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Unendlichkeit

Unendlichkeit

Titel: Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Volyova freute sich diebisch. Nun war sie überzeugt, dass die Loyalitätstherapien die Persönlichkeit der Frau nur in neue Bahnen gelenkt, aber nicht zerstört hatten.
    »Wir wollen nicht nur zur Hülle«, sagte Volyova. »Sonst gingen wir zu Fuß.«
    Der Raum glitt jetzt ruhig dahin, aber nach wie vor waren Schläge zu hören, wenn die Fahrt durch Luftschleusen oder über Kettenantriebssysteme ging. Die Schachtwände blieben tief schwarz, aber Volyova wusste, dass sich das bald ändern würde. Bis dahin beobachtete sie Khouri und versuchte einzuschätzen, ob die Frau verängstigt oder lediglich neugierig war. Wenn sie logisch dachte, musste sie mittlerweile erkannt haben, dass Volyova schon zu viel Zeit investiert hatte, um sie ohne weiteres zu töten – andererseits hatte sie während ihres Militärdienstes auf Sky’s Edge sicher gelernt, nie etwas als selbstverständlich vorauszusetzen. Äußerlich hatte sie sich seit der Anwerbung sehr verändert, aber das war nur in geringem Maße auf Volyovas Behandlungsmethoden zurückzuführen. Das Haar hatte sie schon immer kurz getragen, jetzt war sie ganz kahl. Nur aus der Nähe war ein leichter pfirsichfarbener Flaum zu erkennen. Wo Volyova den Schädel geöffnet hatte, um die Implantate einzuführen, die Boris Nagorny zuvor getragen hatte, zeigten sich feine lachsrosa Narben.
    Doch die Schädeloperation war nicht die einzige gewesen. Khouri hatte von ihren Militäreinsätzen her gut verheilte Narben von Strahlenwaffen oder Projektileinschlägen, die fast unsichtbar waren, doch zusätzlich war ihr Körper mit Granatsplittern durchsiebt. Einige davon saßen tief – offenbar so tief, dass die Ärzte auf Sky’s Edge sie nicht hatten entfernen können, aber sie waren sicher kaum zu spüren, weil sie aus biologisch neutralen Legierungen bestanden hatten und nicht zu nahe an lebenswichtigen Organen lagen. Doch die Ärzte hatten auch mehrfach geschlampt. Unter Khouris Haut, ganz dicht an der Oberfläche, fand Volyova etliche Splitter, die man ohne Schwierigkeiten hätte herausoperieren können. Das holte sie nun nach und untersuchte dabei jedes einzelne Fragment, bevor sie es in ihrem Labor aufbewahrte. Mit einer Ausnahme waren die Scherben für ihre Systeme harmlos: sie bestanden aus nicht-metallischen Legierungen, die die empfindlichen Induktionsfelder der Interfaceanlagen im Feuerleitstand nicht stören konnten. Sie katalogisierte und archivierte sie trotzdem. Den einzigen Metallsplitter betrachtete sie stirnrunzelnd, verfluchte die Nachlässigkeit der Mediziner und legte ihn zu den anderen.
    Es war ein blutiges Gemetzel, aber lange nicht so schlimm wie die Arbeit an den Nerven. Die üblichen Implantate wurden seit Jahrhunderten entweder in situ gezüchtet, oder sie waren so gebaut, dass sie sich durch schon vorhandene Körperöffnungen selbst einführten, ohne dem Patienten Schmerzen zu bereiten. Die Implantate für das Interface mit dem Feuerleitstand waren jedoch empfindliche Spezialanfertigungen, und das schloss beide Verfahren aus. Um sie einzusetzen oder zu entnehmen, brauchte man Knochensäge und Skalpell, und hinterher schwamm alles im Blut. Die Routine-Implantate, die Khouri bereits im Kopf hatte, machten die Operation noch schwieriger, aber Volyova hatte nach einer flüchtigen Untersuchung keinen Anlass gesehen, sie zu entfernen. Andernfalls hätte sie früher oder später ganz ähnliche Instrumente reimplantieren müssen, damit Khouri außerhalb des Feuerleitstands normal funktionieren konnte. Die Implantate waren gut eingewachsen, und schon nach einem Tag hatte Volyova die – noch bewusstlose – Khouri in den Kampfsitz gesetzt und sich vergewissert, dass sich das Schiff mit ihren Implantaten verständigen konnte und umgekehrt. Weitere Tests mussten bis zum Abschluss der Loyalitätsbehandlungen warten. Das meiste ließ sich erledigen, bevor die übrige Besatzung aus dem Kälteschlaf geweckt wurde.
    Vorsicht: das war Volyovas Parole. Der ganze Ärger mit Nagorny war nur durch mangelnde Vorsicht entstanden.
    Diesen Fehler würde sie nicht wiederholen.
    »Wie komme ich nur darauf, dass es sich hier um einen Test handeln könnte?«, fragte Khouri.
    »Es ist kein Test. Es ist nur…« Volyova winkte ab. »Machen Sie mir doch einfach die Freude, ja? Ich verlange nicht viel.« »Was soll ich denn tun – soll ich behaupten, Gespenster zu sehen?« »Sie sollen sie nicht sehen, Khouri, nein. Sie sollen sie hören.« Jetzt strahlte hinter den schwarzen Wänden des

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