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Unfassbar für uns alle

Unfassbar für uns alle

Titel: Unfassbar für uns alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst (-ky) Bosetzky
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mit wem in welchen Vernetzungen steckt.»
    Yaiza Teetzmann klatschte Beifall. «Mann, du solltest Professor werden! Mindestens bei der FHVR. Wenn de imma da bist, bleibste vielleicht ooch nich mehr im Fahrstuhl stecken.»
    Ich überhörte ihren Spott. «Ich will nichts weiter als das Placet haben, mich ein wenig intensiver um Woerzke zu kümmern.»
    Koppatz nickte. «Schön, machen Sie mal.»
    Ich hoffte nur, daß das nicht mein Todesurteil war.

33. Szene
Kurfürstendamm
    Schon anderthalb Stunden lang dackelte ich Black / Woerzke / Wolmir und Joan hinterher. Es war insgesamt schon der dritte Tag, an dem ich sie auf all ihren Wegen zu begleiten suchte. Unauffällig natürlich. Immer in der Hoffnung, sie beim Treff mit Leuten zu erwischen, die irgendwie etwas mit der Organisierten Kriminalität zu tun hatten. Aber nichts geschah. Fast sah es so aus, als sei er gewarnt worden. Auch mit der anderen Möglichkeit wurde es nichts. Daß er irgend jemanden besuchte, den ich hinterher nach einem möglichen Störgefühl hätte fragen können.
    Wir überquerten die Leibnizstraße und gingen weiter in Richtung Gedächtniskirche. Er hatte Joan untergehakt. Sie trug Stiefel und einen Pelzmantel und hätte, langbeinig wie sie war, auch als Mannequin Chancen gehabt, sogar bei Lagerfeld. So schien es mir jedenfalls. Von daher hatte der falsche Waldemar echt Schwein. Den Mann hätte ich gerne gesehen, der mit solchem Köder im Bett nicht Volk und Vaterland verriet, zumindest aber als Werner Wolmir den Woerzke spielte.
    Mir war das alles sonnenklar, doch meine Indizien hätten keinem Staatsanwalt geschweige denn Richter genügt, den großen Aufriß zu machen. Die Devise war ja: nur keinen Investor vergraulen. Und der Staat war ja eh mehr oder minder der Büttel der Feudalherren neuen Typs, der Unternehmer und Bankiers. Deren Eifer, dem falschen Waldemar die Larve vom Gesicht zu reißen, ging sicher gegen Null. Wer mir da helfen konnte, waren eigentlich nur Bild und die anderen verfemten Blätter. Doch mich da zu melden, wagte ich (noch) nicht. Einmal hätte ich gewaltigen Zoff mit Heike bekommen, aus ideologischen Gründen, und zum anderen ein Disziplinarverfahren riskiert, wäre, wie die Dinge standen, wohl rausgeschmissen worden.
    Also blieb mir nur formal richtiges Handeln. Aussichtslos war es nicht. Ich hatte ja nicht nur die Chance, Leute zu finden, die den echten Waldemar v. Woerzke in den Jahren 1928 - 1946 gekannt hatten, sondern auch enge Bezugspersonen von Werner Wolmir. Wie mir die einen den falschen Waldemar bestätigen konnten, so die anderen den echten Wolmir. Yaiza Teetzmann war eifrig dabei, sich in Hannover umzuhören. Immer natürlich unterstellt, daß Gerhard Uhlig mit seiner Hypothese richtig lag. Aber auf die Stasi war in dieser Hinsicht sicherlich Verlaß. Vielleicht klappte es auf dieser Schiene.
    Black / Woerzke / Wolmir und Joan erreichten die Uhlandstraße und steuerten das «Café Möhring» an. Ich wartete einen Moment am Eingang des «Maison de France» und folgte ihnen dann auf die andere Straßenseite hinüber. Ein schneller Blick durch die Fensterscheibe. Sie saßen schon an einem der Tische. Und zwar mit einem meiner guten alten Bekannten zusammen, Wolfram Schwermer von der Havelland-Invest.
    Scheiße. Um das herauszubekommen, hätte ich mir nicht tagelang den Arsch aufreißen müssen.
    Ich wandte mich zur U-Bahn, um nach Hause zu fahren zu Heike und Sylvester. Vom Kurfürstendamm mit der U 9 zum Leopoldplatz und dann mit der U 6 rauf nach Tegel.
    Beim Warten auf dem Bahnhof las ich, daß sie gestern am Kudamm einen reichen russischen Ikonenhändler erschossen hatten. Geradezu «hingerichtet», wie es hieß.
    Vielleicht tat mir einer den Gefallen und wiederholte das mit Black / Woerzke / Wolmir.

34. Szene
Schloßhotel Friedrichsheide
    Ich saß im Restaurant, ganz versteckt in der hintersten Ecke, und wartete auf Black / Woerzke / Wolmir, der irgendwann mit Joan zum Abendessen erscheinen sollte. Der Ober hatte mir dieses schon mehrfach glaubhaft versichert.
    Neben mir hatte ich Bibiana Borkowski plaziert, Wolmirs ehemalige Sekretärin aus Hannover. Yaiza Teetzmann hatte sie nach vielen Mühen aufgespürt, und ich hatte soviel Druck auf Koppatz ausgeübt, daß mir gestattet worden war, sie auf Staatskosten anreisen zu lassen. Wenn jemand den falschen Waldemar entlarven konnte, dann sie. Auf die Idee dazu war ich nach dem letzten Dialog mit Gerhard Uhlig gekommen. Er war ja nach wie vor felsenfest der

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