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Unerwartet (German Edition)

Unerwartet (German Edition)

Titel: Unerwartet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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an.“
    „Ach was“, wehre ich ihn ab, weil ich mich weigere, diesen Gedanken überhaupt zuzulassen.
    Paul lässt mich diese Information für einen Moment verarbeiten, bevor er weiterspricht.
    „Es heißt nicht, dass es dadurch passiert ist. Aber Fakt ist, dass in diesem Alter oft die ersten sexuellen Erfahrungen gemacht und dadurch Körperflüssigkeiten ausgetauscht werden. Auch wenn es noch lange nicht zum Verkehr kommt.“
    Beim Wort „Verkehr“ halte ich mir die Ohren zu und summe die Melodie der Sesamstraße. Leider höre und sehe ich Paul trotzdem lachen. Er zieht mir die Finger aus den Ohren und sieht mich kopfschüttelnd an.
    „Jakob hat mir nicht den Eindruck vermittelt, dass du besonders verklemmt bist.“
    Beleidigt schiebe ich die Unterlippe vor und boxe ihm auf die Schulter, bevor ich die Arme vor der Brust verschränke.
    „Ich weiß noch nicht, was ich davon halten soll, dass ihr über alles redet“, sage ich schmollend. „Und ich will nichts über Bens Sexualleben hören. Er ist mein Bruder. Außerdem ist er noch ein Baby und mag keine Mädchen. Basta.“
    „Ich muss dich enttäuschen, Engel. Ben ist ein hübscher Kerl und das sind die wenigsten in dem Alter. Wenn es noch nicht passiert ist, dann wird es das. Ich rede nicht von Sex, aber er wird die ersten Erfahrungen machen. Ist er aufgeklärt?“
    „Natürlich ist er das. In der Theorie. Über Details will er nicht mit mir reden.“
    „Du weißt, dass mein Angebot immer noch steht. Ruf mich morgen früh in der Praxis an, dann machen wir einen Termin. Vielleicht kann er mit mir anders reden.“
    Paul bekommt eine Nachricht auf seinem I-Phone und unterbricht unser Gespräch für einen Moment. Mit einem breiten Lächeln schaut er auf das Display und hält es mir dann hin.
    Es ist Jakob, der mit seiner Tochter auf dem Arm in einem Garten steht. Die beiden drücken ihre Köpfe zusammen und strahlen um die Wette. Es ist eins dieser selbst geschossenen Bilder, wo man noch einen Teil seines erhobenes Armes sieht, mit dem er das Telefon in die Luft hält. Ich habe ihn noch nie so lächeln sehen. Auf dieses Glück bin ich nicht eifersüchtig. Er hat sie so vermisst und ich hoffe, sie können die wenigen Tage gut nutzen.
    „Wo ist dein Handy?“, fragt Paul. „Er hat dir bestimmt auch etwas geschickt.“
    „In der Küche. Aber ich bin mir nicht sicher, ob er mir überhaupt etwas schicken kann. Ich hab nicht so ein schickes Teil. Meins empfängt unter Umständen gar keine Fotos. Hab ich noch nie ausprobiert.“
    Paul sieht mich etwas ungläubig an, sagt jedoch nichts.
    „Was? Ich bin nicht so ein Technikfreak. Hauptsache ich kann damit telefonieren. Im Nachrichten schreiben bin ich inzwischen auch ganz gut geworden.“
    „Du klingst wie meine Mutter.“ Ungläubig schüttelt er den Kopf.
    „Und dennoch willst du in mein Höschen.“
    „Katharina.“ Warnend zieht er die Augenbrauen hoch. „Du solltest keine Themen ansprechen, für die du noch nicht bereit bist. Ich werde jetzt nach Hause fahren, denn noch eine Nacht neben dir überlebe ich nicht, wenn ich dich nicht berühren darf.“
    „Ich will warten, bis Jakob wieder da ist. Ich will, dass er dabei ist. Verstehst du das?“
    Manchmal wundere ich mich selbst über die Dinge, die aus meinem Mund kommen, denn das ist mir tatsächlich erst in dieser Sekunde bewusst geworden.
    „Das verstehe ich sehr gut.“ Er drückt mir einen Kuss auf die Stirn und steht auf. „Deswegen werde ich jetzt gehen. Gute Nacht, Engel.“
    Im Vorbeigehen streichelt er mir über die Wange. Es kostet mich eine Menge Kraft, nicht seine Hand zu nehmen, und ihn wieder zu mir runterzuziehen.
     

14.
     
    Pauls Verdacht bestätigt sich, doch Ben scheint nach vier Tagen schon das Schlimmste überstanden zu haben. Er hat zwar immer noch eine hohe Temperatur, aber er fiebert nicht mehr so extrem und so langsam kann er auch wieder vernünftig essen. Allerdings müssen wir seine Geburtstagsparty, so wie sie ursprünglich geplant war, absagen. Ich hatte ihm versprochen, mit drei seiner Freunde ins Spaßbad zu fahren, doch Paul hat sich klar dagegen ausgesprochen. Zwar ist sein Geburtstag erst in einer Woche, doch auch bis dahin soll er sich noch schonen.
    „Ist da wirklich nichts zu machen?“, frage ich Paul, der mal wieder bei mir ist. Wir sitzen auf der Terrasse, nachdem Ben sich beleidigt ins Bett verzogen hat. Er ist nicht glücklich über die Planänderung.
    „Tut mir leid, Engel. Er muss sich richtig erholen,

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