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Ungeschoren

Ungeschoren

Titel: Ungeschoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Trommelwirbel.
    »Kommt, wir machen weiter«, rief er. »Das hier wird ein verdammt herrlicher Tag. Was haltet ihr von ›Voices Inside My Head‹«?
    »Absolut«, sagte Chavez, denn das war es, was die Stimmen im Kopf schrien.

15
     
    »Ich sehe echt Scheiße aus«, sagte Lena Lindberg und befingerte ihren Nabel. Das Piercing hatte angefangen zu eitern. Sie zog die Hand vom Hemd und roch heimlich an den Fingern. Tatsächlich, entzündet. Verdammt. Schon wieder.
    »So schlimm ist es wohl nicht«, sagte Sara Svenhagen und beugte sich über den Schreibtisch nach unten. Ein wenig verwundert vielleicht.
    »Ich glaube, es war, als er sagte, er habe es sein ganzes Leben lang ›mit‹ gemacht oder so was in dem Stil. Was hat er damit gemeint?«
    Sara lächelte. »Ich habe einmal in einer live gesendeten Pressekonferenz mit Waldemar Mörner gesessen«, sagte sie.
    »Man versteht nie, was er meint.«
    »Soll man es vielleicht metaphorisch verstehen, dass er es sein ganzes Leben ›mit‹ gemacht hat?«, fragte Lena.
    »So würde ich es sehen«, meinte Sara. »Immer geschützt. Mach weiter, statt dir über so was Gedanken zu machen.«
    Lena Lindberg nahm das nächste Bild von dem dicken Fotostapel.
    »Wer ist das?«, fragte sie und zeigte auf einen kleinen dunklen Typ mit einem winzigen Bündel vor dem Bauch.
    »Der neben dir?«
    »Aber da ist ja meine kleine Isabel«, stieß Sara Svenhagen aus. »Mit einer Art Anhängsel. Ja, jetzt erkenne ich es. Das ist mein hochverehrter Gatte. Der frustrierte Musiker.«
    Lena Lindberg starrte verblüfft auf ihre große blonde Tischnachbarin: »Sag bloß, und ich hatte mich für vorurteilsfrei gehalten. Entschuldigung. Er ist ja eine Legende, fast vom gleichen Kaliber wie Hjelm. Jorge Chavez.«
    »Hör doch auf mit dieser Heldenverehrung«, sagte Sara.
    »Woher kommt diese Unsitte?«
    »Unten beim Fußvolk wird geredet. Daher komme ich. Die A-Gruppe ist so ein bisschen was wie die erste Liga, ob ihr es mögt oder nicht. Ihr werdet wirklich bewundert. Und beneidet. Die, die euch am meisten bewundern, sagen, dass ihr euch für was Besonderes haltet.«
    Sara Svenhagen lachte. »Da sieht man’s. Hier oben, auf dem Gipfel des Berges, merkt man davon nichts.«
    »Ein Haufen Kinder«, sagte Lena Lindberg und zeigte auf das nächste Bild. »Der Chef der Internabteilung hat mich abgefragt, als wäre ich ein Unterstufenkind unter all den anderen.«
    »Er ist zu förmlich, um es zu zeigen, aber er ist wahnsinnig stolz auf die kleine Horde von Kindern. Was du mitgekriegt hast, war wahrscheinlich Niklas Grundströms Art und Weise, die Brieftasche herauszuholen und Familienbilder zu zeigen. Nimm es nicht persönlich.«
    »Nein, um Gottes willen«, sagte Lena Lindberg und nahm es persönlich. »Und die zwei kleinen Mädchen da, die Puppen?«
    »Viggos kleine Gottesgaben«, sagte Sara. »Charlotte und die kleine Sandra.«
    »Norlanders?«, platzte Lena heraus.
    »Schwedens am meisten videogefilmte Kinder.«
    »Was? Seine Enkel?«
    »Nein. Seine Töchter. Das ist eine lange Geschichte. Die erzähle ich ein andermal.«
    »Ich will alles hören, alles, alles«, sagte Lena Lindberg und griff zum nächsten Bild. »Das hier ist auf jeden Fall Hultin höchstpersönlich.«
    »Ja«, sagte Sara. »Diese Miene! Sonst sieht man in der Regel nicht viel in seinem Gesicht.«
    »Außer der Nase.«
    »Ja. Außer der. Vermutlich hat er gerade Mörner erblickt. Das ist sein gefühlsgeladenster Moment. Apropos …«
    Sara Svenhagen ergriff den ganzen Stapel und blätterte wild darin.
    »Ich möchte gern wissen, ob es was geworden ist«, sagte sie kryptisch.
    »Ich glaube, ich weiß, woran du denkst.«
    Sara schlug mit der Hand auf den Schreibtisch: »Ha, hier ist es. Ich dachte doch, ich hätte einen Blitz gesehen. Guck mal.«
    Das Bild stellte den Abteilungschef Waldemar Mörner dar, formell Chef der Spezialeinheit für Gewaltverbrechen von internationalem Charakter bei der Reichskriminalpolizei, die normalerweise als A-Gruppe bezeichnet wurde. Er lag der Länge nach in der Luft, und sein Gesicht drückte die reinste Verblüffung aus. Über ihm schwebte ein großer Tisch. Und neben ihm in der Luft flatterte – wie eine Schwalbe, die vor schlechtem Wetter warnt – ein blondes Toupet.
    »Jesses«, sagte Lena Lindberg.
    »Da haben wir die seit langem ersehnte Antwort«, sagte Sara Svenhagen. »Es ist ein Toupet. Die Zeit der Wetten ist vorbei. Sie standen sowieso schlecht.«
    »Aber was ist ihm eigentlich

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