Ungezaehmte Begierde
Leben.
Aber sie war eine FBI-Agentin. Sie hatte geschworen, das Gesetz zu schützen. Sie ließ sich in ihrer Arbeit nicht von den Gefühlen für einen Mann beeinflussen, von dem sie wusste , dass er in etwas extrem Illegales verstrickt war; von Gefühlen, die sie noch nicht einmal verstand.
Wenn Tighe kam, um sie abzuholen, würde stattdessen er abgeholt werden.
Ihr Magen krampfte sich zusammen. Die Engelsflügel flatterten wütend. Er hatte sie gebeten, ihm zu vertrauen.
Doch er musste verhört werden. Er war in etwas Schlimmes verstrickt, und die Behörden mussten wissen, worum es dabei ging.
Er hatte sein Leben aufs Spiel gesetzt, um zu ihr zu kommen und sie aus diesem dunklen Gefängnis zu befreien. Er hatte sie noch nicht einmal mitgenommen, er hatte sie einfach nur gerettet.
Delaney presste ihre Faust auf den schmerzenden Knoten in ihrem Bauch. Gott, was hatte sie getan!
Ihre Arbeit. Sie hatte ihre Arbeit getan. Er war ein Krimineller. Sein Bruder war ein Mörder. Sie musste sie beide fassen. Ihr blieb keine Wahl. Er war ein böser Kerl, verdammt.
Und auch wieder nicht. Er war zu großer Güte und Sanftheit fähig. Er hatte doch das kleine Mädchen aus den Flammen gerettet. Oder etwa nicht?
Ihr ganzes Leben lang hatte sie Leute in gute und schlechte eingeteilt. Vor allem Kriminelle. Doch Tighe passte weder in die eine noch in die andere Schublade.
Delaney rieb mit der Faust über ihren brennenden Magen. Vielleicht ja doch. Vielleicht war er überhaupt nicht schlecht. Sie wusste nur, dass er in etwas Großes verwickelt sein musste und sich geweigert hatte, sich festnehmen zu lassen. Ihr Instinkt sagte ihr jedoch die ganze Zeit über, dass er nicht böse war. Was wäre, wenn ihr Instinkt recht hatte? Er konnte mit irgendeiner Militäroperation befasst sein oder irgendeiner anderen geheimen Einheit angehören, die den Terrorismus bekämpfen und die Welt retten sollte.
Aber er hatte sie entführt. Und er hatte sie unter Drogen gesetzt.
Gute Güte, versuchte sie denn wirklich, sich einzureden, dass er für all das gute Gründe gehabt hätte?
Ja, vielleicht. Immerhin hatte er ihr nicht wehgetan. Er hatte sie nicht verletzt. Er hatte sogar sehr viel auf sich genommen, um sie vor Schaden zu bewahren. Er hatte sie gerettet.
Und sie hatte ihn schon wieder ausgetrickst, um ihn festnehmen zu lassen. Wenn er nun versuchte zu fliehen und diesmal kein Glück hatte?
Der Knoten in ihrem Magen zog sich zusammen.
Sie hatte Phil das Versprechen abgenommen, dass ihn niemand erschießen würde. Aber selbst wenn sie nicht vorhatten, ihn umzubringen, wollten sie ihn doch um jeden Preis verhaften. Es waren schon zu viele Menschen gestorben, als dass sie ihn laufen lassen durften.
Sie konnte das nicht. Sie konnte einfach nicht zulassen, dass sie noch einmal auf ihn schossen. Es war ein Fehler gewesen. Ein schrecklicher Fehler.
Delaney lief durch die Bäume auf die Straße zu. Sie musste Tighe davon abhalten abzubiegen. Sie musste das Ganze noch verhindern.
Aber sie war kaum zehn Meter gelaufen, als ein Wagen auf den Parkplatz einbog. Eine mittelgroße Limousine mit einem Halogenscheinwerfer.
Nein!
Tief über ihren Kopf flog ein Raubvogel hinweg, doch von diesem nahm sie kaum Notiz. Sie beobachtete, wie der Wagen kurz hinter der Einfahrt langsam zum Stehen kam. Er war noch zu weit entfernt, als dass sie Tighes Gesicht erkennen konnte. Augenblicklich war der Wagen von einem halben Dutzend SWAT-Beamter umstellt, allesamt mit gezogenen Waffen. Wenn er diesmal versuchte zu flüchten, war er ein toter Mann.
»O Gott, Tighe. Was habe ich getan?«
Jemand legte ihr seine riesige Hand auf den Mund und presste sie mit eisernem Griff an seine muskulöse Brust.
»Du hast genau das getan, was er von dir erwartet hat«, sagte eine tiefe, irgendwie bekannte Stimme dicht an ihrem Ohr.
14
Paenther drehte sich bei dem Geräusch des Blinkers um und stellte fest, dass Foxx den Mustang zu einem kleinen, heruntergekommenen Lebensmittelladen lenkte, der an einem steilen, dicht bewaldeten Hügel lag. Über der schmalen Tür hing ein altes Schild. Darauf stand MARKT. Als wäre es der einzige Laden, in dem man in dieser gottverlassenen Gegend mitten in den Bergen von West Virginia überhaupt etwas kaufen konnte.
Wahrscheinlich war es auch so.
Ein Reh und ein Hirsch blickten neugierig um die Ecke des alten Backsteingebäudes, bis Foxx über den Kies auf den fast leeren Parkplatz preschte. Das Paar floh in den Wald.
»Sagt dein
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