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Ungezaehmte Begierde

Ungezaehmte Begierde

Titel: Ungezaehmte Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Palmer
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befürchtete, die halbe Hauptstadt aufzuwecken, fuhr er in Richtung Capitol Hill auf das sichere Haus zu.
    Minuten später schreckte Delaney aus dem Schlaf hoch und stöhnte vor Schmerz. »Nicht schon wieder.«
    Tighe presste seine Hand auf ihre Stirn. Eine Vision toste durch seinen Kopf, nahm ihm den Atem und traf ihn wie ein Schlag in die Magengrube.
    Dieser Mistkerl musste sterben.

 
    9
    Tighe sah vor seinem inneren Auge, was gerade geschah.
    Anders als bei den Visionen, die er allein gehabt hatte, machte ihn diese aber nicht blind. Er sah weiter deutlich die Straße vor sich. Es war ganz so, als würde er die beiden Schauplätze mit zwei unterschiedlichen Augenpaaren betrachten.
    Eine junge Frau lag mit vor Schreck geweiteten Augen auf dem Boden und versuchte sich von dem Knebel in ihrem Mund zu befreien. Hände, die nicht zu Tighe gehörten, hielten sie fest.
    »Weißt du, wer ich bin?«, zischte der Klon der Frau ins Ohr.
    Wild schüttelte die Frau den Kopf.
    »Ich bin der D.C.-Vampir.«
    Tighes Magen krampfte sich zusammen. Der Kerl wusste also ganz genau, was los war. Offenbar tauchte er zwischen den Morden irgendwo unter, wo er Nachrichten sehen konnte. Was eine beunruhigende Vorstellung war, da der Klon mittlerweile eindeutig mehr als nur eine fressende Maschine war. Er dachte. Schmiedete Pläne. Lernte. Das waren keine guten Neuigkeiten.
    Erschrocken riss die Frau die Augen auf, und zwar unglaublich weit. Tighe wurde klar, dass sein Klon genau dies auch bezweckt hatte. Warum sollte er ihr sonst von seinem Spitznamen erzählen? Er wollte ihr Angst einjagen. Er ernährte sich sogar von ihrer Angst.
    Er machte eindeutig Fortschritte. Ein Tier ohne Verstand würde sich auf die simpelste Art ernähren. In diesem Fall: indem er sein Opfer aussaugte und ihm damit die Lebenskraft raubte. Sich von Angst zu ernähren, erforderte mehr Raffinesse, nämlich so etwas wie Intelligenz. Über die sein Klon offenbar in zunehmendem Maße verfügte.
    Das war nicht gut. Überhaupt nicht gut.
    Delaney legte ihre Hand auf seine und presste sie fest gegen ihre Stirn. »Lass nicht los«, flehte sie.
    »Nein.«
    »Warum tut mir deine Hand so gut, Tighe? Weshalb kannst du meine Schmerzen lindern?«
    »Ich weiß es nicht genau, aber ich vermute, es hat damit zu tun, dass du mit meinem Zwillingsbruder in Verbindung getreten bist. Wenn ich dich berühre, erhalte ich Zugang zu deiner Vision, gegen die sich dein Gehirn wehrt, und schließe die Verbindung. Dadurch lässt der Druck in deinem Kopf nach.«
    »Das klingt logisch«, murmelte sie. »Aber auch wieder nicht. Menschen sind doch keine elektrischen Kreisläufe. Nichts von alledem ist logisch.«
    Wenn sie wüsste. Sie hatte damit erst die Spitze eines für ihre menschlichen Augen riesigen, erschreckenden Eisbergs gesehen. Er betete zu der Göttin, dass sie niemals den Rest sehen dürfe. Er könnte den Schrecken in ihren Augen nicht ertragen. In seiner jetzigen Verfassung würde dies endgültig dazu führen, dass er durchdrehte.
    In der Vision packte der Dämon die Arme seiner Gefangenen und brach ihr erst den einen, dann den anderen, während die Frau die ganze Zeit über vor Schmerzen schrie.
    »Kannst du das sehen?«, fragte er Delaney.
    »Nein.«
    Er hielt inne, als der Blick des Klons zu einem Laufstall glitt, aus dem ihn drei Kleinkinder mit großen Augen ansahen. Als das Monster auf sie zuging, kochte er innerlich vor Wut.
    Im Rücken des Klons verwandelte sich das Wimmern der verletzten Frau in ein wütendes Klagen, denn der Klon griff in den Stall, hob ein Kleinkind heraus und presste seinen Mund an den molligen kleinen Hals.
    Tighe stöhnte. »Heilige Göttin!«
    »Was tut er?«, fragte Delaney mit schmerzverzerrter Stimme.
    »Er hat ihr die Arme gebrochen. Jetzt bringt er ihre Babys um. Vor ihren Augen.«
    Delaney stöhnte und krümmte sich, als hätte sie einen Schlag in den Magen erhalten. »Wir müssen ihn fassen.«
    Der Teufel, der sein Gesicht trug, warf den winzigen, leblosen Körper beiseite, sodass er mit einem dumpfen Aufprall zu Boden fiel, und wandte sich dann dem nächsten Kind zu, während die erstickten Schreie der Frau in Tighes Ohren dröhnten.
    »Wir wissen nicht, wo er ist. Warte noch.« Als der Klon das zweite Kind aussaugte, wandte er den Blick zum Fenster. »Auf der anderen Straßenseite liegen die Capitol-Springs-Apartments.«
    »Capitol Springs. Die Gegend kenne ich doch.« Ihre Stimme klang leicht erregt. »Das ist in East Capitol. Sechste oder

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