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Ungeschoren

Ungeschoren

Titel: Ungeschoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Åkesson.
    Sie betrachtete ihn. Er hatte sie dahin gelockt. Geschickt gemacht. Åkesson war ein guter Polizist. Aber vielleicht auch ein Träumer.
    »Aber es kommt nicht so«, sagte sie. »Trotz der Mittsommerblumen wird sie angegriffen. Sie ist gezwungen, sich zu verteidigen.«
    »Und entgeht unverletzt dem großen Messer in der Hand des großen Mannes. Landet stattdessen mit ihrem kleinen Klappmesser einen perfekten Stich ins Herz.«
    »Vielleicht war es die Magie der Blumen«, sagte Kerstin Holm. »Vielleicht war es trotz allem ihr innigster Wunsch, ihn zu töten. Um dem Wahnsinn ein für alle Mal ein Ende zu machen.«
    Åkesson nickte leicht und zuckte dabei mit den Schultern. »Vielleicht«, sagte er zögernd.
    »Aber es gibt noch etwas«, konstatierte Holm.
    Åkesson reckte sich. »Ich habe gestern Abend einen Spaziergang gemacht«, sagte er. »Ich hatte Feierabend, hätte nach Hause fahren sollen zu Vera. Stattdessen bin ich nach Tensta gefahren und von Naskas Haustür zu dem Vereinsheim gegangen, in dessen Hof Nedim gefunden wurde. Ich habe Blumen gepflückt.«
    Er machte eine Pause und gab ein kurzes Lachen von sich.
    »Du hältst mich für verrückt, nicht wahr?«, sagte er.
    »Nein«, sagte sie. »Überhaupt nicht.«
    Er blickte in ihre Augen. Der blaue Bannkreis. »Sechs habe ich gefunden«, sagte er.
    »Es gibt ja einige davon in den Vororten«, sagte sie.
    Er lächelte und fuhr fort: »Sechs von den Blumen. Verschiedene Sorten Wildblumen. Asphaltblumen. Die siebte wächst da nicht. Nicht in der Nähe.«
    »Welche nicht?«
    »Keine Akelei.«
    Sie sah ihn verwirrt an. »Was meinst du?«, fragte sie.
    »Es ist eine klassische Mittsommerblume. ›Kommt, Lilien und Akeleien‹. Sechs Sorten Wildblumen aus der unmittelbaren Umgebung und eine Mittsommerblume aus der Tiefe des schwedischen Volksmythos. Mehr ist es nicht. Das ist mein Argument, euch den Fall zu übergeben. Wollt ihr ihn haben?«
    Kerstin Holm dachte nach. Wer war dieser Åkesson eigentlich? Warum kam er zu ihr? War es wirklich seine eigene Idee?
    »Ja«, sagte sie und nahm die Mappe. »Danke.«
    »Du kannst gern bei mir nachfragen, wenn etwas ist«, sagte er und stand auf. »Interessante Zeichnungen«, fügte er hinzu und zeigte auf Anders’ Papierstapel.
    Sie sah auf all die Zeichnungen mit dem stets gleichen Motiv und spürte einen kleinen Kloß im Hals.
    Nein, er war nicht klein.
    Åkesson öffnete die Tür, um zu gehen.
    Sie hielt ihn auf. Mit ziemlich fremder Stimme. »Was hast du damit gemeint, dass du weißt, wie schwer es ist, im Sommer alleinerziehend zu sein?«
    Er blieb stehen, die Hand auf der Türklinke. »Vera wollte im letzten Sommer nicht ins Freizeitlager. Es war ausgesprochen anstrengend.«
    »Und ihre Mutter?«
    Mit angemessen gleichgültiger Stimme.
    Er lächelte dünn. Offene Wunde.
    »Sie lebt nicht mehr in der Stadt«, sagte er nur.
    »Und was hast du gemacht?«
    »Meine Mutter ist hergezogen«, sagte Bengt Åkesson und kicherte. »Aus Arjeplog. Erst wohnte sie bei uns, dann habe ich ihr eine eigene Wohnung besorgt. Ganz in der Nähe.«
    »Und wo wohnt ihr?«
    Åkesson schaltete den blauen Blick ein und sagte: »Tomtebogatan. Fragst du aus einem besonderen Grund?«
    Sie räusperte sich und schaute an die Decke. »Wie alt ist Vera?«
    »Und du erzählst mir was von ›beat about the bush‹«, lachte Åkesson. »Neun«, fügte er hinzu.
    »Was würde sie dazu sagen, mit einem ein Jahr jüngeren Jungen zusammen zu sein? Und was würde die Großmutter sagen?«
    Bengt Åkesson lachte schallend.
    »Nur vorübergehend«, sagte sie und bekam lächerlich rote Backen.
    »Ich glaube, Vera fände es lustig«, sagte er.
    »Und deine Mutter?«
    »Die will lieber ein paar Flaschen Bourgogne als Geld. Damit es nicht so nach Schwarzarbeit aussieht.«
    Dann war er weg.
    Sie blieb einen Augenblick reglos stehen und sah die Tür an. Dann schüttelte sie alle widersprüchlichen Gefühle ab, griff nach der Mappe und ging hinaus auf den Gang.
    Anders saß auf Lena Lindbergs Schoß und faltete seltsame kleine Papierfiguren. Er war hoch konzentriert.
    »Origami«, sagte Sara Svenhagen von der anderen Schreibtischseite. »Eine edeljapanische Kunstform. Hast du die Eröffnung der Fußball-WM gesehen?«
    Holm nickte langsam. Die Papierstücke formten sich nach und nach zu einem Tiger. Einem edeljapanischen Tiger?
    Auf jeden Fall war es etwas völlig anderes als Autos, die wie wild an den Häusern der Stadt vorbeisausten. Endlich.
    »Was sagen die

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