Unerwartet (German Edition)
Katharina“, sagt er, noch völlig außer Atem. „Es wird sich nichts ändern, wenn du das nicht willst.“
Er meint es, und er scheint keine Angst davor zu haben, dass es etwas zwischen uns kaputtmachen könnte.
„Auch wenn du es nur einmalig ausprobieren möchtest, und dann nicht mehr willst, ist es okay. Ich sehe eure Blicke und ich weiß, dass es mit Paul geht. Du musst nur wissen, dass es in Ordnung ist, es zu wollen.“
„Ich bin keine Schlampe.“
Das ist mein erster Gedanke, den ich einfach aussprechen muss.
„Oh Gott, Baby. So etwas darfst du nicht denken.“ Zärtlich küsst er mein Gesicht und streichelt über meine Ohrmuscheln.
„Du bist alles andere als das. Mir ist bewusst, dass das für dich eine neue Welt ist, aber du kannst es haben, wenn du willst. Wir wissen, dass du so etwas nicht mit jedem machen würdest. Dasselbe gilt für Paul und mich. Es ist wegen dir. Du bist diejenige, die wir nun mal beide wollen.“
„Ihr habt das schon abgesprochen?“
Bevor ich wütend werden und ihn von mir runterstoßen kann, schüttelt er den Kopf.
„Wir haben darüber gesprochen, wir haben nichts abgesprochen. Du bist der bedeutendste Faktor in der ganzen Geschichte und kein Stück Vieh. Paul ist der Einzige, mit dem ich so etwas jemals gemacht habe und mit dem ich es mir überhaupt vorstellen kann.“
„Habt ihr Sex miteinander?“
Jakob steckt immer noch in mir drin, was das ganze Gespräch sehr skurril macht.
„Wenn du meinst, ob wir miteinander Verkehr haben, dann nein. Aber wir haben keine Angst davor, uns in einer solchen Situation zu berühren.“
Jakob rollt sich zur Seite und rutscht dabei aus mir heraus, hält mich aber weiterhin fest im Griff. Vermutlich hat er Angst, dass ich einfach aus der Tür raus stürme, was nicht ganz unbegründet ist.
„Ich weiß gerade nicht, was ich sagen soll.“
„Sag gar nichts, Katharina. Denk darüber nach, solange du willst. Du hast alle Optionen offen, aber du bist nicht gezwungen, eine davon aufzugreifen. Es wird sich nichts ändern, wenn du nichts tust. Mich hast du, wenn du mich immer noch willst.“
„Natürlich will ich dich.“
Und jetzt in diesem Moment ein Glas Wein oder auch zwei.
12.
Ich bin nicht in der besten Stimmung, als ich an diesem Sonntagabend durch die Backstube des Coffeeshops fege. Jakob ist heute Morgen nach Japan geflogen und es macht mir mehr aus, als mir lieb ist. Ben ist immer noch krank, weswegen ich Steffi gebeten habe, ein Auge auf ihn zu haben, während ich die Vorbereitungen für die nächste Woche mache.
Eigentlich will ich nur noch in die Badewanne und dann in mein Bett, doch in der Stille meines Schlafzimmers würden die Gedanken an Paul wieder hochkommen.
Paul und Jakob.
Jakob und Paul.
Ich weiß nicht, ob ich das kann.
Mein Gewissen schreit aus voller Lunge, dass nur Schlampen so etwas machen. Aber warum fühlt sich der Gedanke daran dann so gut und richtig an?
Ich schaffe es gerade noch, eine Ladung Brownies aus dem Ofen zu holen und drei Bleche Vollkornbaguettes hineinzuschieben, als Steffi durch die Tür kommt.
„Was ist los?“, frage ich und wische mir die Hände an einem Küchentuch ab.
„Ben geht es nicht gut. Er fragt nach dir. Kati, ich hab alles versucht, aber er hat angefangen zu weinen. Sein Fieber ist wieder gestiegen.“
„Hast du ihm von dem Ibuprofen gegeben, dass ich dir hingelegt habe?“
Wenn Ben vor Steffi weint, dann geht es ihm wirklich dreckig.
„Natürlich. Aber es scheint nicht viel zu bringen. Du solltest ihn wirklich zum Arzt bringen. Matthias ist bei ihm, aber du solltest hochgehen. Er kann fast gar nicht mehr schlucken, so ist sein Hals zugeschwollen.“
„Wie hoch ist sein Fieber?“
„40,3 Grad.“
„Scheiße.“
Verzweifelt sehe ich zum Ofen und auf das Chaos in der Backstube.
„Geh verdammt noch mal hoch. Ich kümmere mich darum. Ist der Timer am Ofen eingestellt?“
„Ja.“ Hastig ziehe ich meine Schürze aus und reiche sie Steffi. „Danke.“
Auf dem Weg nach draußen umarme ich sie noch kurz. Ohne sie wäre ich völlig verloren.
Noch im Aufzug mache ich den Anruf, den ich eigentlich vermeiden wollte.
„Engel“, ist alles, was er sagt, bevor er mich in die Arme schließt.
„Warum hast du mich nicht schon früher angerufen?“ Vorwurfsvoll sieht er auf mich runter und wartet auf eine Antwort.
„Ich will keine Belastung sein“, antworte ich mit einem Schulterzucken. „Eigentlich wollte ich ihn zum Notdienst bringen, aber er
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