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Ungeheuer

Ungeheuer

Titel: Ungeheuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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Sicherheit würde er dieses Mal zeitgleich auch andere Zeitungen informieren.
     
    Druckvoll kratzte der Kugelschreiber die Unterschrift auf das Papier. Die Latexhände ergriffen das Blatt und hielten es in Augenhöhe.
    SEHR GEEHRTER »LB«!
    LEIDER MUSS ICH MICH HEUTE ERNEUT AN SIE WENDEN. WIE ICH ZU MEINEM GROSSEN BEDAUERN FESTSTELLEN MUSSTE, HABEN SIE MEIN KUNSTWERK UND DEN VORHERGEHENDEN BRIEF IGNORIERT.
    ICH WÜNSCHTE, SIE KÄMEN MEINER BITTE NACH UND STELLTEN DIE UNSACHGEMÄSSEN BEHAUPTUNGEN RICHTIG, DIE SIE VOR ZWEI TAGEN ÜBER MICH UND MEIN WERK VERÖFFENTLICHT HABEN.
    ICH WÜNSCHTE AUSSERDEM, SIE TÄTEN DIES BALD.
    ES IST FÜR EINEN KÜNSTLER WIE MICH SCHWER ZU ERTRAGEN, UNWAHRE BEHAUPTUNGEN UND VERDREHUNGEN DER TATSACHEN ÜBER SEIN OPUS LESEN ZU MÜSSEN.
    WERTER »LB«, ICH BITTE SIE HIERMIT NOCH EINMAL EINDRINGLICH, DIESEN SOWIE AUCH DEN ERSTEN BRIEF SEHR ERNST ZU NEHMEN.

    ICH VERZICHTE DARAUF, DIESER NACHRICHT EINE WEITERE KREATION BEIZUFÜGEN, DA ICH NICHT SICHER BIN, OB SIE DEN WERT UND DIE KÜNSTLERISCHE GENIALITÄT MEINER SCHÖPFUNG ZU SCHÄTZEN WISSEN.
    ERGEBENST
IHR
D.G. EINE
    Perfekt. Das war deutlich. Heute war Donnerstag Er würde den Text mehrmals abschreiben und die Briefe nachher gleich einwerfen, dann erhielten die Zeitungen ihn morgen früh, noch rechtzeitig vor dem Wochenende.
    Über die Druckbuchstaben machte er sich wenig Sorgen. Sicher hätte man das Ganze auch am Computer schreiben können, aber jede Aktion hinterließ unsichtbare, unlöschbare Spuren im Rechner. Das war nicht nötig. Da keine Schriftprobe von ihm vorlag, konnte man auch nichts zu ihm zurückverfolgen. Fassten sie ihn wider Erwarten, war es auch egal. Er würde sein Werk nicht verleugnen.
    Vorsichtig faltete er den ersten Zettel zweimal und schob ihn in einen Umschlag, den er an die Redaktion mit dem Zusatz »Zu Händen Herrn LB« adressierte. Es folgten sieben weitere Kuverts. Das sollte fürs Erste reichen.
     
    Man konnte nie wissen, wie die Zeitungsschreiber von der Tagespresse reagierten. Hatten sie bis jetzt außer dem ersten reißerischen und sachlich unrichtigen Artikel nichts über ihn berichtet, würden sie es vielleicht auch in Zukunft nicht tun.
    Es konnte natürlich sein, dass die Bullen ihnen einen Maulkorb
verpasst hatten. Aber die Polizei konnte nicht sämtlichen Redaktionen aller Zeitungen das Wort verbieten.
    Wenn er wollte, dass sein Werk bekannt und gewürdigt wurde, reichte es nicht aus, sich nur mit der Tagespresse zu beschäftigen. Er musste übergreifend operieren. Und womöglich reichten diese Briefe mit erklärenden Texten nicht. Für die Tagespresse war ja nicht einmal der abgetrennte Kopf ohne Ohren drastisch genug für einen Artikel gewesen.
    Aber es gab noch genug andere Zeitungen und Boulevardblätter. Nicht alle hatten Skrupel, brisante Informationen abzudrucken, oder einen Maulkorb von den Bullen verpasst bekommen.
    Was, wenn du deine Termine für den heutigen Donnerstag absagst und dich stattdessen auf die Suche nach Material für ein weiteres Kunstwerk machst?
    Der Mann lächelte. Gute Idee, Doctor Nex. Er brauchte sowieso noch diverse Teile für seine Gesamtkreation. Aus dem Abfall konnte er kleine Give-aways für interessierte Journalisten erschaffen. So war für weitere Überraschungen vorgesorgt.
    Und, um dem Ganzen ein bisschen Würze zu verleihen und es den Häschern nicht ganz so leicht zu machen, würde er einen Ausflug ins benachbarte Tschechien unternehmen. An den Rändern der großen Bundesstraßen wimmelte es von blutjungen Mädchen, die bereitwillig zu einem gutsituierten, gutaussehenden Deutschen ins Auto stiegen. En bisschen Verkleidung, ein paar Manipulationen am Auto und alles würde ein Kinderspiel sein.
    Das leise Kichern verstärkte sich, als der Mann aufstand, um seine Sachen zu packen.
    Sein Motor lief auf Hochtouren. Doctor Nex hatte viel zu tun.

22
    »Das Dokument ist zuletzt am Montag um zwölf Uhr fünfzehn geöffnet worden.« Lara stellte die leere Müslischüssel in die Spüle und kehrte an ihren Küchentisch zurück.
    Sie war gestern Schritt für Schritt nach Marks Anweisungen vorgegangen und hatte ihren Ordner mit den Hintergrundinformationen zu den Morden geöffnet. Die enthaltenen Dateien ließ sie sich als Liste mit Details anzeigen. Hinter jedem Dokument stand das Datum der letzten Speicherung, genau wie Mark es gesagt hatte.
    »Du selbst hast aber zum letzten Mal am Montagvormittag hineingeschaut.«
    »Richtig. Als ich mit dir telefoniert habe. Das

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