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Ungeheuer

Ungeheuer

Titel: Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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schon wieder zu hämmern.
    »Rufen Sie bitte an und machen Sie einen CT-Termin für Frau Birkenfeld.« Doktor Radost gab ihr die Hand, und Lara folgte der Weißbekittelten an den Tresen.
    »Montag früh um sieben kommen Sie bitte zum Blutabnehmen. Passt Ihnen der Termin?« Lara presste ein müdes »Ja« heraus, und die Sprechstundenhilfe trug die Angaben in den Terminplan ein, während sie weiterredete. »Nüchtern bitte, Frau Birkenfeld, das heißt kein Frühstück. Trinken dürfen Sie etwas, allerdings nur Wasser oder ungesüßten Tee. Das Blut geht noch am selben Tag ins Labor, und Sie kommen dann bitte am nächsten Mittwoch noch einmal zur Auswertung.« Lara nickte und dachte an das bevorstehende Wochenende. Dieses Mal hatte sie keinen Dienst. Samstag und Sonntag gehörten ganz allein ihr.
    Der helle Tag verdunkelte sich. Eine kleine blonde Frau, fast noch ein Mädchen, eilte durch eine Art Park, rieb sich dabei fröstelnd die nackten Arme. Über ihr schwebte eine dunkle Wolke, wie kommendes Ungemach.

    »NEIN!«
    »Frau Birkenfeld?« Die Stimme klang herrisch und besorgt gleichzeitig. »Hal-lo! Frau B i r k e n f e l d! Ist Ihnen nicht gut?«
    Lara schüttelte den Kopf wie ein nasser Hund und wollte die Augen öffnen, bis sie feststellte, dass diese bereits geöffnet waren. Das Wartezimmer war voller Menschen. Alle starrten sie an. Hatte sie etwas gesagt?
    »Was ist mit Ihnen? Setzen Sie sich einen Moment!« Die Sprechstundenhilfe war um den Tresen herumgekommen. Fest krallten sich ihre Finger um Laras Oberarm, während sie diese zu einem Stuhl drängte.
    »Nein, nein, danke. Es geht schon wieder. Mir war nur gerade etwas eingefallen.« Lara befreite sich aus dem eisernen Griff. »Ich muss los.« Hastig raffte sie die Zettel, die die Schwester ihr hinhielt, zusammen und stopfte alles in eine Seitentasche.
    En silberner Mondeo hielt am Straßenrand, und ein Mann winkte die junge Frau von eben an das geöffnete Fenster. Während Lara ihr zurufen wollte, sie solle fliehen, näherte sich die Frau mit einem zaghaften Lächeln dem Wagen.
    Noch immer stand die Krankenschwester vor ihr, beide Arme in Hüfthöhe angewinkelt, bereit zuzupacken, sollte die Patientin einen Schwächeanfall erleiden.
    Lara löste die Hand von ihrem Mund, quetschte ein »Tschüss« heraus und stolperte davon. Das Letzte, was sie sah, ehe sich die Tür schloss, waren die weit aufgerissenen Puppenaugen einer älteren Dame mit Vogelnestfrisur.
    »Hallo?« Der Mann hatte sich zum Beifahrerfenster hinübergebeugt und winkte die junge Frau an sein Auto heran. »Entschuldigung? Könnten Sie mir bitte helfen?«

    Die Blondine war stehen geblieben. Er hielt den Stadtplan hoch und wedelte damit. »Ich habe mich anscheinend verfahren!« Sie machte zwei zögerliche Schritte und hielt dann inne.
    »Bitte!« Jetzt flehte er regelrecht. »Ich soll meine Frau vom Arzt abholen. Doktor Gumprecht, innere Medizin. Sie wartet bestimmt schon. Und jetzt weiß ich nicht mehr, wo es langgeht.«
    Das mit der Frau und dem Arzt war gut. Er verfolgte Blondie jetzt schon fast eine Stunde lang in mehr oder weniger großem Abstand und hatte die ganze Zeit an der Strategie gefeilt. Es war gar nicht so einfach gewesen, zum Wagen zurückzurennen und die Straßen um den Park herum zu fahren. Aber er wusste ja seit Mittwoch, wo sie wohnte. Und die erschwerte Verfolgung stellte sich als mindestens genauso erregend heraus wie die nächtliche Hatz einer Beute durch den Wald.
    Doktor Gumprecht, ein Endokrinologe, residierte ganz woanders. Der Mann wusste dies natürlich, denn er hatte den Arzt schon mehrmals aufgesucht. Aber das ahnte Blondie nicht. Die Praxis lag in der Bleicherstraße, am anderen Ende der Stadt.
    Sie konnte ihm den Weg auf dem Plan zeigen. En Mann, der verheiratet war, schien ungefährlich. Es war ein warmer Spätnachmittag im Juni, die Sonne brannte durch die Windschutzscheibe, Vögel zwitscherten, Heckenrosen raunten mit ihren zerknitterten rosa Blütenblättern. Wenn die Leute Verbrechen vermuteten, war es immer finstere Nacht, beißende Winde wehten, oder Nebel durchwallte die Luft. Der Täter hatte eine fiese Visage und einen gemeinen Blick.
    Hier jedoch war keine Gefahr im Verzug. Das schien auch die junge Frau zu denken, denn inzwischen stand sie dicht neben der Beifahrertür und lugte zum geöffneten Fenster
herein. Er legte seine Rechte auf den benachbarten Sitz, ließ den dicken goldenen Ehering in der Sonne funkeln.
    »In welcher Straße ist denn dieser

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