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Ungezaehmte Begierde

Ungezaehmte Begierde

Titel: Ungezaehmte Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Palmer
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»Leg dich hin, Rehauge. Schlaf etwas.« Er war auf einmal froh, dass er die größere Limousine genommen hatte, die vorn eine durchgehende Sitzbank hatte.
    Sie sah ihn mit einem Lächeln an. »Na, wenn das keine Anmache ist. Aber das ist mir jetzt auch egal, ich bin viel zu müde.« Sie lehnte sich zur Seite, streckte sich auf der Bank aus und legte ihren Kopf auf seinen Schoß. »Keine Ahnung, wieso ich allmählich Vertrauen zu dir fasse«, murmelte sie schläfrig. »Das dürfte ich eigentlich nicht.«
    Er strich über ihre Haare. »Danke, dass du nicht auf mich geschossen hast.«
    Sie stöhnte missmutig und brachte ihn damit zum Lachen; jedoch machte sie keine Anstalten, nach der Waffe zu greifen. Innerhalb von Sekunden atmete sie ganz gleichmäßig und er wusste, dass sie nun schlief.
    Er streichelte ihren Arm und verstand nicht, warum er eigentlich so viel Wärme für sie empfand und sie unbedingt beschützen wollte. Sie war doch ein Mensch. Dennoch konnte er sich nicht daran erinnern, wann er sich das letzte Mal jemandem so nah gefühlt hatte. Irgendjemandem.
    Mensch hin oder her, sie war eine bemerkenswerte Frau. Entschlossen und gerissen. Mutig und stark. Aber nicht ohne Mitgefühl. Er hatte ihren Gesichtsausdruck gesehen, als sie, keine Dutzend Meter von der Statue von Abraham Lincoln entfernt, auf die drei Leichen gestoßen waren. Sie hatte mehr als nur Leichen gesehen. Mehr als Opfer. Sie hatte zwei Liebende gesehen, die man gequält und getötet hatte. Und eine Frau, möglicherweise eine Mutter, die niemals mehr zu ihrer Familie zurückkehren würde.
    Er hatte Delaneys Wut über das sinnlose Morden schmecken können. Vielleicht war Rache das ursprüngliche Motiv für ihre Berufswahl gewesen, aber es gab auch eine tiefe Liebe zum Leben in ihr. Und die trieb sie an.
    Das musste er ihr unbedingt sagen. Er strich eine Haarsträhne zurück, die über ihre Wange fallen wollte, hob sie hoch und ließ die weichen Haare durch seine Finger gleiten.
    Auf unerklärliche Weise hatte Delaney Randall begonnen, ihm etwas zu bedeuten. Er wollte, dass sie in Sicherheit war und ihr kurzes, empfindliches Leben bis zum Äußersten auskosten konnte. Mit all den Dingen, auf die sie hatte verzichten müssen und auf die sie immer noch verzichtete. Wie zum Beispiel eine Familie. Oder eine Katze.
    Bei diesem Gedanken musste er lächeln, doch dann wurde er wehmütig. Er spürte, dass sie viel Liebe zu geben hatte und wünschte ihr sowohl eigene Kinder als auch einen Mann, der in jeder Lage zu ihr hielt und sie so liebte, wie sie es verdiente.
    Der Tiger in ihm hob den Kopf und ließ in seinem Hals ein Knurren ertönen.
    Ja, die Vorstellung, dass sie in den Armen eines anderen Mannes lag, gefiel ihm nicht. Aber er wollte sie ganz bestimmt nicht für sich haben. Sie war doch ein Mensch.
    Und was, wenn … nicht?
    Er schob diesen seltsamen, verstörenden Gedanken beiseite und konzentrierte sich wieder auf die Jagd nach seinem Klon.
    Einige Stunden später, als die Sonne bereits hinter den Wolken aufging, rief Hawke an: »Und? Glück gehabt?«
    »Nein. Nicht ein Zeichen von ihm. Aber auch keine Visionen mehr. Entweder hat er noch nicht wieder gefressen oder Delaney hat im Schlaf keine Visionen.«
    »Wir sind im sicheren Haus zurück und sehen zu, dass wir auch etwas Schlaf bekommen.«
    »Ich fahre noch ein bisschen herum.« Er klappte das Telefon ein. Obwohl er müde und hungrig war, wollte er doch noch nicht aufgeben. Ehrlich gesagt, er brachte Delaney auch nur ungern zurück in das sichere Haus zu Kougar und Hawke. Außerdem schlief sie so fest, dass er sie gar nicht wecken wollte.
    Zum hundertsten Mal strich er über ihre Haare. Aber der eigentliche Grund, warum er noch nicht zurückwollte, war ein anderer: Es war Balsam für seine geschundene Seele, ihren zarten Kopf zu halten.
    Sein Tiger schnurrte zufrieden; das hätte er als störend empfunden, wäre er nicht viel zu müde gewesen, darüber nachzudenken. Der Tiger kümmerte sich nur selten um die Frauen, mit denen er zusammen war.
    Er blickte in den Rückspiegel, hob die Sonnenbrille und betrachtete seine Augen. Gestern hatte er zum ersten Mal einen schwarzen Strich quer über seiner Iris entdeckt, der sich wie ein Schatten durch das Grün zog. Heute waren es in beiden Augen bereits mehrere. Er wusste zwar nicht, was das zu bedeuten hatte – Hawke auch nicht –, aber er hatte das Gefühl, dass es nichts Gutes war.
    Als sein Magen eine Stunde später so laut knurrte, dass er

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