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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Grab genommen, und Volyova hatte seither in dem Bewusstsein, dass niemand ihren Zufluchtsort verraten konnte, wieder ruhig schlafen können. Khouri hierher mitzunehmen mochte ein Fehler sein, den sie später ebenfalls bereuen würde – eigentlich hatte sie sich geschworen, das Geheimnis des Raumes nicht noch einmal zu lüften –, aber wie so oft hatte eine neue Entwicklung sie genötigt, ihren Entschluss zu revidieren. Sie hatte etwas mit Khouri zu besprechen; die Gespenster waren nur ein Vorwand, um ihre Untergebene abzulenken und zu verhindern, dass sie sich allzu eingehend mit Volyovas tieferen Beweggründen beschäftigte. »Noch sehe ich keine Gespenster«, sagte die Neue.
    »Sie werden sie in Kürze sehen oder vielmehr hören können«, versprach Volyova.
    Khouri fand das Verhalten des Triumvirs ziemlich merkwürdig. Volyova hatte mehr als einmal angedeutet, dieser Raum sei ihr ganz persönlicher Zufluchtsort und die anderen – Sajaki, Hegazi und die beiden Frauen – wüssten nicht einmal, dass er existierte. Da war es doch befremdlich, dass Volyova in einem so frühen Stadium ihrer beruflichen Beziehung bereit sein sollte, Khouri in ihr Geheimnis einzuweihen. Volyova war ein zwanghafter Einzelgänger, selbst wenn man berücksichtigte, dass sie mit militaristischen Chimären auf einem Schiff zusammenlebte – und Khouri hätte so viel Vertrauensseligkeit gerade von ihr nicht erwartet. Volyova war ihr gegenüber die Liebenswürdigkeit selbst, aber ihre Bemühungen wirkten nicht echt… eher allzu berechnet und ohne jede Spontaneität. Wenn Volyova einen Annäherungsversuch unternahm – mit ein paar belanglosen Worten, ein wenig Klatsch, einem Witz –, wirkte es unweigerlich so, als hätte sie stundenlang geübt, um möglichst locker zu klingen. Khouri hatte beim Militär ähnliche Typen kennen gelernt; anfangs hielt man sie für echt, aber meistens stellten sie sich als ausländische Agenten oder als Spitzel heraus, die im Auftrag des Oberkommandos Informationen sammeln sollten. So sehr sich Volyova auch bemühte, die Spinnenraumgeschichte herunterzuspielen, Khouri sah ganz deutlich, dass hinter der Sache mit den Gespenstern mehr steckte. Das löste eine Reihe von beunruhigenden Überlegungen aus, an erster Stelle den Verdacht, Volyova habe nicht die Absicht, sie lebend wieder aus diesem Raum zu lassen.
    Aber dieser Verdacht bestätigte sich nicht.
    »Ach ja, was ich Sie schon seit längerem fragen wollte«, warf Volyova lässig hin. »Können sie mit dem Namen Sonnendieb schon etwas anfangen?«
    »Nein«, antwortete Khouri. »Sollte ich denn?«
    »O nein, warum auch – es war nur eine Frage. Die Hintergründe zu erklären wäre viel zu mühsam – aber Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen.«
    Sie war etwa so überzeugend wie eine Wahrsagerin aus dem Mulch.
    »Nein«, sagte Khouri. »Ich mache mir auch keine Sorgen…« Und dann fügte sie hinzu: »Warum sagten Sie eigentlich ›schon‹?«
    Volyova verfluchte sich innerlich: hatte sie sich verraten? Vielleicht noch nicht; sie hatte die Frage so unbeschwert gestellt wie nur möglich, und Khouris Reaktion gab keinen Anlass zu der Vermutung, dass sie ihr besondere Bedeutung beimaß. Dennoch… gerade jetzt durfte sie sich keinen Fehler erlauben.
    »Hatte ich das gesagt?«, fragte sie, hoffentlich mit der richtigen Mischung aus Überraschung und Gleichgültigkeit in der Stimme. »Ein Versprecher, nichts sonst.« Sie wechselte rasch das Thema. »Sehen sie diesen Stern, der so matt rot leuchtet?«
    Inzwischen hatten sich die Augen an die Lichtverhältnisse des innerstellaren Raums gewöhnt und selbst der blaue Schein aus den Triebwerken überstrahlte nicht mehr alles andere. Man konnte einige Sterne erkennen.
    »Ist das die Sonne von Yellowstone?«
    »Epsilon Eridani, richtig. Wir sind drei Wochen vom System entfernt. Bald wird sie nicht mehr so leicht zu finden sein. Wir fliegen nicht mehr relativistisch – mit nur ein paar Prozent Lichtgeschwindigkeit – sondern beschleunigen ständig. Bald werden sich die sichtbaren Sterne verschieben und die Sternbilder verzerren, bis sich alle Himmelskörper vor und hinter uns zusammenballen. Wir werden gleichsam in der Mitte eines Tunnels verharren, in den von beiden Seiten Licht einströmt. Die Sterne werden auch ihre Farbe ändern. Das ist nicht so einfach zu erklären, da die endgültige Farbe vom Spektraltyp des jeweiligen Sterns abhängt; das heißt davon, wie viel Energie er in verschiedenen

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