schleierweber gefahrlos nach draußen wagen.
 
    Das bläuliche Licht, das ihn umgab, wirkte jetzt böse auf ihn; unbeschreiblich böse. Womöglich war er einfach dadurch, dass er diesen Planeten betrat, schon zu weit gegangen; hatte zu viel Intelligenz gezeigt und die Unterdrücker-Anlage überzeugt, dass er einer Spezies angehörte, die ausgerottet werden musste.
    Sylveste verabscheute das, wozu die Amarantin geworden waren, und er hasste sich selbst dafür, dass er der Beschäftigung mit ihnen so große Teile seines Lebens geopfert hatte. Aber was konnte er daran jetzt noch ändern? Für solche Bedenken war es viel zu spät.
    Der Tunnel war breiter geworden, und er befand sich – immer noch ohne seinen Anzug bewusst steuern zu können – in einem Raum mit vielfach geschliffenen Wänden, der ebenfalls in diesen faulig blauen Schein getaucht war. Überall hingen seltsame Gebilde, die ihn an Rekonstruktionen vom Innern einer menschlichen Zelle erinnerten. Geradlinige Formen herrschten vor, mehrfach ineinander verschlungene Rechtecke, Quadrate und Parallelogramme bildeten Hängeskulpturen, die keiner bekannten ästhetischen Richtung zuzuordnen waren.
    »Was ist das?«, flüsterte er.
    »Sieh sie als Puzzles«, sagte Sonnendieb. »Sie sollen in einem intelligenten Forschungsreisenden den Drang wecken, sie zu vervollständigen, aus den Formen die geometrischen Konfigurationen zu bilden, die in den Teilen angelegt sind.«
    Sylveste verstand, was Sonnendieb meinte. Gleich bei der nächsten Figur ließen sich zum Beispiel die Formen mit wenigen Handgriffen zu einem Tesserakt zusammensetzen… es juckte ihn fast in den Fingern…
    »Ich werde es nicht tun«, sagte er.
    »Das brauchst du auch nicht.« Zum Beweis ließ Sonnendieb die Gliedmaßen von Sylvestes Anzug nach der Figur greifen. Sie war ihm viel näher, als er zunächst geschätzt hatte. Die Finger fassten das erste Stück und drehten es mühelos in die richtige Stellung. »Es gibt noch andere Tests in anderen Räumen«, sagte das Alien. »Deine geistigen Prozesse und – später – auch deine Biologie werden einer gründlichen Prüfung unterzogen. Die biologische Untersuchung wird vermutlich nicht angenehm sein. Aber sie ist auch nicht tödlich. Das würde andere Vertreter deiner Art abschrecken, aus denen sich ein umfassenderes Bild des Feindes gewinnen ließe.« Das klang fast schon humorvoll; als habe sich das Wesen lange genug in menschlicher Gesellschaft befunden, um etwas von den Verhaltensweisen der Menschen anzunehmen. »Leider bist du der einzige Vertreter der Menschheit, der diese Anlage jemals betreten wird. Aber du wirst ein ausgezeichnetes Versuchsobjekt abgeben, das kann ich dir versichern.«
    »Da irrst du dich«, sagte Sylveste.
    Eine Spur von Unruhe schlich sich in Sonnendiebs unerbittliche Geiststimme. »Bitte erkläre mir das.«
    Sylveste ging nicht sofort auf den Wunsch ein. »Calvin«, sagte er. »Ich muss dir etwas sagen.« Noch während er sprach, war er sich nicht sicher, warum er das tat und an wen er sich eigentlich wandte. »Als wir im weißen Licht waren – als wir in der Hades-Matrix alles miteinander teilten –, da erkannte ich etwas, das ich schon vor Jahren hätte erfahren sollen.«
    »Du meinst über dich.«
    »Ja, über mich. Ich habe erkannt, was ich bin.« Sylveste hätte am liebsten geweint, er wusste, dass dies seine letzte Chance dazu war, aber seine Augen gestatteten ihm keine Tränen, das hatten sie von Anfang an nicht getan. »Und warum ich dich nicht hassen kann, wenn ich nicht auch mich selbst hassen will. Falls ich tatsächlich jemals Hass auf dich verspürt haben sollte.«
    »Es war eigentlich ein Fehlschlag, nicht wahr? Was ich aus dir gemacht habe. Ich hatte dich nicht so geplant. Aber ich muss gestehen, dass ich mit deiner Entwicklung gar nicht unzufrieden bin.« Er verbesserte sich. »Ich meine natürlich mit meiner Entwicklung.«
    »Ich bin froh, dass ich es erfahren habe – wenn auch

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