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Unfassbar für uns alle

Unfassbar für uns alle

Titel: Unfassbar für uns alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst (-ky) Bosetzky
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Herrnstadt ziemlich nahe... Sie wissen ja: Verlust aller Funktionen, Ausschluß aus der Partei...»
    «Aber als es gegen den falschen Waldemar ging, da war er Ihnen als Verbündeter gerade recht?»
    «Ja...»
    «Herzlichen Dank dann, Herr Uhlig.»

32. Szene
Mordkommission
    «Da fällt mir zunächst nichts weiter ein als der Witz mit dem Papagei, der auf dem Ozeandampfer fährt...» Koppatz mußte einen Moment nachdenken, bevor er die Geschichte zusammenbekam. «Sitzt er auf der Kommandobrücke und krächzt: ‹Geh doch endlich unter, du verdammter Kahn!› Sekunden später gibt es unten im Maschinenraum eine heftige Explosion – und das Schiff geht tatsächlich unter. Der Papagei kann an Land fliegen, leidet aber sein Leben lang unter seiner schweren Schuld, weil er glaubt, das Schiff sei nur aufgrund seines Ausrufs untergegangen.»
    Sabbernd und schmatzend ahmte Volker Vogeley Reich-Ranicki nach. «Was will uns der Künstler damit sagen?»
    «Daß es nichts als reiner Zufall ist, daß Luise Tschupsch ausgerechnet einen Tag vor Woerzkes Heimkehr erschossen worden ist.»
    Ich hatte die nächstbeste Dienstbesprechung genutzt, um mit Koppatz über meinen Verdacht zu reden. Und zwar im Beisein von Volker Vogeley und Yaiza Teetzmann. Waren beide eingeweiht, konnten sie mich nicht so ohne weiteres eliminieren. Schwermer und seine Hintermänner, der connection, der auch ein Karl Ernst Koppatz angehören konnte. Unmöglich war ja in diesem Lande seit Barscheis Tod schon lange nichts mehr.
    «Daß Gerhard Uhlig fast totgefahren worden ist, wäre dann schon Zufall Nummer zwei», sagte ich mit Blick auf Koppatz.
    Er senkte den Kopf. Seit er wußte, daß ich ihm wegen seiner Bordellkontakte die Hölle heißmachen konnte, war er ausgesprochen heb zu mir. «Sicher, der hat überall gegen Woerzke gestänkert und das Gerücht verbreitet, daß er nicht echt sei. Bei mir ist er auch gewesen, deswegen. Aber Woerzke hat die notwendigen Papiere inzwischen alle beigebracht – die Geburtsurkunde, die Einbürgerungsurkunde in die USA... Und sie sind alle echt.»
    Ich lachte. «Wie leicht das alles zu fälschen ist, wissen wir ja spätestens seit den Hitler-Tagebüchern.»
    «Hackenow hat ihn deutlich identifiziert — und x andere auch.»
    «Sie alle haben ihn seit 1945 / 46 nicht mehr gesehen — und da war er gerade achtzehn Jahre alt. Und Gerhard Uhlig schwört, daß es sich bei diesem speziellen ‹Spätheimkehrer) nicht um Waldemar v. Woerzke, sondern um seinen alten Spezi Werner Wolmir handelt. »
    «Lieber Mannhardt, Sie haben die Phantasie eines Romanschriftstellers.»
    «Das freut mich und versetzt mich in die Lage, mich in andere hineinversetzen zu können... In Wolfram Schwermer beispielsweise ... So wie die Dinge standen, hätten Zinna und die Gemeinde Friedrichsheide den ganzen Woerzke-Komplex zugesprochen bekommen, um ihre Pläne zu verwirklichen. Mit Woerzkes Auferstehung aber wird die Havelland-Invest alles bekommen. Das heißt, der falsche Waldemar als ihr Homunkulus wird ihnen alles verkaufen. Für ’n Appel und ’n Ei, wenn er nicht eh ein Mafioso von drüben ist oder einer aus Rußland.»
    «Brauch ick gar keenen ‹Stern› mehr lesen, wenn ick dich so höre...» Auch Yaiza Teetzmann fand das alles zu phantastisch. «Ick gloobe nur, det zwee Pfund Rindfleisch ’ne jute Brühe jehm...»
    Koppatz sah sie an. «Im Klartext?»
    «Der Woerzke is so echt wie mein Daumen hier, und die Tschupsch is von eenem Psychopathen abgeknallt worden, der Lehrerinnen haßt.»
    «Einspruch!» Volker Vogeley hatte so lange schweigend dagesessen und in Gedanken wahrscheinlich wieder an einem Liedchen gebastelt. «Für mich ist der Täter eines der hohen Tiere, die da in der Spessartstraße rumgevögelt haben.»
    Ich klopfte ihm auf die Schulter. «Mit Volker Vogeley gegen jede Vögelei!»
    «Geht’s ein bißchen ernster?» fragte unser Vorgesetzter.
    «Etwas Karl-ernster immer», brummte Volker Vogeley.
    «Gut...» Ich holte sehr weit aus – weiter ging’s kaum noch. «Was man vom Weltall sieht – die Sonnen, die Nebel, die Planeten, die Monde –, das alles ist nur ein Bruchteil der Materie, die eigentlich vorhanden sein müßte. Die größte Masse ist offenbar dunkle Materie, völlig unsichtbar für uns. Und so ist es auch im Falle der Fälle Tschupsch und Woerzke. Ich sehe ganz wenig und weiß so vieles nicht. Wer was getan hat und denkt, wer falsch ist und wer echt, wer die Wahrheit sagt und wer nur blufft, vor allem aber: wer

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