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Ungeschoren

Ungeschoren

Titel: Ungeschoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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du gern öfter so gehen.«
    Sara zog sich ein von der Schwangerschaft geweitetes T-Shirt über, das ihr gegen die Schenkel schlug, als sie in die Küche zurückging.
    »Es war für mindestens fünf Jahre das letzte Mal, dass wir ausgegangen sind«, sagte sie betrübt.
    »Wir müssen nur einen anderen Babysitter finden«, sagte Jorge geduldig.
    »Lach nicht«, sagte Sara und hob drohend den Zeigefinger.
    »Ich finde nicht, dass ich lache.«
    »Du lachst innerlich. Ich seh’s dir an.«
    »Du denkst an Brynolf im Zustand der Auflösung? ›Die Windeln funktionieren nicht! Mit denen stimmt etwas nicht!‹ Da gibt es doch nichts zu lachen.«
    Sara beobachtete Jorge. Zwei vollkommen ausdruckslose Blicke begegneten sich über dem wippenden Kopf ihrer Tochter. Es war ein Spiel.
    Sara verlor. Ihre Mundwinkel zogen sich nach oben.
    »Mist«, sagte sie und lachte.
    »Tja«, lachte Jorge. »Er hatte ordentlich Kacke auf dem Anzug. Ich wollte nur nichts sagen.«
    »Mama kann sich nach acht nicht mehr wach halten. Es geht nicht.«
    »Und der Film war auch nicht besonders gut.«
    »Verdammt, wie kannst du so frisch sein? Die ganze Scheißnacht, um Isabel wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Ich habe heute wichtige Vernehmungen.«
    »Lera?«
    »Ja. Es war jemand bei ihr zu Hause, als sie den Anruf von ihrem Bruder bekam. Da bin ich mir allmählich ganz sicher.«
    Jorge nickte und sagte: »Ich bin nicht frisch. Ich versuche nur, meinen Körper zu überlisten. Das hat jetzt eine Zeit lang ganz gut funktioniert.«
    »Und dann wollt ihr spielen, wenn ich es recht sehe?«
    »Nicht diesen Ton, bitte. Ich besuche dich hinterher im Präsidium.«
    »Wieder The Police?«
    »Noch eine Zeit lang. ›King of Pain‹ und ›So lonely‹. ›I have stood here before in the pouring rain / With the world turning circles running ’round my brain / I guess I’m always hoping that you’ll end this reign / But it’s my destiny to be the king of pain.‹«
    »Isabel hat empfindliche Ohren …«
    Er setzte eine kleine Miene auf und schwieg. Einen Moment saßen sie da und starrten sich an. Dann schrie er: »Die Windeln funktionieren nicht!«
    Und sie lachten so, dass Isabel aufhörte zu nuckeln und sie misstrauisch beäugte.
    Sara duschte, legte ein minimales Make-up auf, zog sich an, frühstückte, warf sich die Jacke über und las im Stehen die Schlagzeilen der Zeitungen. Der Fernsehmord hatte endlich die Titelseiten verlassen und war durch einen neuen Mord ersetzt, an einem moldawischen Schwimmtrainer. In Sara klingelte ein Glöckchen, wurde aber sofort von Isabels verblüffendem Schweigen übertönt.
    »Und was ist mit deinen Eltern?«, fragte sie den Gatten, der saß, wo er saß. Die graue Unterhose lag noch immer auf dem Küchentisch.
    »Dann kannst du erleben, was Chaos ist«, sagte Jorge.
    »Aber richtig.«
    Sie gab ihm einen Schmatzer auf die Wange, drückte die Nase in Isabels wuscheliges Haar und machte sich auf den Weg; während des ganzen Spaziergangs ins Polizeipräsidium wich der Duft von Säugling nicht aus ihrer Nase.
    Es war ein wunderbarer Junimorgen, kühl und klar und mit einer fast weißen Sonne, die Gutes verhieß. Die Luft fühlte sich vollkommen rein an.
    Während des erfrischenden Spaziergangs kreiste nur eine Frage in ihrem Kopf: Wo fanden sie einen neuen Babysitter? Nachdem der alte sich als total unfähig erwiesen hatte?
    Und dann war sie da.
    Der Tag sollte mit einer Besprechung in der guten alten Kampfleitzentrale beginnen. Kerstin Holms Anfang als Chefin hatte alle Erwartungen eingelöst, fand Sara. Die A-Gruppe ging wohl einer ziemlich lichten Zukunft entgegen. Trotz allem.
    In der Kampfleitzentrale saß nur Gunnar Nyberg, einen aufgeklappten Laptop auf dem Schoß. Das war ungewöhnlich.
    Sie schlich sich an ihn heran und sagte in sein Ohr: »Mit Laptop und allem.«
    Er fuhr hoch, dass der Laptop in die Luft hüpfte. Dann drehte er sich mit feuerspeienden Augen um. Sein Zorn erlosch sofort, als er sah, dass sie es war. Da konnte Sara immer sicher sein.
    »Tu so etwas nicht«, sagte der alte Teddybär. »Ich kann einen Herzinfarkt bekommen. Ich glaubte in der Nacht schon, dass ich einen bekäme.«
    »Schon wieder?«, sagte Sara.
    »Normalerweise glaube ich ja, dass ich Krebs habe, nicht Probleme mit dem Herzen. Aber heute Nacht war es nahe dran.«
    »Und wieso?«, sagte Sara und setzte sich neben ihn.
    »Es ist schwer zu erklären. Um zwanzig nach zwölf heute Nacht war es, als hörte die Welt für eine kurze Weile auf

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