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Ungeschoren

Ungeschoren

Titel: Ungeschoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Tonbandgerät. »Lass mich raten«, sagte er. »Ein anonymer Hinweis?«
    Grundström nickte. »Allerdings nicht ganz das Übliche«, sagte er und verzog das Gesicht zu einer kleinen Grimasse.
    »Was ist schon das Übliche. Die Fantasie hat sich als unerschöpflich erwiesen, wo es um Anzeigen gegen Polizisten geht.«
    »Du hast recht«, sagte Grundström. »Dieser Anruf kam direkt an mich und berührt dich. Ich habe dich vor derartigen Situationen gewarnt. Es gilt, kühlen Kopf zu bewahren.«
    Paul spürte, wie sich ein Kloß in seinem Hals bildete. Er versuchte, ihn hinunterzuschlucken. Es ging nicht richtig.
    »Berührt mich?«
    »Am besten hören wir es uns zunächst einmal an, ohne etwas zu kommentieren. Ich habe den Anruf vor einer knappen Stunde bekommen. Bist du bereit?«
    »Allzeit bereit«, sagte Paul Hjelm.
    Grundström drückte auf die Starttaste. Als Erstes war seine eigene Stimme zu hören: »Grundström.«
    Eine Männerstimme, die sich ziemlich verzerrt anhörte, sagte: »Sind Sie der Chef der Abteilung für Interne Ermittlungen?«
    »Ja. Worum geht es?«
    »Es geht um einen Polizeibeamten, der in schwerwiegende kriminelle Machenschaften verwickelt ist.«
    »Wer spricht denn da?«
    »Das hat Zeit.«
    »Um was für kriminelle Machenschaften geht es?«
    »Drogenvergehen«, sagte die dumpfe Stimme.
    »Und wer ist der Polizeibeamte?«
    Kurze Pause. Dann: »Kriminalinspektor Jorge Chavez von der Spezialeinheit für Gewaltverbrechen von internationalem Charakter bei der Reichskriminalpolizei.«
    »Aha«, sagte Grundströms Stimme, und sie klang nicht ganz wie sonst. »Und worum genau geht es jetzt?«
    »Es liegt einige Jahre zurück«, sagte die dumpfe Stimme.
    »Als Chavez bei der Polizei in Sundsvall arbeitete.«
    »Und da hat er sich also eines schweren Drogenvergehens schuldig gemacht, Ihnen zufolge. Einem anonymen Anrufer?«
    »Wollen Sie zuhören oder nicht?«
    »Ich höre zu.«
    »Jorge Chavez hat damals viel Musik gemacht. Meistens Jazz, ein bisschen Rock. Zusammen mit einer Gruppe von Musikern betrieb er ein kleines Jazzcafé, eine Art Jazzclub mit Namen Majls. Nach Miles Davis. Dort wurde damals einiges an Drogen konsumiert. Es war eine richtige verdammte Opiumhöhle.«
    »In welcher Weise war Chavez beteiligt?«
    »Man konnte dort Drogen kaufen. Alles, von Marihuana und Haschisch bis zu Crack und Ecstasy. Hauptsächlich Kokain und Heroin. Ziemlich viel Amphetamin. Mehr Aufputsch- als Abtörnstoff. Das Majls war ein Umschlagplatz für Rauchheroin in Norrland.«
    »Aha«, sagte Grundström ruhig. »Noch was?«
    Nach einem Moment des Schweigens fuhr die dumpfe Stimme fort: »An Ihrer Stelle würde ich gleich heute einen Drogentest bei Chavez machen. Ich wette, dass er immer noch Drogenmissbrauch betreibt.«
    »Okay«, sagte Grundström. »So weit die Anklage. Und jetzt die Beweise.«
    »Ich habe keine Beweise, aber ich habe eine Menge Namen von Leuten, die bestätigen können, was ich gesagt habe. Wollen Sie sie haben? Oder werden Sie dieses Gespräch einfach begraben? Wenn in ein paar Tagen nichts passiert ist, rufe ich vom Reichskriminalchef bis zum Justizminister alle an. Von der Presse ganz zu schweigen.«
    »Wie bekomme ich die Namen?«, sagte Grundström.
    »Ich faxe sie Ihnen im Lauf der nächsten Stunde zu.«
    »Okay, gut. Nein, ich werde es nicht begraben. Ich werde untersuchen, ob an Ihren Behauptungen etwas dran ist. Aber es wäre glaubwürdiger, wenn Sie nicht anonym blieben.«
    »Wenn es zum Prozess kommt, werde ich in Erscheinung treten. Machen Sie sich darum keine Sorgen.«
    »Also im Lauf der nächsten Stunde?«
    »Im Lauf der nächsten Stunde.«
    Das Gespräch war zu Ende. Grundström drückte auf die Stopptaste. Er musterte Hjelm.
    Hjelm war übel. Jorge Chavez war sein bester Freund. Mehr war dazu nicht zu sagen. Chavez war der beste Freund, den er je gehabt hatte. Er hatte ihm über die schwierige Phase der Scheidung hinweggeholfen. Er war für ihn da gewesen, als Hjelm dringend Menschen um sich herum brauchte. Paul Hjelm war der Erste gewesen, den Chavez angerufen hatte, nachdem seine Tochter Isabel geboren war.
    »Ich nehme an, das Fax ist gekommen«, sagte er schwer.
    Niklas Grundström legte ein Blatt Papier neben das Tonbandgerät. Hjelm sah es an. Acht Namen und Anschriften mit Telefonnummern und E-Mail-Adressen. Ein penibler Denunziant.
    »Niemand außer mir weiß davon«, sagte Grundström.
    »Du kannst von Befangenheit und so weiter reden, aber ich gebe es dir, damit nur du

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