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Unerwartet (German Edition)

Unerwartet (German Edition)

Titel: Unerwartet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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nicht aus und nörgelt auch nicht unnötig viel. Mit Eis und kalten Getränken weitestgehend zufrieden, verschläft er den größten Teil des Tages.
    Auf Ben aufzupassen, gibt mir ungewohnt viel Zeit zum Grübeln.
    Jakob schickt mir ein paar liebe Zeilen aus Japan, die mir deutlich machen, wie sehr ich ihn vermisse. Ich will nicht daran denken, dass er bei seiner Exfrau ist, trotzdem kann ich es nicht unterdrücken. Natürlich ist er nur wegen seiner Tochter da und das freut mich für ihn, aber sie ist die Frau, mit der er mal verheiratet war. Irgendwie fühle ich mich verlogen bei dem Gedanken, schließlich habe ich letzte Nacht Paul in mein Bett gelassen.
    Ein krankes Kind zu betreuen hat den Vorteil, dass ich Zeit habe, meinen Haushalt in Schuss zu bringen, auch wenn es mich juckt, wieder in den Shop zu gehen. Also lenke ich mich mit Wäsche waschen und bügeln ab und versuche, nicht zu sehr an die verwirrenden Gefühle für zwei Männer zu denken.
     
    Ben ist schon im Bett, als Paul am Abend vor der Tür steht. Eigentlich habe ich damit gerechnet, dass er anruft, aber nicht, dass er wieder auf der Matte steht.
    „Du musst dir wirklich nicht die Mühe machen“, sage ich, als er mich umarmt. „Brauchst du nicht auch mal deinen Feierabend?“
    „Wer sagt denn, dass ich nicht aus ganz egoistischen Motiven hier bin?“
    Er sieht an mir runter, auf meine nackten Beine, die nur in einer knappen Shorts stecken.
    „Und die wären?“ Bevor er noch weiter starrt, schiebe ich ihn zur Küche und schließe die Wohnungstür.
    „Dich zu sehen, Engel.“
    Wie aus dem Nichts steht er auf einmal ganz nah vor mir.
    „Und warum solltest du das wollen?“
    „Das weißt du ganz genau.“
    Mit dem Handrücken streichelt er über mein Schlüsselbein, das durch den weiten Halsausschnitt meines Shirts komplett für ihn entblößt ist.
    „Ich sehe kurz nach Ben“, flüstert er und lässt mich abrupt stehen. Er ist schon längst in Bens Zimmer verschwunden, als ich immer noch auf demselben Fleck stehe.
    Was macht er nur mit mir?
    Das ist nicht richtig, es kann nicht richtig sein. Man kann sich nicht in zwei Männer gleichzeitig verlieben. So was passiert nur in Filmen, in sehr schlechten Filmen. Ich habe mich zuerst gegen die Sache mit Jakob gewehrt, weil ich Mühe habe, für eine weitere Person die Zeit zu finden, und jetzt soll noch eine Dritte dazukommen? Kann so etwas funktionieren? Und was sage ich Ben, wenn es dazu kommen sollte? Das kann ich ihm nicht begreiflich machen. Er wird das nicht verstehen. Wie soll er auch? Ich tue es ja selbst nicht.
     
    Mit einer Kanne Tee und zwei Tassen setze ich mich gerade auf die Couch, als Paul sich mit Anlauf neben mich schmeißt.
    „War er noch wach?“, frage ich und gieße ihm eine Tasse ein.
    Dankbar nimmt er sie entgegen und nickt.
    „Er hat noch ferngesehen, aber er schläft sicher gleich. Wie war sein Fieber über den Tag?“
    „Nicht mehr so hoch, aber er ist total schlapp und sein Hals ist immer noch so zugeschwollen und bereitet ihm Schmerzen.“
    „Das hab ich gesehen. Morgen wissen wir mehr.“
    „Was ist denn, wenn er tatsächlich Pfeiffersches Drüsenfieber hat?“
    Paul nimmt einen Schluck aus seiner Tasse und dreht sich zu mir. Unsere Knie berühren sich und ich bin froh, dass wenigstens der Stoff seiner Hose als Distanz zwischen uns dient.
    „Das könnt ihr leider nur aussitzen, bis es vorbei ist. Dagegen hilft kein Antibiotikum. Er wird auch danach vermutlich noch eine Weile schlapp sei, und er wird sich auch noch etwas mit dem Sport zurückhalten müssen.“
    „Das wird ihm nicht gefallen. Er hasst es jetzt schon, dass er sein Fußballtraining verpasst hat.“
    Paul trägt heute ein enges, blaues T-Shirt und eine Jeans, die an genau den richtigen Stellen rutscht. Ich kann auf die gebräunte Haut seines Sixpacks sehen, während er sich streckt, um seine Teetasse wieder auf den Tisch zu stellen. Auch wenn er heute Morgen nur in Boxershorts aus meinem Bett gestiegen ist, kann ich nicht anders, als zu starren.
    „Darüber können wir noch reden, wenn es so weit ist. Kann ich dir was sagen, Katharina? Ohne dass du dir zu große Gedanken machst?“, fragt er, und nimmt meine Hände.
    „Deine Art der Fragestellung impliziert schon, dass ich mir Sorgen machen sollte.“
    „Nein, so schlimm ist es nicht. Du solltest nur wissen, dass man das Pfeiffersche Drüsenfieber, falls es das dann ist, auch die Kusskrankheit nennt. Deswegen stecken sich die meisten in Bens Alter

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