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Ungeheuer

Ungeheuer

Titel: Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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ironisch. Anscheinend mochte Frank den Kriminalkommissar genauso wenig wie Lara. Sie beobachtete, wie der Mann sich näherte. Der Blödmann hatte ihr gerade noch gefehlt. »War der geladen?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    Der große, schlanke Mann kam näher, die Schultern verkrampft, das Kinn nach vorn geschoben. Seine Kassenbrille spiegelte das Licht der Wandlampen wider, und Lara musste unwillkürlich an einen Marabu denken. Sie grinste genau in dem Augenblick, als der strafende Uhublick sie traf.
    KK Stiller hatte einmal geäußert, dass er alle Reporter für Schmeißfliegen hielt, und er gehörte zu denen, die die Anfragen der Journalisten stets unbeantwortet ließen. Seinen Satz »Aus ermittlungstaktischen Gründen können wir keine nähere Auskunft geben« konnte sie schon im Schlaf singen. Es gab auch nette Beamte, die einem unter dem Siegel der Verschwiegenheit die eine oder andere Einzelheit erzählten, aber der hier nicht.
    Kriminalkommissar Stiller ging vorbei.
    »Der wollte gar nicht in unsere Verhandlung.«
    »Na, dann bleiben uns Belehrungen dieses Mal zum Glück erspart.« Frank zwinkerte ihr verschwörerisch zu.
    Lara folgte ihrem Kollegen wieder zurück zu den Presseplätzen im Gerichtssaal. Sie konnte Frank nur zustimmen.
KK Stiller würde ein Idiot bleiben, ganz egal, wie sehr man ihn hofierte. Journalisten brauchten die Kripobeamten ab und zu für Auskünfte und Recherchen, und meist funktionierte die Zusammenarbeit auch reibungslos. Kriminalkommissar Stiller jedoch hatte ein Problem mit Lara Birkenfeld. Er schien sie regelrecht zu hassen. Bei einer Reportage im letzten Jahr über die brutalen Übergriffe rechtsradikaler Gewaltstraftäter auf ein Sommercamp war Lara auf Ermittlungsfehler der Polizei aufmerksam geworden. Nach gründlichen Nachforschungen hatte die Tagespresse sich entschlossen, darüber zu informieren.
    Straftaten, Gerichtsreportagen, Hintergrundberichte waren Laras Ressort. Und so hatte ihr Name unter den Artikeln gestanden. KK Stiller hatte dies persönlich genommen. Statt sich der aufgedeckten Missstände anzunehmen, feuerte er aus allen Rohren auf die in seinen Augen polemische Berichterstattung und weigerte sich seitdem, Lara Auskünfte zu geben. Anscheinend hatte Frank Schweizer ähnliche Probleme mit ihm. Sie blickte kurz zu ihrem Kollegen hinüber, als die seitliche Tür sich öffnete und das Getuschel verstummte. Lara klappte ihren Block auf und sah nach vorn. Hoffentlich musste sie in den nächsten Monaten nicht über Fälle berichten, bei denen Stiller das Sagen hatte.

5
    »Gestern Abend wurde in einem Waldstück bei Wesenberg im Landkreis Mecklenburg-Strelitz die Leiche einer Frau gefunden. Nach Polizeiangaben handelt es sich um die seit Samstag vermisste Sandra Gerber aus Neustrelitz …«

    Hastig drehte der Mann das Autoradio lauter. Sein Blut rauschte in den Ohren, während er sich bemühte, kein Wort des Nachrichtensprechers zu verpassen.
    »… Campingurlauber fanden den nackten Leichnam beim Pilzesuchen. Die Polizei wollte Berichte, der Leiche seien Organe entnommen worden, nicht kommentieren. Die Bekleidung des Opfers und ihre Handtasche sind bis jetzt noch nicht aufgefunden worden. Hörer im Sendegebiet, die sachdienliche Hinweise geben können, werden gebeten, unter folgender Nummer anzurufen …«
    »Ihr habt was vergessen.« Der Mann versuchte, ruhiger zu atmen, während der Sprecher weitere Nachrichten verkündete. »Der Schmuck der armen kleinen Sandra ist auch verschwunden. Alles ist weg, nur die sterbliche Hülle war noch da.« Er setzte wegen des besseren Klangs noch ein »Trallalla« hinzu und musste über seine Albernheit lachen.
    Das war ja hochspannend. Obwohl er erwartet hatte, dass die Leiche relativ schnell gefunden werden würde, war es doch ein Schock, im Autoradio davon zu hören.
    Er war wieder auf dem Weg nach Hause. Das Tagwerk war vollbracht, vier Arztpraxen hatte er abgearbeitet. Nun schnell zurück zu den aufregenden kleinen Trophäen. Zu Internet und Tagesschau . Es musste doch noch mehr interessante Neuigkeiten über den Leichenfund geben. Würden die Bullen zugeben, dass dem Opfer Körperteile entnommen worden waren? Manchmal behielten sie solche Einzelheiten auch für sich, um einen Täter damit zu überführen. Das Problem war nur, dass die Pilzsucher schon Details ausgeplaudert zu haben schienen. Egal, zu ihm führte jedenfalls keine Spur.
     
    Die Gebärmutter sah aus wie eine rotbraune Birne. Zäh tropfte Polyethylenglykol

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