Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ungeahnte Nebenwirkungen

Ungeahnte Nebenwirkungen

Titel: Ungeahnte Nebenwirkungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Pearl
Vom Netzwerk:
übergewichtige Führerin leicht keuchend bezwang. Vor der Wohnungstür blieb sie stehen und wandte sich mit triumphierendem Lachen zum Gast aus dem fernen Europa um.
    »Hier ist es«, verkündete sie in einem Ton, als hätte sie Nicole eben das Leben gerettet.
    Ohne eine Reaktion abzuwarten, drückte sie auf die Klingel. Das Schrillen klang in Nicoles Ohren nach, doch hinter der Tür regte sich nichts.
    Enttäuscht meinte die Hausdame, Mirjam sei wohl noch nicht von der Arbeit zurück. Warum sie ihre Freundin eigentlich nicht vom Flughafen abgeholt habe, wollte sie plötzlich mit erneutem Misstrauen wissen.
    »Ich konnte ihr nicht genau sagen, wann das Flugzeug landen würde«, log Nicole spontan. »Wir hatten Probleme, weil bei uns auf den Flughäfen derart viel Schnee liegt, dass dauernd Flüge verschoben werden müssen«, erklärte sie.
    Das Lächeln kehrte auf das gerötete Gesicht zurück. Erleichtert atmete Nicole aus. Das war eben noch mal gut gegangen, dachte sie, denn wenn ihr die Frau nicht geglaubt hätte, hätte sie schneller wieder draußen vor der Tür gestanden, als sie ihren Namen buchstabieren konnte.
    »Was machen wir jetzt?« fragte Nicoles Begleiterin. »Möchten Sie bei mir in der Wohnung warten? Sie sind sicher durstig und müde? Ich könnte Ihnen einen starken Kaffee machen – oder möchten Sie lieber ein Glas Wein?« überschüttete sie Nicole mit Fragen.
    Nicole winkte dankend ab. »Das ist wirklich sehr lieb von Ihnen, doch wenn ich darf, möchte ich lieber hier warten«, sagte sie.
    Als sie den zweifelnden Ausdruck in den braunen Augen sah, fügte sie hinzu: »Ich denke, Mirjam kommt bald. Ich werde mich einfach auf meinen Koffer setzen und warten.«
    Ganz hatte sie die fürsorgliche Frau zwar nicht überzeugen können, das erkannte sie an der gerunzelten Stirn, doch es wurde ihr erlaubt, sich vor Mirjams Wohnungstür häuslich niederzulassen. Endlich entfernte sich die übergewichtige Bewacherin und wenig später hörte Nicole, wie unten eine Tür ins Schloss fiel.
    Der Koffer zeichnete sich nicht durch übermäßige Bequemlichkeit aus, aber Nicole genoss die Ruhe, die jetzt im Treppenhaus herrschte, da spielte die Gemütlichkeit nur eine untergeordnete Rolle.
    Nicole lehnte sich an die Mauer und schloss die Augen. Sie fühlte, wie die Müdigkeit je länger je mehr von ihr Besitz ergriff. Entschlossen wehrte sie sich dagegen. Sie spielte in Gedanken immer und immer wieder das Wiedersehen mit Mirjam durch. Irgendwann aber verblasste Mirjams Bild, die Szenen begannen einen unwirklichen Charakter anzunehmen, und Nicole glitt ins Reich der Träume.
    Etwas hatte sich verändert, Nicole spürte es ganz deutlich. Sie zwang sich, aus der Dunkelheit aufzutauchen und ihre Gehirnzellen auf ihre Umgebung einzustellen.
    Die Unterlage, dachte sie überrascht, es war die Unterlage. Sie erinnerte sich vage daran, dass sie an eine Wand gelehnt auf Mirjam gewartet hatte. Die Mauer hatte kalt und hart ihren Rücken gestützt, doch nun lag sie auf etwas Weichem und wurde von einer Decke gewärmt.
    Verwirrt über diese Entdeckung schlug sie die Augen auf. Sie befand sich nicht mehr im Treppenhaus, sondern in einem Zimmer, das durch eine kleine Lampe neben der Couch, auf die sie gebettet war, in schwaches Licht getaucht wurde.
    Nicole hätte sich beinahe wieder in die Dunkelheit zurückgleiten lassen, als ihr plötzlich Mirjam in den Sinn kam. Mit einem Ruck richtete sie sich auf und blickte suchend um sich.
    »Du bist wach?« fragte die bekannte Stimme.
    Sie kam vom zweiten Sofa, das den ohnehin schon kleinen Raum noch enger erscheinen ließ. Offenbar hatte Mirjam die Wohnung möbliert übernommen.
    Mirjams Augen musterten Nicole mit einem eigentümlichen Ausdruck. Es war eine Mischung aus Frage, Verletztheit, Überraschung und vorsichtiger Erwartung.
    »Mirjam, endlich«, seufzte Nicole erleichtert.
    Sie fühlte, wie das Zimmer zu schwanken begann und versuchte das aufsteigende Gähnen zu unterdrücken. Krampfhaft überlegte Nicole, wie sie das Gespräch eröffnen sollte, denn Mirjam kam ihr begreiflicherweise keinen Schritt entgegen, sondern beobachtete sie nur abwartend.
    »Wie bin ich hierhergekommen?« hörte sich Nicole fragen.
    Eigentlich hätte sie anders beginnen wollen, doch ihre grauen Gehirnzellen verweigerten im Moment ihren Dienst.
    »Das wüsste ich auch gern«, antwortete Mirjam leise.
    Sie saß so steif auf ihrem Platz, dass Nicole befürchtete, sie würde zur Salzsäule erstarren.
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher