Ungeheuer
war so gegen elf. Danach habe ich den USB-Stick in meiner Handtasche aufbewahrt. Durch das ganze Hin und Her mit dem Kopf und dem Brief bin ich nicht dazugekommen, mich weiter um die Sache zu kümmern.«
»Darüber sprechen wir gleich.« Lara vermeinte, ein leichtes Seufzen in Marks Stimme zu hören, ehe er fortfuhr. »Alles der Reihe nach. Der Artikel von Dienstag über den Täter ist der Auslöser dafür, dass dieser mit der Redaktion Kontakt aufgenommen hat. Besser gesagt, er hat einen Boten geschickt und sich direkt an ›LB‹, den Verfasser des Textes, gewandt. Also finden wir zuerst heraus, wer dein Kürzel benutzt hat.«
Und werfen ihn dann dem Serienmörder zum Fraß vor . Lara lächelte schwach und wurde gleich wieder ernst.
»Der Schreiber hat das Wort ›Profiler‹ benutzt. Fällt dir dazu spontan jemand aus der Redaktion ein?«
Lara schwieg und dachte an Isabell. Hatte die Praktikantin ihr die Informationen geklaut und einen reißerischen Artikel über den Serienmörder daraus gemacht? Isi war ihr immer eher ein wenig unbedarft denn gerissen vorgekommen. »Ich weiß nicht recht.«
»Wer hat denn das Passwort für deinen Computer?«
»Jeder.« Lara schnaufte. »Falls ich mal nicht da bin, schreiben auch andere Kollegen dort. Ab und zu kommt auch mal einer von den Freien und stellt Artikel rein. Das können wir also vergessen.«
»Nun, es war eine Möglichkeit. Du verdächtigst also niemanden?«
»Ich traue es ehrlich gesagt niemandem zu. Wahrscheinlich bin ich zu naiv. Was sollte der Schreiber überhaupt davon haben, so einen Text zu veröffentlichen? Und vor allem unter meinem Kürzel?«
»Vielleicht ist es die klammheimliche Freude an Sensationen, oder er wollte dir eins auswischen, dich beim Redaktionsleiter anschwärzen, um selbst gut dazustehen. Es könnte jemand sein, der auf deine Kosten Karriere machen will. Lara, ich bin sicher, der Verfasser hat sich die Informationen von dem Speicherstick in deiner Handtasche geholt. Vermutlich wurde er durch dein Telefonat mit mir neugierig. Du verlässt doch manchmal den Raum?«
»Wenn ich auf Toilette gehe oder zum Essen.«
»Na siehst du. Es dauert nicht lange, eine Datei zu kopieren. Mit Sicherheit war es einer deiner Kollegen, jemand in deiner Nähe, der dir beim Telefonieren zuhören kann und gesehen hat, wo du den USB-Stick aufbewahrst. Du musst jetzt genau beobachten. Ob jemand das Wort ›Profiler‹ in deiner Gegenwart benutzt, zum Beispiel. Und ich hoffe sehr, dass der Verfasser nicht noch weitere Artikel schreibt.«
»Ich glaube nicht, dass das geschieht. Die Kontrollen wurden verschärft. Hampelmann will jetzt alles vorher lesen. Auch die Schlussredaktion ist sehr streng.«
»Nun gut. Falls der Täter aber weitere Artikel über sich erhofft, wovon ich nach diesem Brief, der in Schachtel mit dem Kopf lag, ausgehe, haben wir womöglich ein nächstes Problem, wenn nichts Diesbezügliches gedruckt wird. Und damit wären wir bei Punkt zwei: Kopf und Brief. Ich habe den Text analysiert und mit den Kollegen von der Soko geredet.«
»Und?«
»Ich habe einige Informationen. Zuerst zum Inhalt des Päckchens.« Lara presste den Hörer fester ans Ohr und stand auf. Sie musste sich jetzt bewegen. »Wie du ja schon weißt, war es ein menschlicher Kopf. Allerdings ohne Ohren. Die wurden fachgerecht abgetrennt.« Lara ging ins Bad, stellte sich vor den Spiegel und schnitt Grimassen, um die Bilder vor ihrem inneren Auge zu vertreiben, während sie weiter zuhörte, wie Mark berichtete, dass der abgetrennte Kopf zu der seit Dienstagabend als vermisst gemeldeten Beate Zimmer gehört hatte. Die Siebenundfünfzigjährige war vom Einkaufen nicht zurückgekommen. Ihren Corsa hatte man später, mit den Einkäufen im Kofferraum, auf dem Parkplatz des Supermarktes entdeckt.
»Inzwischen wurde auch der Körper des Opfers gefunden, ganz in der Nähe von ihrem Wohnort, etwas außerhalb von Dresden, in einem Wald.«
»Wieder in einem Wald?« Es klang eher wie eine Feststellung denn eine Frage.
»Genau wie bei den anderen.«
»Davon habe ich noch gar nichts gehört.«
»Es ist auch erst zwei Stunden her. Wenn du nachher in die Redaktion gehst, wird es schon durch den Ticker sein.« Lara
sah auf ihre Armbanduhr und verließ dann das Badezimmer. Das Grimassenschneiden vor dem Spiegel war fürs Erste beendet.
»Wurden der Leiche Organe entnommen?« Sie flüsterte jetzt, obwohl niemand sie hören konnte.
»Nein, nichts. Der Körper war unversehrt. Bis auf
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