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Unerwartet (German Edition)

Unerwartet (German Edition)

Titel: Unerwartet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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meinem Bett aus. Er öffnet die Augen und lächelt mich an. Jetzt fühle ich mich ertappt.
    „Morgen“, murmelt er und rollt sich auf die Seite.
    Ich kämpfe darum, nicht runter zu schauen, doch schon nach Sekunden kann ich nicht widerstehen.
    „Du hast einen Sixpack“, sage ich, um nicht über das andere Paket unterhalb seiner Gürtellinie sprechen zu müssen.
    Jakob ist zwar durchtrainiert, aber nicht so stark definiert wie Paul, der schlanker und sehniger ist.
    Ich habe keinen Schimmer, warum ich die beiden immer vergleiche. Es ist nicht so, als würde ich dabei zu irgendeinem Ergebnis kommen.
    „Und dennoch starrst du auf meine Morgenlatte. Wenn du nicht planst, etwas dagegen zu tun, dann sieh mich nicht so hungrig an.“
    „Ich schaue nach Ben.“
    Hastig steige ich aus dem Bett, bevor ich der Versuchung namens Paul nachgebe.
    „Ich war heute Nacht noch bei ihm, aber ihm geht es nicht gut.“
    „Was hast du gesagt, warum du noch hier bist?“
    Mir wird heiß und kalt bei dem Gedanken, dass Ben etwas mitbekommen haben könnte. Auch wenn nichts passiert ist, würde er es nicht verstehen.
    „Keine Sorge, Engel. Ich habe ihm gesagt, dass ich drüben bei Jakob schlafe. Und ich habe mich natürlich angezogen, bevor ich rausgegangen bin. Obwohl Ben noch nicht mal mitbekommen hätte, wenn ich mich aus dem Nichts vor ihm materialisiert hätte.“
    „Er liegt immer noch auf der Couch?“
    „Jetzt nicht mehr. Ich habe ihn in sein Bett gewuchtet.“
    „Danke, Paul“, sage ich zur Tür, an deren Klinke ich mich festhalte.
    „Gern geschehen.“
    Es fällt mir schwer, mich für selbstlose Hilfe zu bedanken. Weil ich immer alles alleine geregelt habe.
     
    Irgendwie schaffen wir es, Ben zu vermitteln, dass Paul gerade erst vorbeigekommen ist, um ihm Blut abzunehmen. Zum Frühstück isst Ben eine Portion Vanilleeis, weil er wirklich nichts anderes runter bekommt. Er fiebert immer noch wie verrückt und ist sehr schlapp. Ich bin froh, wenn wir das Ergebnis vom Bluttest zurückbekommen und Paul ihn dann angemessen behandeln kann.
    Nachdem ich Paul verabschiedet und Ben versorgt habe, gehe ich runter in den Coffeeshop. Steffi und Daniela haben sich schon bereit erklärt, die Schichten der nächsten drei Tage abzudecken, dennoch kann ich mir nicht helfen und muss kurz nach dem Rechten sehen.
    „Was machst du denn hier?“, ruft Steffi und sieht mich vorwurfsvoll an, als ich durch die Backstube den Laden betrete. Sie räumt gerade die Spülmaschine aus und poliert die Tassen mit einem Tuch nach.
    „Ich wollte nur mal hören, ob alles läuft. Keine Sorge, ich gehe gleich wieder hoch zu Ben.“
    „Wie geht’s dem armen Kerl?“
    „Nicht besonders. Paul hat heute Morgen noch mal einen Hausbesuch gemacht und eine Blutprobe genommen. Morgen sind wir hoffentlich schlauer.“
    „Das ist merkwürdig“, sagt sie und schiebt mir ihren Milchkaffee rüber.
    „Was ist merkwürdig?“ Ich nehme einen Schluck und schließe genussvoll die Augen.
    „Ich bin mir ziemlich sicher, dass Pauls schwarzer Mustang die ganze Nacht vor dem Haus stand.“
    Noch mit geschlossenen Augen verschlucke ich mich an meinem Kaffee und pruste beinahe durch die Nase alles wieder nach draußen. Mir laufen die Tränen runter, weil ich huste und dabei versuche, nicht den Kaffee auszuspucken. Schließlich schaffe ich es, die Tasse unfallfrei abzustellen, alles runterzuschlucken und mich richtig auszuhusten. Steffi grinst mich an und kommt im Traum nicht auf die Idee, mir zur Unterstützung auf den Rücken zu klopfen.
    Ich will mich rechtfertigen, doch ich weiß wirklich nicht, was ich sagen könnte, ohne es noch schlimmer zu machen. Amüsiert sieht sie für einen Moment den fischähnlichen Schnappbewegungen meines Mundes zu, bis sie mich schließlich erlöst.
    „Ich weiß doch, dass er nur Jakobs Freund ist. Kati, ich bin froh, wenn du dir helfen lässt. Und ich freue mich, dass du auch endlich ein paar andere Leute in euer Leben lässt. So gerne ich auch mit dir befreundet bin und dir jederzeit helfe, du bist noch so jung und hast wirklich etwas Spaß verdient. Arbeit ist nicht alles.“
    Sie umarmt mich einmal kurz und drückt mir meine Tasse wieder in die Hand.
    „Austrinken! Und dann gehst du hoch. Ich weiß, du hörst es nicht gerne, aber wir haben den Laden auch ohne dich im Griff.“
     
    Zum Glück ist Ben kein unzufriedener Patient. Er genießt es, den ganzen Tag auf der Couch zu gammeln und sich von mir bedienen zu lassen, nutzt es aber

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