Unerwartet (German Edition)
Wir werden uns ja in Zukunft hoffentlich öfter sehen.“
Sie sammelt Anna ein und verabschiedet sich.
Daniela tritt neben mich hinter die Theke und löst meine Finger von der Arbeitsplatte, die ich dort unbewusst festgekrallt habe.
„Du kannst jetzt aufhören zu schwitzen. Meine Mutter ist unkompliziert. Mach dir keine Sorgen.“
„Eine Warnung wäre gut gewesen. Ich werde nicht gerne überrascht. Schon gar nicht von den Müttern meiner Freunde.“
Meine Stimme ist härter als beabsichtigt. Daniela sieht mich schuldbewusst von der Seite an.
„Sorry, Chefin. Mir war nicht klar, dass es so ein Problem ist.“
Nach einem tiefen Atemzug entweicht etwas von der Anspannung in meinen Gliedern.
„Es ist okay, Daniela. Nicht deine Schuld. Ich war gerade nur etwas überfahren. Du hast nichts falsch gemacht.“
24.
Negativ. Dreimal negativ.
Paul hat mir die ausgedruckten Laborergebnisse mitgebracht, als würde ich ihm sonst nicht glauben. Es ist nicht so, als wäre ich besonders beunruhigt gewesen.
„Also können wir jetzt?“
Die Frage könnte auch von einem jungfräulichen Schulmädchen kommen, doch ich weiß nichts anderes darauf zu sagen.
Paul sitzt mir gegenüber am Küchentisch und verschlingt einen Cupcake.
„Wir hätten es auch vorher gekonnt, Engel. Aber so ist es doch besser, oder nicht?“
Er putzt sich den Mund mit einer Serviette ab und stellt seinen Teller in die Spülmaschine. Immer noch bin ich völlig fasziniert, wenn sowohl er, als auch Jakob diese Dinge ohne vorherige Aufforderung machen.
„So ist es auf jeden Fall besser, auch wenn ich keine Bedenken hatte.“
Paul stellt sich vor mich und lässt mich seine schmalen Hüften umarmen.
„Die hatte ich auch nicht, aber ich möchte nicht, dass du etwas zu bereuen hast, wenn du mit zwei Männern zusammen bist.“
Ich weigere mich, über solche Dinge nachzudenken.
„Warum ist Jakob noch nicht Zuhause?“
„Er hat heute Morgen ein Muttermal bei einem Einjährigen entfernt und die Mutter war beim Verbandswechsel etwas beunruhigt über die Blutung. Da ist er noch mal hingefahren. Er müsste aber jeden Moment kommen.“
„Oh, ich hoffe, der Kleine ist okay?“
„Ganz sicher. Meistens sind es nur die Mütter, die beruhigt werden müssen. Das Muttermal war sehr groß und direkt neben dem rechten Auge. Kopfwunden bluten immer stark und einen Einjährigen nach einem Eingriff ruhig zu halten, ist beinahe unmöglich. Wahrscheinlich hat er sich etwas zu sehr verausgabt, nachdem das Beruhigungsmittel nachgelassen hat.“
Bens Zimmertür geht auf und Paul macht sofort zwei Schritte zurück. Mein Bruder stürmt in üblicher Manier in die Küche und rennt ihn dabei fast über den Haufen. Er winkt uns zu und steckt dann den Kopf in den Kühlschrank. Mit einer Flasche Wasser und einem Joghurt zieht er wieder in sein Zimmer.
„Manchmal glaube ich, er würde es noch nicht mal merken, ob du oder Jakob hier übernachtest. Sind alle Teenager so auf sich selbst fixiert? Waren wir auch so?“
Paul lacht und setzt sich neben mich an den Tisch.
„Ich mit Sicherheit. Bei dir habe ich meine Zweifel.“
Leider hat er da recht. In unserer Familie war kein Platz für eine weitere emotional instabile Person.
Scheinbar stehen mir meine Gedanke auf die Stirn geschrieben.
„Manche Leute behaupten, ich wäre ein arroganter Bastard, aber in Wirklichkeit bin ich ein ziemlicher guter Zuhörer. Mir ist klar, dass ich das schon mal gesagt habe, aber ich wollte es nur noch mal deutlich machen.“
„Du bist kein arroganter Bastard.“
Auch wenn das mein erster Eindruck von ihm war. Paul zieht meinen Kopf an seine Schulter und küsst meinen Scheitel.
„Irgendwann möchte ich es dir erzählen, auch wenn Jakob es schon getan hat. Irgendwann bin ich hoffentlich an dem Punkt, an dem es mich nicht mehr nur wütend macht, dass man uns so alleine gelassen hat.“
„Es ist okay, Engel. Wann immer du bereit bist.“
Jakob kommt eine halbe Stunde später mit Pizza und Rotwein. Für Ben hat er Malzbier mitgebracht. Nie vergisst er meinen Bruder. Das ist eines der vielen Dinge, die ich an ihm liebe.
„Hast du eigentlich über meine Frage nachgedacht? Bezüglich Holland?“, fragt Paul.
Wir sitzen gemeinsam um den Couchtisch auf dem Boden und essen, während wir eine Aufzeichnung von Twoand a half men schauen. Ben sieht mich fragend an.
„Hab ich. Wenn Ben Lust hat, dann sind wir dabei.“
„Worauf hab ich Lust?“
Verwirrt sieht er zwischen mir
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