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Ungeschoren

Ungeschoren

Titel: Ungeschoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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zu demonstrieren.
    Und das in dem Augenblick, in dem er einen neuen Posten mit richtig gutem Gehalt antrat, zum ersten Mal in seinem Leben. Er hatte darüber nachgedacht, diese Gelegenheit zu nutzen, um ihr gemeinsames Leben zu erneuern, vielleicht auch ihr Sexualleben. Sie konnten ein wenig reisen, doch es zeigte sich, dass das mit ihren Arbeitszeiten vollkommen unvereinbar war. Sie schien sich überhaupt nie freinehmen zu können.
    Er machte ein paar vergebliche Versuche, das Ganze zusammenzuflicken. Was sie tat, wusste er nicht. Er wusste überhaupt nicht, was sie wollte. Es war ihm nicht möglich, es herauszufinden. Wahrscheinlich wusste sie es selbst nicht.
    Er ertappte sich dabei, den ganzen Prozess mit ihren Augen sehen zu wollen. Was würde er entdecken? Welches Verlangen würde ihm begegnen? Stattdessen war da eine kompakte Undurchdringlichkeit.
    Sie wollte nichts erzählen, wollte nicht sagen, was ihr fehlte, wollte nicht darüber sprechen, wer sie jetzt war. Sie wollte stumm, leer und glatt sein und ihre Ruhe haben. Vor allem ihre Ruhe haben. Nichts erfreute sie mehr als seine Abwesenheit. Es war das beste Geschenk, das er ihr machen konnte.
    Und auf einmal reichte es ihm. Es überraschte ihn. Eines Tages diese glasklare Einsicht. Er verdiente etwas Besseres. Sie vielleicht auch.
    Er spürte eine nicht allzu teure Wohnung aus zweiter Hand in jenem Teil von Södermalm auf, der vor gar nicht so langer Zeit Messer-Söder genannt wurde, in den ihm ziemlich unbekannten Vierteln zwischen Tanto und Långholmen. Eine Zweizimmerwohnung mit einem Jahresvertrag als Untermieter. Länger erstreckten sich seine Zukunftsaussichten nicht.
    Früher war er seinem Unbehagen bei der Arbeit entkommen. Er verwandelte sie in etwas Kreatives. Etwas Vitales, Lebendes, etwas, was ihn anging. Jedenfalls in den besten Momenten. Er hatte die Zeit mit der A-Gruppe als die beste seines Lebens in Erinnerung.
    Jetzt war die Lage eine andere. Dies war eine andere Arbeit. Wenn Kreativität darin eine Rolle spielte, dann war sie von struktureller Art. Die Kreativität des Überblicks. Er erteilte Befehle, stellte zusammen und strukturierte, was andere schufen.
    Und diese anderen waren keineswegs die A-Gruppe. Alles war straffer und strenger reglementiert. Es lag in der Natur der Sache, dass es keinerlei Spielraum gab, was die Dienstvorschrift betraf. Innerhalb der Abteilung für Internermittlungen musste jeder Vorgang weiß wie Schnee sein. Zumindest nach außen hin. Er hatte lange gebraucht, in dieses neue Denken hineinzufinden. Zumal sein übriges Leben schwerlich als weiß wie Schnee bezeichnet werden konnte.
    Er zog seinen Krawattenknoten zurecht und schob die nahezu gewichtslose Brille in die Stirn. Er warf einen kurzen Blick auf seine neue Armbanduhr und erschoss sich.
    Mit dem Zeigefinger. Der Fremde im Spiegel schoss zurück. Wer als Sieger aus dem Duell hervorging, ist nicht überliefert.
    Langsam kehrte er an seinen Schreibtisch zurück. Es war ein ansehnlicher Weg. Er warf einen Blick durchs Fenster hinüber zur Fensterreihe der A-Gruppe. Er beneidete sie nicht. Wenn die Sonne schien, wurden die Zimmer zu Backöfen.
    Sein Zimmer war klimatisiert.
    Er setzte sich und betrachtete die Mappe mit laufenden Ermittlungen. Es gab zweifellos einiges zu tun. Die Anzeigen gegen Polizisten strömten nur so herein. Es war ein neuer Trend, Anzeige gegen die Polizei zu erstatten. Jeder Verbrecher nahm die Gelegenheit wahr, den Beamten, der ihn festgenommen hatte, anzuzeigen. Sicherheitshalber. Es war Pauls Aufgabe, die Auswahl vorzunehmen.
    Da flog die Tür auf, Niklas Grundström stürmte mit einem Tonbandgerät in der Hand herein. Er sah aus, als hätte er lange den Atem angehalten.
    Der Chef der Abteilung für Interne Ermittlungen atmete aus und blickte sich im Zimmer um. Schließlich betrachtete er Paul Hjelm, der instinktiv die Brille in die Stirn schob.
    »Alles klar jetzt?«, fragte Niklas Grundström kurz.
    Hjelm verstand zu seiner eigenen Verwunderung genau, was er meinte. »Ja«, sagte er. »Wenn ich heute Abend nach Hause komme, ist die Wohnung nicht mehr leer. Abgesehen von Menschen.«
    »Gut«, sagte Grundström. »Dann ist wenigstens das erledigt.«
    »Aber …?«, fragte Paul Hjelm.
    Grundström machte eine Geste zum Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtischs hin. »Kann ich mich setzen?«
    »You’re the boss«, sagte Hjelm und machte seinerseits eine Geste zum Stuhl hin.
    Grundström setzte sich.
    Hjelm zeigte auf das

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