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Unerwartet (German Edition)

Unerwartet (German Edition)

Titel: Unerwartet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Hinz
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weiß überhaupt nicht, woher du weißt, wovon du da redest.“
    Ben rührt in der Schüssel und sieht mich lieber nicht mehr an. Näher drauf eingehen möchte er dann auch nicht.
    Nachdem ich mich im Schlafzimmer angezogen habe, setze ich mich mit einem Glas Orangensaft zu ihm an den Tisch.
    „Du musst nicht immer mit mir frühstücken, Kati. Ich bin kein Baby mehr. Wenn du lieber bei Jakob bist, dann ist das okay.“
    „Unsinn, Ben. Wir sind immer noch eine Familie. Ich weiß, dass ich oft keine Zeit habe, aber ich geb mein Bestes. Ich will wissen, wie es dir geht und was bei dir los ist. Du bist vielleicht kein Baby mehr, aber du bist immer noch mein kleiner Bruder und noch längst nicht erwachsen.“
    „Ich hab auch nicht gesagt, dass ich dich nicht mehr brauche. Ich hab dich lieb, Kati. Aber ich habe auch nix dagegen, wenn ich hier ab und an mal alleine bin.“
    „Das glaube ich dir. Ben, ich vertraue dir, aber so schnell wirst du mich nicht los. Dabei fällt mir etwas ein. Ich würde dir gerne einen Termin für eine Vorsorgeuntersuchung bei Paul machen. Er hat mich drauf angesprochen, dass das jetzt bei dir ansteht. Dann kann er auch gleich noch mal auf deinen Impfpass schauen.“
    Außerdem kann Paul dann sehen, ob Ben für ein offeneres Gespräch zum Thema Mädchen und Sex bereit ist. Das sage ich ihm natürlich nicht.
    „Paul ist cool, aber bin ich nicht zu alt, um zum Kinderarzt zu gehen?“
    Laut schlürfend trinkt er die übrige Milch aus der Schüssel und ich beiße mir auf die Zunge, um ihn ausnahmsweise nicht zu rügen.
    „Er sagt, dass es durchaus normal ist, bis zum achtzehnten Lebensjahr zum Kinderarzt zu gehen. Ich wäre froh, wenn du das machen würdest, aber es ist deine Entscheidung. Ich kann dich nicht zwingen. Impfen kann auch unser Hausarzt.“
    „Nee, ist schon in Ordnung. Kannst mir einen Termin machen.“
    Er stellt die benutzte Schüssel in die Spülmaschine und kratzt sich am Hintern. Noch trägt er seine Schlafanzughose und sonst scheinbar nichts drunter.
    Ben sieht mein Augenrollen und zuckt entschuldigend mit den Schultern. Momentan habe ich eindeutig eine Spur zuviel Testosteron in meinem Leben. Paul und Jakob können sich zum Glück besser benehmen. Ich hoffe inständig, dass das auch so bleibt.
     
    Steffi sitzt auf heißen Kohlen, als ich sie im Coffeeshop ablöse. Sie hat bereits ihre Tasche nach vorne gestellt und schon die Jacke in der Hand. Daniela müsste jede Minute kommen, um mit mir zusammen den Mittagsansturm abzuarbeiten.
    „Hast du einen Termin?“
    So kenne ich sie sonst nicht. Da sie hier im Haus wohnt und Matthias immer lange arbeitet, hat sie es eigentlich nie eilig, nach Hause zu kommen.
    „Ja, hab ich. Beim Gynäkologen. Ich muss wirklich los. Daniela sollte jeden Moment da sein. Du kommst doch klar?“ Sie hat ihre Jacke schon übergezogen und drückt mir im Vorbeigehen einen Kuss auf die Wange.
    „Natürlich. Geh schon.“
    Steffi gibt sich mit Daniela die Klinke in die Hand, die mit einer älteren, blonden Frau sowie ihrer Tochter Anna im Schlepptau in den Laden kommt.
    „Bin ich zu spät?“, fragt sie und sieht verwirrt auf ihre Armbanduhr.
    „Nein, alles gut. Steffi hat es nur etwas eilig.“
    Neugierig sehe ich zu der älteren Dame, die mich von oben bis unten mustert. Die Ähnlichkeit zu Daniela ist nicht zu bestreiten.
    „Das muss deine Mutter sein.“ Ich strecke ihr meine Hand entgegen. „Hallo Frau Schneider. Mein Name ist Kati Lehnen.“
    Sie lächelt mich an und schüttelt meine Hand. In ihrem Mundwinkel bildet sich ein vertrautes Grübchen.
    Ich bin ein solcher Idiot. Natürlich ist Frau Schneider nicht nur Danielas, sondern auch Jakobs Mutter. Manchmal stehe ich so dermaßen neben mir, dass es schon besorgniserregend ist.
    Daniela streichelt ihrer Tochter über den Kopf und grinst in meine Richtung.
    „Ja, Kati. Das ist meine Mutter und demzufolge auch die Mutter meines Bruders Jakob.“
    Oh Gott, ich bin nicht bereit für diese Konfrontation. Noch nicht. Jemand hätte mich wirklich vorwarnen können.
    „Kein Problem, Kati. Jakob kommt mehr nach seinem Vater. Schön dich kennenzulernen. Ich bin Maria. Frau Schneider ist unnötig.“
    „Möchten Sie einen Kaffee, Maria?“
    Etwas Besseres fällt mir nicht ein, um die Situation aufzulockern. Anna hat sich schon in die Spielecke verzogen, doch Maria schüttelt den Kopf.
    „Ich wollte nur meine Enkeltochter übernehmen, während meine Tochter arbeitet. Aber beim nächsten Mal gerne.

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