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Ungeheuer

Ungeheuer

Titel: Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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Engerlinge noch gespürt hatte. Wer weiß, wie ihr Kadaver heute aussah.
    Im Fernsehen bekam der geneigte Zuschauer von Zeit zu Zeit hübsch dekorierte, halb verweste oder mumifizierte Leichen zu sehen, die die Maskenbildner mit reichlich Farbe, Glibber und schleimigen Säften zurechtgemacht hatten und die nun von den Ermittlern untersucht und rekonstruiert wurden. Von daher konnte er sich gut vorstellen, wie Mama, oder besser das, was noch von ihr übrig war, mittlerweile aussehen mochte, schließlich lag sie seit über einem Jahr in ihrem Holzkasten in geweihter Erde – noch so ein Frevel, der aber leider nicht mehr rückgängig zu machen war. Es wäre besser gewesen, sie einäschern zu lassen, aber er hatte gewollt, dass ihr Körper schön langsam verrottete, zu stinkender Masse zerfiel, faulte, schimmelte und moderte. Auch wenn sie davon nichts mehr mitbekam, der Gedanke allein verschaffte ihm Genugtuung.
    Morgen oder übermorgen würde er noch einmal nach seinem Rehlein schauen.

8
    »Meine Güte, ist mir heiß.« Susann keuchte und schob das Schweißband die Stirn hinauf. Es war durchnässt. Neben ihr strampelte Caro auf dem Spinning-Rad. Der Trainer bellte Befehle heraus. Es war wie in einem Bootcamp, und sie hasste seinen herrischen Ton jedes Mal, wenn sie ihn hörte. Andererseits hatte Susann auch das Gefühl, den Drill zu brauchen. Und man konnte seine Aggressionen daran abarbeiten.
    »Noch – fünf – Minuten – kommt – nicht – schlapp – machen  – Mädels – Hopp – Hopp – und – Hopp – super – und – weiter …«
    Susann blendete das Stakkato aus. Heute war Freitag, endlich Wochenende. Nachher würde sie mit Caro noch einen Cappuccino trinken gehen, dabei ein bisschen tratschen und sich dann nach Hause begeben. Vielleicht konnte sie sich noch ein Stündchen hinlegen, bis Georg kam. Freitagabend war ihr gemeinsamer Abend. Sie zogen um die Häuser und trafen sich mit Freunden in den Bars der Stadt. Susann dachte an die roten Dessous in ihrer Tasche. Zuerst der lustige Abend mit den Kumpels, danach würde sie ihrem Geliebten daheim mit einem Strip die Hölle heißmachen. Sie grinste und strampelte stärker.
     
    »In die Türkei.« Caro löffelte den letzten Rest Schaum aus der Tasse. »Faul in der Sonne liegen, im Meer baden, ein bisschen Beach-Volleyball. Abends werden wir schön essen gehen und dann das Nachtleben genießen.«
    »Toll.« Susann stand mehr auf Sehenswürdigkeiten. Den ganzen Tag am Strand zu verbringen, fand sie langweilig. Aber jeder sollte tun, was ihm gefiel. »Wann fliegt ihr?«

    »Am nächsten Samstag.«
    »Dann muss ich ja zwei Wochen allein trainieren.«
    »Oder du setzt aus.« Caro zwinkerte schelmisch und winkte dann mit dem erhobenen Portemonnaie nach der Kellnerin.
    »Eher nicht. Vierzehn Tage ohne Training – da werde ich träge und nehme zu.« Susann klopfte bestätigend auf ihren flachen Bauch.
    Sie bezahlten, erhoben sich dann gleichzeitig und traten in die warme Sonne hinaus. Den Ford, der sich in einiger Entfernung langsam in Bewegung setzte, bemerkten die beiden jungen Frauen nicht.
    An der nächsten Ecke blieben sie stehen, und Susann deutete nach links. »Gehst du mit durch den Park?«
    »Nein. Ich muss noch einkaufen. Mach’s gut, Suse.« Caro hatte sich umgedreht und winkte. »Ich ruf dich an!«
    Susann sah der Freundin noch einen Augenblick lang nach und bewunderte deren Hüftschwung. Warum konnte sie nicht auch so ein schmales Becken haben? Da half der ganze Sport nichts. Sie schüttelte ihre Haare zurecht und bog auf den gekiesten Weg ab.
    Hundert Meter weiter hinten hielt der silberne Ford Mondeo am Straßenrand. Der Mann hinter dem Steuer trug eine verspiegelte Sonnenbrille, sodass man seine Augen nicht sehen konnte. Er blieb eine Weile sitzen und schien auf etwas zu warten. Dann stieg er aus und eilte in Richtung Park.
    Die Sonne zeichnete flirrende Muster auf den Weg. Auf einer Wiese tollten zwei Hunde miteinander. En kleines Mädchen rannte mit einer Tüte voller Brotwürfel zum Ufer des langgestreckten Teiches und rief dabei nach den Enten. Die Mutter folgte ihr mit einem seligen Gesichtsausdruck, und Susann blieb stehen, um den beiden zuzusehen. Irgendwann wollten Georg und sie auch Kinder.

    Das Mädchen nestelte an der Tüte. Von überall kamen Enten herbeigeschwommen, die sich beeilten, zu dem Kind mit dem Futter zu gelangen.
    Während Susann feststellte, dass sie das gleiche versunkene Grienen wie die junge

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