Unerwartet (German Edition)
und Paul hin und her.
„Ein paar Tage in Holland am Meer, am Ende der Sommerferien. Ich hab ein kleines Häuschen da und würde euch gerne mitnehmen.“
Das Leuchten in Bens Augen wischt auch den letzten Zweifel in mir beiseite.
„Klar hab ich Lust darauf.“
Jakob steht auf, um ein paar Servietten zu holen. Paul zwinkert mir von der anderen Seite des Tisches zu. Ich muss grinsen, weil Ben so hart kämpft, sich nicht zu sehr zu freuen und sich damit vor Paul und Jakob die Blöße zu geben. Mit jedem Tag wird es für ihn wichtiger, männlich zu wirken, besonders vor den beiden Männern in meinem Leben.
„Ich hab gehört, du hast heute meine Mutter getroffen?“
Im Vorbeigehen streichelt Jakob mir über die Schulter, was immer noch dazu führt, dass sich sofort mein Pulsschlag erhöht.
„Allerdings. Das war überraschend. Ich war so perplex, dass ich nicht kapiert habe, wen deine Schwester da mitgebracht hat.“
„Davon hab ich gehört, ja.“ Jakob setzt sich so nah neben mich, dass sich unsere Oberschenkel berühren. „Sie war sehr amüsiert.“
„Und findet mich jetzt wahrscheinlich schrecklich“, setze ich seinen Satz fort.
„Nein, Katharina.“
Wie er meinen Namen ausspricht, mit dieser angenehm tiefen Stimme, die immer nur mir gilt, lässt eine Hitzewelle durch meinen Körper strömen. Ich weiß nicht, was heute los ist, aber ich will Sex. Seit ich Jakob und Paul kenne, habe ich das Gefühl, drei Mal am Tag mein Höschen wechseln zu müssen. Dass wir es jetzt auch ohne jede Beschränkung tun dürfen, macht es nicht leichter.
„Ich war heute mit ihr und Anna zu Mittag essen. Sie fand dich sehr sympathisch und würde dich gerne näher kennenlernen.“
Ben begreift als Erster die Bedeutung meines schmerzverzerrten Gesichtsausdrucks.
„Oh, oh“, flüstert er. „Arme Kati.“
Mein Bruder weiß, wie ich den Kontakt zu den Eltern meiner Exfreunde gehasst habe. Es ist auch selten etwas Gutes dabei rumgekommen. Entweder haben sie mich gehasst und von oben herab angeschaut oder sie wollten schon nach wenigen Wochen Ben und mich voll in die Familie integrieren.
Auch wenn hinter diesem Gedanken immer eine gute Absicht lag, habe ich das sofort abgewehrt. Ich kann Ben nicht an Leute gewöhnen, um ihn beim Scheitern der jeweiligen Beziehung zu verletzten.
„Es ist okay“, flüstert Jakob und zieht mich an sich. „Meine Mutter ist etwas übereifrig. Wann immer du soweit bist, werde ich dich meinen Eltern vorstellen.“
Paul beobachtet uns. Es ist offensichtlich, dass er sich gerne an dieser Konversation beteiligen würde, doch solange Ben bei uns ist, können wir nicht offen sprechen.
„Ich muss noch Hausaufgaben machen.“ Wie aufs Stichwort nimmt Ben sich eine weitere Flasche Malzbier aus der Verpackung und verabschiedet sich für den Abend. Entweder hat er wirklich noch etwas zu tun oder er hat mehr Feingefühl als ich ihm zuspreche.
„Paul?“
„Hm.“ Er sitzt mit dem Rücken an die Couch gelehnt und starrt auf den Fernseher. Ich löse mich von Jakob und krabbele auf allen Vieren zu ihm.
Endlich sieht er zu mir und grinst.
„Komm her.“ Er zieht mich rittlings auf seinen Schoß und legt fest seine Arme um mich.
„Es bricht mir das Herz, Paul. Wir werden das regeln, irgendwie.“
„Du bist das Beste, was mir in den letzten Jahren passiert ist, Engel. Mir ist bewusst, dass die Situation gerade nur so ist, weil du Jakob zuerst kennengelernt hast. Ich bin nicht eifersüchtig. Es ist, wie es ist. Ich kann warten, bis die Zeit reif ist.“
Die Sicherheit und Selbstverständlichkeit seiner Aussage berührt mich. Ohne Forderungen und jede Art von Druck, ist er einfach nur glücklich, dass wir uns haben.
Es ist schneller passiert, als ich erwartet hätte. Ich kann nicht mehr zurück. Ich liebe zwei Männer.
25.
Erschöpft, verschwitzt und mit dem dringenden Bedürfnis nach einer Dusche, krieche ich die Treppe zu meiner Wohnung hoch. Dieser Sommer ist ungewöhnlich heiß und bis auf ein paar Gewitter zur Abkühlung scheint auch kein Ende in Sicht.
Samstags schließen wir den Shop zeitig, da die umliegenden Geschäfte am frühen Nachmittag zumachen und es sich einfach nicht lohnt, länger aufzuhalten.
„Hey, schöne Frau.“
Zwei so angenehm warme Stimmen, die mir direkt ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Paul und Jakob sitzen neben meiner Wohnungstür auf dem Boden, jeder eine Flasche Radler in der Hand.
„Hey, ihr beiden. Ist das mein Empfangskomitee oder ist es euch
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