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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Witz, der zu subtil war, um ihn mit jemandem zu teilen. »Es dürfte nicht überlebt haben. Aber das kümmert mich wenig, wenn ich ehrlich bin. Mein wahres Ich steht jetzt vor Ihnen. Ein anderes hat es nie gegeben.«
    »Was geschah im Innern von Cerberus?«
    »Das ist eine sehr lange Geschichte, Khouri.«
    Und dann erzählte er, wie er ins Innere der Welt gelangt war, nur um dort erkennen zu müssen, dass Sajakis Anzug leer war; wie diese Feststellung ihn bestärkt hatte, noch weiter vorzudringen, und was er schließlich im letzten Raum erlebt hatte. Wie er in die Matrix eingegangen war – und wie sich seine Erinnerungen von diesem Moment an von denen seines zweiten Ichs getrennt hatten. Doch als er erklärte, dieses zweite Ich sei tot, da klang das so überzeugt, dass Khouri sich fragte, ob er das nicht auch auf einem anderen Weg feststellen konnte. Waren sie nicht vielleicht doch bis zum Ende durch ein unsichtbares Band verbunden gewesen?
    Khouri spürte, dass auch Sylveste das Geschehen nicht bis ins Letzte begriff. Er war kein Gott geworden – oder höchstens für jenen kurzen Moment, den er im Portal verbracht hatte. Hatte er sich anschließend dagegen entschieden? Eine gute Frage. Wenn er von der Matrix simuliert wurde und die Rechenkapazität der Matrix theoretisch unbegrenzt war… wie konnte er dann an Grenzen stoßen, für die er sich nicht bewusst entschieden hatte?
    Noch etwas erfuhr sie: Carine Lefevre war von einem Teil des Schleiers am Leben erhalten worden und das war kein Zufall gewesen.
    »Es gab offenbar zwei Parteien.« Sylveste spielte mit einem der Messingmikroskope auf seinem Schreibtisch. Er drehte den kleinen Spiegel hin und her, als wolle er die letzten Strahlen der untergehenden Sonne einfangen. »Die eine wollte mich einsetzen, um herauszufinden, ob die Unterdrücker noch aktiv waren und für die Schleierweber nach wie vor eine Gefahr darstellten. Der zweiten Partei lag, denke ich, nicht mehr an der Menschheit als der ersten. Aber sie war vorsichtiger. Sie suchte nach einem besseren Verfahren. Sie wollte der Unterdrücker-Anlage nicht einfach einen Köder schicken, um zu sehen, ob sie noch reagierte.«
    »Aber was wird jetzt aus uns? Wer hat eigentlich gesiegt? Sonnendieb oder die Mademoiselle?«
    »Keiner«, sagte Sylveste und stellte das Mikroskop zurück. Es gab einen dumpfen Ton, als der samtüberzogene Fuß den Schreibtisch berührte. »Das ist jedenfalls der Eindruck, den ich habe. Ich glaube, dass wir – dass ich – kurz davor standen, die Anlage zu aktivieren, ihr den Stimulus zu geben, den sie brauchte, um die anderen Anlagen zu wecken und den Krieg gegen die Menschheit zu beginnen.« Er lachte. »Wobei das Wort Krieg unterstellt, dass es zwei Seiten hätte geben können. Aber daran glaube ich nicht.«
    »Und Sie meinen, es wäre nicht so weit gekommen?«
    »Ich kann nur hoffen und beten.« Er zuckte die Achseln. »Natürlich könnte ich mich auch irren. Früher sagte ich immer, ich würde mich niemals irren, aber diese Lektion habe ich inzwischen gelernt.«
    »Und was ist mit den Amarantin, den Schleierwebern?«
    »Das wird man abwarten müssen.«
    »Mehr können Sie dazu nicht sagen?«
    »Ich habe nicht auf alles eine Antwort, Khouri.« Er sah sich um, musterte die Bände auf den Regalen, als wolle er sich vergewissern, dass sie noch da seien. »Nicht einmal hier.«
    »Du musst jetzt gehen«, sagte Pascale. Sie stand plötzlich mit einem Glas mit einer klaren Flüssigkeit – Wodka vielleicht – an der Seite ihres Mannes. Nun stellte sie das Glas neben einen blanken pergamentfarbenen Schädel auf den Schreibtisch.
    »Wohin?«
    »Ins All zurück, Khouri. Das wolltest du doch? Oder willst du etwa den Rest der Ewigkeit hier verbringen?«
    »Was soll ich denn im All?«, fragte Khouri. »Du müsstest doch wissen, dass es keine Zuflucht mehr gibt. Das Schiff war gegen uns; der Spinnenraum ist zerstört; Ilia ist tot…«
    »Sie hat es geschafft, Khouri. Sie ist nicht umgekommen, als das Shuttle zerstört wurde.«
    Sie hatte also einen Raumanzug gefunden – aber was hatte sie davon? Khouri wollte noch weiter fragen, doch dann wurde ihr klar, dass Pascale ihr wahrscheinlich die Wahrheit gesagt hatte, so unglaublich sie sich auch anhörte – so nutzlos sie auch war und so wenig sie noch ändern konnte.
    »Was habt ihr beiden jetzt vor?«
    Sylveste griff nach dem Wodkaglas und nahm einen kleinen Schluck. »Haben Sie das noch nicht erraten? Dieser Raum ist nicht nur Ihretwegen hier.

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