Ungezähmt: Die Katze (German Edition)
haben.
„Wie geht es dir
jetzt?“, fragte er leise.
„Erschöpft, aber es war
wirklich schön“, antwortete Kathryn. Dann sah sie ihn verschwörerisch an. „Und
danke, dass es kein Bogenschießen gab.“
Er grinste. „Du wärst
enttäuscht gewesen, weil du nicht mitmachen kannst.“
Kathryn zog eine
Augenbraue hoch. „Blödsinn. Du wolltest einfach nicht gegen mich verlieren.“
„Bestimmt“, feixte er
und lachte sie frech an. „Wir werden nächstes Jahr schon sehen, wer hier wen
besiegt.“
Sie boxte ihn gegen die
Schulter und gähnte dann herzhaft. Zeit, ins Bett zu gehen, beschloss er.
Gideon stand auf und
dankte den Leuten, dass sie mit ihnen gefeiert hatten. „Doch wie ihr wisst, war
es nicht ohne, den Kleinen auf die Welt zu bringen, und ich bitte euch, uns
jetzt zu entschuldigen.“
Die Menschen folgten
seinem Toast auf Kathryn, die schüchtern lächelte und sich bedankte.
Dann legte Gideon den
Arm um ihre Taille und stütze sie, während er sie aus der Halle führte. Die
Treppe hinauf trug er sie, dann setzte er sie vorsichtig wieder ab. Kathryn
zuckte kurz zusammen. Auf seinen fragenden Blick sagte sie: „Er muss einfach Hunger haben, sonst platze ich.“
Gideon schmunzelte.
Schweigend gingen sie
auf das Gemach zu. Der Lärm der Halle verklang immer mehr, bis sie nur noch
ihre eigenen Schritte auf dem Flur hörten. Plötzlich blieb Kathryn stehen.
Gideon blieb ebenfalls
stehen und schaute sie irritiert an. „Was ist?“
Sie runzelte die Stirn.
„Es ist so ruhig.“
Er zog die Augenbrauen
hoch, dann wurde ihm kalt. Eine ungute Vorahnung ergriff ihn. Hastig riss er
die Tür auf und rannte in das Gemach. Die kleine Wiege war leer und auch Agnes
war nicht zu sehen. „Großer Gott!“, stieß er hervor. Er ging in das angrenzende
Schlafzimmer und fand Agnes, die auf der Liege lag. Sie schien zu schlafen,
aber bei dem Lärm, den er beim Eintreten gemacht hatte, hätte sie aufwachen
müssen. Offenbar war sie bewusstlos.
Echte Angst befiel ihn
jetzt, eisig und lähmend.
Inzwischen war Kathryn
ins Zimmer getreten und schaute betäubt zu, wie Gideon die Haushälterin
aufsetzte und ihr eine leichte Backpfeife gab.
Agnes murmelte etwas,
dann riss sie die Augen auf. „Was…?“ Sie verstummte, sah Gideon verwirrt an und
zog die Augenbrauen verwundert zusammen, als sie ihn erkannte. Dann schaute sie
sich mit einem Stirnrunzeln um und entdeckte Kathryn, die sich leichenblass am
Türrahmen festhielt.
„Mylady…“ Sie wollte
aufstehen und zu ihr gehen, sackte aber wieder zusammen. Irritiert schaute sie
Gideons Arm an, der sie aufgefangen hatte und nun recht fest hielt. „Danke“,
sagte sie abwesend.
„Agnes, wo ist
Stephen?“, fragte Kathryn, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern.
Agnes schüttelte den
Kopf. „Ich habe ihn in die Wiege gelegt und dann…“, sie hielt sich den
Hinterkopf. „Ich erinnere mich nicht.“ Sie hatte einen verzweifelten
Gesichtsausdruck und zuckte zusammen, als Gideon ihre Haare zur Seite schob.
Gideon spürte Angst in
sich aufsteigen, als er die blutige Beule sah. Jemand hatte die Frau bewusstlos
geschlagen und seinen Sohn geraubt. Brennende Wut stieg in ihm auf, als er
daran dachte, wie wehrlos das Kind war.
Gleichzeitig wurde er plötzlich
ganz ruhig. Er musste jetzt funktionieren, um Stephen zu finden, in Panik
ausbrechen könnte er später noch. Sein Puls wurde langsamer und die tödliche
Ruhe, die ihn als Ritter ausgezeichnet hatte, erfüllte ihn.
„Jemand hat dich
niedergeschlagen“, erklärte er der noch immer verwirrten Frau. „Woran erinnerst
du dich noch? Erzähl einfach der Reihe nach.“
Agnes schaute ihn an
und ihr Blick verfing sich in seinem. Sie holte tief Luft.
„Ich ging mit Stephen
die Treppe hoch und dann habe ich ihn gebadet und in ein Handtuch gewickelt“,
erzählte sie stockend, aber gefasst. Noch einmal atmete sie ein, ließ Gideons
Ruhe in sich einfließen. „Dann haben wir ein bisschen geschlafen.“
„Und dann?“
„Stephen hat geschrien
und ich habe ihn gewickelt. Dann wollte ich ihn wieder hinlegen… Ich habe mich
über die Wiege gebeugt und ihn zugedeckt. Dann habe ich mich umgedreht und
dann…“ Sie hielt inne. „Nichts mehr. Danach nichts mehr.“
„Hast du Schritte
gehört? Oder knarrendes Leder?“
Sie schüttelte den
Kopf. „Nein, Nichts, Mylord.“
Gideon nickte und
setzte die Haushälterin in den Sessel vorm Kamin. „Danke, Agnes. Ruh dich jetzt
aus!“, befahl er leise aber
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